And cut! Horror am Twilight-Set mit Chuckesme, der Mörderpuppe
Hintergrund

And cut! Horror am Twilight-Set mit Chuckesme, der Mörderpuppe

Luca Fontana
18.9.2018

Du denkst, nur Drehbuchautoren können gute Geschichten schreiben? Pustekuchen! Kuriositäten, lustige Anekdoten und verrücktes Allerlei rund ums Kino und Filmemachen – darum soll’s hier gehen. Heute: Chuckesme, die Mörderpuppe.

Vampir Edward (Robert Pattinson) und Menschenfrau Bella (Kristen Stewart) sind schrecklich fest miteinander verschätzlet. Edward muss aber der Versuchung widerstehen, Bella zu beissen und ihr Blut zu trinken. Das wäre ein grosses Pfui-Pfui, weil sie dann auch zum Vampir würde.

Werwolf Jacob (Taylor Lautner) ist ebenfalls in Bella verliebt. Werwölfe sind übrigens die grössten Feinde der Vampire. Das macht alles furchtbar kompliziert. Aber dann kriegt Bella von Edward ein Baby: Renesmee wird geboren.

Worum es geht? Um den groteskesten Einsatz einer Baby-Puppe, die jemals nicht in einem Film zu sehen war.

Renesmee, das scheussliche CGI-Baby

Die Twilight-Reihe gehört nicht auf die Liste meiner Lieblingsfilme. Absolut gar nicht. Ich erinnere mich noch, wie ich den ersten Teil vor etwa zehn Jahren zum ersten Mal angeschaut habe. Vorurteilsfrei, eine faire Chance gebend. Dann habe ich ihn für «Bockmist» befunden. Oder Vampirmist, Werwolfsmist… was auch immer.

Und nun schreibe ich darüber. Wer hätte das gedacht? Ich sicher nicht. Aber diese Geschichte, die sich während des Drehs des vierten Teils, «Breaking Dawn: Part 1», ereignet hat – sie ist zu gut, um nicht erzählt zu werden.

Hier geht’s nicht um das äusserst zweifelhafte Konzept des Kindes, das von einem Vampir gezeugt wurde. Also, du verstehst, ein Vampir, im Grunde eine wandelnde Leiche mit Gift in den Venen, das Kinder zeugt – ich weiss nicht. Aber eben. Die Macher haben sowieso ein ganz anderes Problem gehabt: In der Romanvorlage ist Renesmee ein sehr schnell alterndes Baby mit Superkräften. Es ist zwar erst einen Tag alt, aber dennoch schon so reif und expressionistisch wie eine Zehnjährige.

Schauspielernde Säuglinge sind dann aber doch recht selten. Scheinbar deshalb ist im Film ein computeranimiertes Baby zu sehen. Das siehst du im Clip unten, wo ein Fan einen Zusammenschnitt der besagten Szenen inklusive dem Song «Baby Mine» aus «Dumbo» gemacht hat.

Und ja, ich weiss, die Musik macht es wirklich nicht besser.

Oh Mann.

Was in geschriebener Form funktionieren mag – ein Baby, das sich reifer verhält, als sein Alter es vermuten lässt –, sieht in abgefilmter Form einfach nur grotesk aus. Und falsch. Was sich die Macher dabei gedacht haben, kann ich nur erahnen. Offenbar versuchten sie, das Gesicht von Kinderschauspielerin Mackenzie Foy auf ein Baby zu pappen. Mir wird ganz unwohl, wenn ich das CGI-Baby beim Schauspielern beobachte.

Wie dem auch sei. Das computeranimierte Baby ist im Film. Und das gefühlt gesamte Internet hat es gehasst. Das überrascht nicht. Ich meine, schau dir das mal an:

Uff. Nein, besser wird’s nicht.

Aber weisst du was? Die Geschichte rund um das Vampir-Baby endet noch nicht einmal. Eigentlich hat sie auch gar nicht hier begonnen. Denn vor dem CGI-Baby gab’s noch eine andere, viel hässlichere Abscheulichkeit – nur wusste bei Kino-Release gar niemand davon.

Was du jetzt gleich sehen wirst, wurde erst auf der Jahre später erschienen «Collector’s Edition» veröffentlicht.

Chuckesme, die Mörderpuppe

Vor dem computeranimierten Kind dachten sich die Twilight-Macher wohl sowas wie: Wenn du es in echt machen kannst, also ohne CGI, dann mach es auch in echt. Finde ich super. Wer will schon ein computeranimiertes Baby im Film, das offenbar auf Regieanweisungen hört?

Nur: Wenn ich ein echtes Baby in echt hätte filmen wollen, dann hätte ich auch ein echtes Baby genommen. Nicht so die Twilight-Macher. Für sie war klar: Eine ferngesteuerte Baby-Puppe muss her. Denn – verdammt nochmal – ein echtes Baby ist uns nicht echt genug!

Ay caramba.

Immerhin haben die Macher Mut bewiesen, indem sie öffentlich zu dem stehen, was sie da verbrochen haben. Aber die Teufelsbrut (also eigentlich Vampirsbrut) sieht aus, als ob sie direkt in die Seele ihrer Opfer starren würde. Ihre kalten, leeren Augen verfolgen dich, Schritt auf Tritt, bis in die tiefsten Tiefen deiner Albträume, die gleich noch von dieser teuflischen Brut verursacht wurden. Oder nicht? Also ich brauche bestimmt eine Therapie, um dieses Monstrum aus meinem Kopf zu kriegen.

Die gute Nachricht: Chuckesme, so der Spitzname dieses unheiligen Dämons, wurde selbst von den Filmemachern als zu unheimlich fürs Zielpublikum empfunden. Die Puppe wanderte schnurstracks zurück in die Puppenkiste. Die schlechte Nachricht: Ich vermute, dass die Macher sich anschliessend darauf geeinigt haben, nie mehr etwas so irrational Verrücktes zu tun, wie praktische, sprich: echte, Effekte zu verwenden. Die Idee, Renesmee am Computer zu erschaffen, war geboren.

Also wirklich. Gab’s da echt niemand, der irgendwann in dieser endlos erscheinenden Odyssee die Hand aufgestreckt und gefunden hat: «Leute, die Autorin kann Renesmee als überreifes Baby beschreiben, aber wir doch niemals filmen!?»

Offenbar nicht. Und falls du dich fragst, warum das Puppen-Albtraum-Dingsbums den Spitznamen Chuckesme erhalten hat:

Deswegen.

Du kennst auch eine lustige Geschichte oder haarsträubende Anekdote rund ums Kino oder Filmemachen? Dann schreib sie in die Kommentare oder mir ein E-Mail. Vielleicht ist es genau deine Geschichte, die ich in der nächsten «And cut!»-Ausgabe erzählen werde.

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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