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Patrick Bardelli / Das Cockpit im Teamfahrzeug des sportlichen Leiters Alex Sans Vega vom Q36.5 Pro Cycling Team
Hintergrund

171 Kilometer und jede Menge Adrenalin: Im Teamfahrzeug vom Q36.5 Pro Cycling Team an der Tour de Suisse

Es beginnt gemütlich, wird kurzfristig hektisch, bevor es am Ende schweisstreibend zum Gotthardpass hinauf geht. Ich begleite den sportlichen Leiter des Q36.5 Pro Cycling Teams auf einer Etappe der Tour de Suisse. Nach 171 Kilometern im Teamfahrzeug bin ich fix und fertig.

Für alles gibt es ein erstes Mal: für den ersten Kuss, den ersten Liebeskummer, die erste Tour de Suisse. Mein erstes Mal war dieses Jahr. Im Ziel der zweiten Etappe in Regensdorf stand ich fasziniert neben der Ziellinie und fieberte der Ankunft des Pelotons entgegen. Meine Eindrücke dazu? Voilà.

Geht es noch besser? Ja, und wie!

Einmal hinauf zum Gotthardpass bitte!

Sieben Fahrer aus fünf Nationen fahren dieses Jahr für das Q36.5 Pro Cycling Team die Tour de Suisse. Begleitet werden sie während der acht Etappen von 20 Staffmitgliedern, 21 Strassenrädern, sieben Zeitfahrmaschinen und rund sieben Tonnen weiterem Material. Mehrere Begleitfahrzeuge und der Mannschaftsbus transportieren Mensch und Material während der acht Etappen kreuz und quer durch die Schweiz. Eine logistische Herausforderung und Meisterleistung.

Darüber hinaus arbeitet der Facharzt für Orthopädie und Traumatologie des Bewegungsapparates als einer der Teamärzte für die Schweizer Radsportmannschaft. Auf seine Einladung hin stehe ich kurz vor dem Start in Rüschlikon mit grossen Augen und ein wenig feuchten Händen beim Mannschaftsbus. Vor den Athleten liegt die erste Bergetappe mit Ankunft auf dem Gotthardpass. Vor mir eine streckenweise wilde Autofahrt über rund 170 Kilometer.

Business as usual

Vor dem Start läuft im Team alles sehr ruhig und professionell ab. Die Mechaniker stellen die Räder bereit, im Teambus wird nochmals die Taktik für den Tag besprochen (mehr dazu später), einzelne Fahrer machen sich auf der Rolle warm. Es riecht stark nach «Business as usual». Wie es aussieht, bin nur ich nervös, schliesslich hatte ich noch nie die Gelegenheit, so hautnah bei einem Profi-Radteam zu sein. Und werde diese Chance vermutlich auch nie mehr bekommen.

Nach der obligaten Teampräsentation fällt um 12.30 Uhr zunächst der virtuelle Startschuss. Und kurz davor kommt es im Team zum einzigen Defekt des Tages, zumindest dem einzigen, den ich mitbekomme. Ein Fahrer hat einen platten Hinterreifen. Der Mechaniker wechselt das Rad, und los geht die Etappe. «Lieber so, als während des Rennens», sagt Cédéric Stähli.

Hektische Startphase

Nach zweieinhalb neutralisierten Kilometern gibt die Rennleitung die Etappe frei. Das Motto lautet: Achtung, fertig, los. Die erste Stunde des Rennens ist hektisch und mit rund 43 zurückgelegten Kilometern ultraschnell. Und das, obwohl schon auf den ersten Kilometern einige Steigungen zu bewältigen sind. Wie ihre Taktik für den heutigen Tag aussieht, will ich von Alex Sans Vega wissen.

Wir wollen heute unbedingt einen Fahrer in die Fluchtgruppe und so an den Beginn der Steigung zum Gotthard bringen. Dort soll dieser dann als Relaisstation für andere Fahrer des Teams fungieren.
Alex Sans Vega

Der Schweizer Matteo Badilatti versucht in der Folge zweimal vergeblich die richtige Fluchtgruppe zu erwischen. Pech fürs Team: Beim dritten Anlauf klappt es und einige Fahrer können sich absetzen – ohne Beteiligung des Q36.5 Pro Cycling Teams. Sehr zum Missfallen des sportlichen Leiters.

Die Ruhe vor dem Anstieg

Danach kehrt – zumindest taktisch – Ruhe ein. Das Feld lässt die Fluchtgruppe gewähren, der Vorsprung beträgt maximal knapp sieben Minuten. Langsamer wird das Rennen allerdings keineswegs: In der zweiten Rennstunde legen die Fahrer sagenhafte 47,9 Kilometer zurück. Ich meine mich noch dunkel an Zeiten erinnern zu können, wo sowas Stundenweltrekord auf der Bahn gewesen wäre. Tempi passati.

Was die Highlights seiner bisherigen Karriere sind, will ich von ihm wissen. «Unter anderem sicherlich die Zusammenarbeit mit Marlen Reusser im Rahmen der Olympischen Spiele in Tokio». Dort gewann die 33-Jährige die Silbermedaille im Einzelzeitfahren.

Und nach der Tour de Suisse? «Als nächstes stehen die Deutschen und die Schweizer Meisterschaften im Zeitfahren und auf der Strasse an. Und dann arbeite ich an der WM im September in Zürich für Luxemburg.» Das Velomechaniker-Business ist international. Unterdessen nähern wir uns Altdorf und die Fahrer verlangen nach Verpflegung.

Plan B

Nachdem es keiner seiner Fahrer in die Fluchtgruppe geschafft hat, ruft Alex Plan B aus. Die Mannschaft soll den Rückstand zu den Ausreissern möglichst verkleinern und sich mit den beiden Fahrern fürs Gesamtklassement, Matteo Badilatti und David de la Cruz, im Ranking am Ende des Tages nach vorne arbeiten. Man spürt, dass der Druck auf das Schweizer Team, an der heimischen Rundfahrt gute Resultate zu liefern, gross ist. Mittlerweile sind wir in Altdorf.

Hier beträgt der Rückstand des Feldes auf die Spitzengruppe immer noch rund sechs Minuten. Über den Teamfunk informiert Alex seine Fahrer und fordert sie auf, den Abstand weiter zu verringern. Bis zum Fuss des Gotthards wird seine Mannschaft von maximal sieben Minuten Rückstand, die Hälfte aufgeholt haben.

Multitasking auf höchstem Niveau

Ach ja, und auf dem Smartphone an der Windschutzscheibe läuft die Direktübertragung des Rennens auf SRF. Ich habe keine Ahnung, wie Alex das alles auf einmal in seinem Hirn verarbeitet. Habe jedoch höchsten Respekt vor dieser Leistung. Ob er sich an seinen ersten Einsatz als sportlicher Leiter eines Teams erinnern kann, frage ich ihn. «Ja, ich war nach dem Rennen komplett fertig, kam ins Hotel und fiel ins Bett.»

Auf dem Dach der Tour de Suisse 2024

Nach 171 Kilometern und dem rund 33 Kilometer langen Aufstieg mit durchschnittlich knapp sieben Prozent Steigung erreichen die Fahrer nach viereinhalb Stunden das Ziel auf dem Gotthardpass. Es wird nichts mit einem Etappensieg für das Q36.5 Pro Cycling Team. Und auch Matteo Badilatti und David de la Cruz können sich im Gesamtklassement nicht entscheidend verbessern. Beide liegen nach der ersten Bergankunft mit je über zwei Minuten Rückstand ausserhalb der Top 20.

Die Etappe geht übrigens solo an den Norwerger Torstein Træen (Bahrain Victorious), der seinen ersten Sieg auf höchster Rennstufe feiert. Noch eine Première.

Epilog

Nach einem langen, aufregenden Tag voller Eindrücke und Adrenalin bin ich zurück zu Hause. Und falle todmüde ins Bett. Dabei habe ich den ganzen Tag mehr oder weniger auf dem Beifahrersitz verbracht. Ich denke an die Leistung der Fahrer und auch jene von Alex und Cédéric, der vermutlich noch immer in der Werkstatt steht und die Räder für den nächsten Tag auf Vordermann bringt. Dann falle ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Titelbild: Patrick Bardelli / Das Cockpit im Teamfahrzeug des sportlichen Leiters Alex Sans Vega vom Q36.5 Pro Cycling Team

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Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.


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Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

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