350 km/h! Die schnellste Kameradrohne der Welt verfolgt Max Verstappen in seinem Formel-1-Auto
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350 km/h! Die schnellste Kameradrohne der Welt verfolgt Max Verstappen in seinem Formel-1-Auto

Manuel Wenk
29.2.2024

Formel-1-Action auf der Rennstrecke von Silverstone. Drohnenpilot Ralph Hogenbirk verfolgt mit einer speziell entwickelten Drohne einen Boliden, der von Max Verstappen gesteuert wird. Die Zuschauerinnen und Zuschauer bekommen so ein Gefühl für die Geschwindigkeiten auf einem Formel-1-Kurs.

Eine Consumer-Drohne, wie sie die meisten kennen, bleibt bis zu 45 Minuten in der Luft und fliegt mit rund 80 Stundenkilometern durch die Gegend. Wer sich selbst eine FPV-Drohne (First Person View) baut, fliegt immerhin schon mit bis zu 180 Stundenkilometern durch die Luft.

Was jetzt aber dem Team um den niederländischen Drohnenpiloten Ralph Hogenbirk gelungen ist, hat bisher noch niemand geschafft. Die Drohne, die eher an eine Rakete erinnert, hat eine Flugzeit von rund drei Minuten, sprintet in vier Sekunden von 0 auf 300 und erreicht sogar eine Geschwindigkeit von bis zu 350 Kilometern pro Stunde. Zum Vergleich: Formel-1-Boliden brauchen etwa doppelt so lange, um den Top Speed von 300 Stundenkilometer zu erreichen, wie hier im Video zu sehen ist:

Ein Jahr lang hat das Team um «Shaggy FPV», wie Hogenbirk auch genannt wird, die Drohne entwickelt und getestet. Zuerst im Simulator, dann auf der echten Rennstrecke mit Ersatzfahrer Liam Lawson und dem 13-fachen Grand-Prix-Sieger David Coulthard.

Die Steuerung verlangt schnelle Daumen

Der Pilot steuert die Drohne manuell. Er setzt eine Videobrille auf, die ihm ein Livebild der Drohnenkamera zeigt, und manövriert das Fluggerät mit seinen Daumen über einen Controller. Wie schwierig das ist, konnte ich vor ein paar Jahren selbst erfahren.

  • Hintergrund

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    von Manuel Wenk

Viele Piloten setzen heute auf ein digitales System, wie es zum Beispiel von DJI hergestellt wird. Diese Systeme senden das Videosignal von der Drohne zur Brille. Allerdings haben digitale Lösungen eine leichte Verzögerung von etwa 30 Millisekunden. Zu viel für ein Fluggerät, das einem Rennwagen mit 350 km/h folgt. Die Latenz eines analogen Systems ist wesentlich geringer. Nachteil: Die Bildqualität gleicht einem Ameisenhaufen (wie damals bei den Röhrenfernsehern) und macht es dem Piloten zusätzlich schwer. Wie im Video zu sehen, setzt Hogenbirk dennoch auf ein analoges System.

Hogenbirk kurz vor dem Flug
Hogenbirk kurz vor dem Flug
Quelle: Red Bull

So haben wir Formel 1 noch nie gesehen

Nach stundenlangem Training ist am 13. Februar der grosse Tag für Pilot und Rennfahrer gekommen. Diesmal sitzt der dreimalige Weltmeister Max Verstappen im Cockpit. Der Regen hat die Strecke durchnässt. Der Pilot hat nur einen Versuch, den gerade vorgestellten Rennwagen RB20 zu filmen.

Rennfahrer Verstappen sagt über das Projekt: «Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals eine Drohne sehen würde, die so schnell ist, nur um Aufnahmen zu machen. Ich war wirklich überrascht, wie schnell sie war und wie nah sie mir in den Kurven kam. Das gibt der Formel 1 eine ganz neue Perspektive.»

Das Video vermittelt dem Publikum ein Gefühl dafür, wie es sich anfühlen muss, am Steuer eines Rennwagens zu sitzen. Auf langen Geraden rauscht die Landschaft nur so vorbei. Hogenbirk über das einzigartige Projekt: «Keine Kameradrohne der Welt ist so schnell wie unsere. Das ist ein einmaliger Prototyp. So etwas Verrücktes habe ich noch nie gemacht.»

Der neue RB20 auf dem Silverstone-Circuit
Der neue RB20 auf dem Silverstone-Circuit
Quelle: Red Bull

Bald im Fernsehen?

Das Projekt wurde von RedBull unterstützt und Hagenbrik hat sich bereits mit einem Drohnen-Bike-Video in Chile einen Namen gemacht. Für Red Bull ist das Projekt neben Sprüngen aus dem All und anderen verrückten Dingen ein weiterer, sehr gelungener Marketing-Coup. Das Video wurde schon nach wenigen Stunden einige Millionen mal angeklickt.

Eine Drohne mit 350 Sachen durch die Gegend fliegen zu lassen, hat allerdings noch niemand gemacht. Spektakuläre Bilder mit FPV-Drohnen kennen wir bereits von Abfahrtsrennen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer sind hautnah dabei, wenn sich Marco Odermatt und Co. das Lauberhorn hinunterstürzen. Bis Drohnen in der Formel-1 zum Einsatz kommen, wird es wohl noch eine Weile dauern. Was genau auf der Rennstrecke passiert, ist weniger gut vorhersehbar als bei Skirennen. Ein Fehler des Drohnenpiloten hätte hier weitreichende Folgen.

Würdest du dich freuen, solche spektakulären Bilder bald im Fernsehen zu sehen?

Titelbild: Red Bull

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Als Multimedia-Produzent ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, Inhalte auf vielfältige Art und Weise aufzubereiten. In meiner Freizeit zieht es mich in die Berge, sei es zum Skifahren, Mountainbiken oder Wandern. Und natürlich habe ich meine Kamera immer griffbereit, genauso wie meine FPV-Drohne. 


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