Mimimi: Du scheiss Dienstag, du!
Meinung

Mimimi: Du scheiss Dienstag, du!

Luca Fontana
14.5.2019
Bilder: Thomas Kunz

Der Arschloch-Tag der Woche? Für die Meisten der Montag. Nicht umsonst heisst es Montagsmodell, wenn etwas scheisse ist oder nicht funktioniert. Nicht für mich. Dienstag, das miese Schwein, ist viel schlimmer.

Eine Katastrophe, mein Arbeitslaptop. Nichts Böses ahnend starte ich ihn auf, logge mich ein und mache mich an die Arbeit. Dann ein schwarzes Bild. Restart und 20-Sekunden-Druck auf Power-Taste führen nicht zum gewünschten Ergebnis.

Was ist nur los? Ach so: Es ist Dienstag.

Dienstag. Was stimmt nicht mit diesem Tag? Ich meine, nur schon der Name. Dienstag. Meistens ist dann Patchday, und nichts funktioniert. Der Dienstag ist schon rein von der Idee her gescheitert. Keinen anderen Wochentag verabscheue ich mehr. Nicht mal den Montag. Der kommt immerhin gleich nach dem Sonntag. Also einem freien Tag, der zum Wochenende gehört. Dort gibt es weit weniger IT-Probleme, weil die Meisten etwas Besseres zu tun haben, als entsetzt ihren nutzlosen Arbeitslaptop anzustarren (so wie ich jetzt).

Zum Wochenende gehört auch der Samstag. Damit sind Samstag und Sonntag schon mal save. Die Meisten haben frei, sehen ihre Liebsten oder gehen ihren Hobbys nach. Oder schlafen. Besonders sonntags, nach einer durchzechten Nacht. An keinem anderen Wochentag füllen wir unsere Schlafreserven so gut auf wie am Sonntag.

Dann folgt eben der Montag. Der ist vom Konzept her auch beschissen, weil er der erste Tag der Woche ist. Aber immerhin ist er nicht so hinterlistig beschissen wie der Dienstag. Er ist aufrichtig beschissen, ohne Hintergedanken. Das macht ihn schon fast wieder sympathisch. Und wer will, kann den positiven Wochenend-Vibe in den Montag mitziehen. Morgens bei der Kaffeepause im Büro zum Beispiel. Abgesehen davon sind die Schlafreserven noch voll. Genug Energie, um frohen Mutes Neues anzupacken. Etwa um einen neuen Laptop bei der IT zu erbetteln, zum Beispiel. Eigentlich gar nicht so schlimm, dieser Montag.

Am Mittwoch ist die halbe Woche schon durch. Er ist die Wende auf dem steinigen Weg zum Wochenende. Am Donnerstag finden bereits erste Events und Konzerte statt. Und über den Freitag brauchen wir gar nicht gross zu reden. Nur schon der Gedanke an ihn lässt viele Herzen höher schlagen. An keinem anderen Wochentag ist das Wochenende in seiner ganzen Gänze so nah. Ich bin mir nicht sicher, ob der Freitag aufs Wochenende abfärbt, oder das Wochenende auf den Freitag. Sei’s drum. Freitag ist gut.

Aber Dienstag… Dienstag ist das Arschloch unter den Wochentagen.

Fuck you, Dienstag

Gerade, wenn du denkst, mit dem Montag das Schlimmste überstanden zu haben, trifft dich der Dienstag mit voller Breitseite, weil er sich hinterhältig hinter dem Montag versteckt. Aber passieren tut am Dienstag absolut gar nichts. Wie bei meinem Laptop, der mittlerweile einem lausigen Ersatzlaptop Platz gemacht hat. Höchstens, das manch einer (zum Beispiel ich) länger bei der Arbeit bleibt, weil ja sonst nichts läuft (zum Beispiel mein Arbeitslaptop). Abgesehen davon verlangt es der Name – Dienst tun.

Du scheiss Dienstag, du.

Ein mieser Tag, der einfach da ist, und nichts anderes tut, als da zu sein, um den Weg zum Wochenende unnötig in die Länge zu ziehen. Die Überlandstrasse mit Tempolimit 50 und null Ausblick oder sonst irgendwie Abwechslung. Der eine Absatz am Ende der Treppe, mit der du nicht rechnest und die dich der Länge nach auf die Fresse fliegen lässt. Der eine Mitschüler, der selbst wenn der Lehrer schon fünf Minuten überzogen hat noch dumme Fragen stellen muss.

Der beschissenste Wochentag

Welcher ist deiner Meinung nach der beschissenste Wochentag?

Gefühlt ist der Dienstag der Moment, wenn du abends wohlig eingekuschelt im Bett liegst und dann realisierst, dass du noch Pipi musst. Die Zahnpasta, die du auf deine Zahnbürste schmierst, aber beim Ansetzen abrutscht und ins Lavabo fällt. Der Arbeitslaptop, der grundlos entschieden hat, den Dienst zu quittieren und in Reparatur gegeben werden muss. Die eine unachtsame Sekunde, in der du dreckiges Besteck in den sauberen Geschirrspüler schmeisst und damit alles kontaminierst.

Der Dienstag hat nichts, was für ihn spricht. Gar nichts. Keine Wochenend-Vibes, keinen Meilenstein, der die Mitte der Woche markiert, keine Events oder Vorglühen, und schon gar nicht «frei» im Namen. Im Gegenteil. Und wenn doch mal etwas am Dienstag passiert, dann ist es eine Katastrophe. Der 11. September zum Beispiel. Oder der übelste Börsen-Crash aller Zeiten, der am 29. Oktober 1929 stattgefunden und eine Weltwirtschaftskrise ausgelöst hat. Oder der Absturz meines Arbeitslaptops und die Notiz, dass ich ihn frühestens in einer Woche zurück kriege – wenn überhaupt.

Der Dienstag ist einfach nur ein Kotzbrocken.

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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