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Produkttest

Antigravity A1 im Test: Vogel-Feeling

Die erste Drohne des Ablegers von Insta360 setzt das Konzept der Rundum-Aufnahme aus der Luft durchdacht um. Die A1 macht Spass, die Endergebnisse haben jedoch Luft nach oben.

Ich schwebe. Unter mir eine grüne Wiese, über mir der bewölkte Himmel. Ich kann mich frei umsehen – und bewegen: Da, wo ich hin zeige, fliege ich hin. Ungefähr so muss sich ein Vogel fühlen.

Bloss bin ich kein Vogel, sondern ein Mensch, der nicht fliegen kann – zumindest nicht entgegen der Schwerkraft. Stattdessen stehe ich mit beiden Füssen auf dem Boden. Die Vogelperspektive wird mir vom Headset der Antigravity A1 vorgegaukelt, eine Drohne mit 360-Grad-Sichtfeld.

Innovatives Konzept

Antigravity ist die neue Untermarke von Insta360, die A1 ihr erstes Produkt. Sie ist im Prinzip eine fliegende Insta360 X5: Oben und unten filmen zwei Kameras mit Ultraweitwinkelobjektiven die Welt, eine Software fügt die Aufnahmen zu einem Ganzen zusammen.

Oben und unten sitzen Kameras mit sphärischen Linsen. Die Standfüsschen fährt die Drohne nach dem Start automatisch ein, damit sie nicht im Bild sind.
Oben und unten sitzen Kameras mit sphärischen Linsen. Die Standfüsschen fährt die Drohne nach dem Start automatisch ein, damit sie nicht im Bild sind.

Die A1 wird in der First-Person-View (FPV) geflogen, also mit einem Headset, das mich virtuell in die Drohne setzt. Im Gegensatz zu normalen FPV-Drohnen ist die Ansicht nicht in Flugrichtung fixiert. Stattdessen registrieren Gyrosensoren am Headset meine Kopfbewegungen und synchronisieren sie mit dem Bildausschnitt. Das heisst, ich kann vorwärts fliegen und gleichzeitig auch nach hinten, oben, unten oder seitwärts schauen – und alles um mich herum als 8K-Video mit 30 Bildern pro Sekunde aufnehmen.

Aber wie bestimme ich, wo ich hinfliege? Dafür hat sich Antigravity die Joystick-Steuerung der DJI Avata abgeschaut und modifiziert. Im 360-Grad-Modus wird der Joystick zum virtuellen Zeigestock, der die Flugrichtung vorgibt. Die Geschwindigkeit reguliere ich mit einem Gashebel. Liegt das Ziel innerhalb meines Sichtfelds, sehe ich es als kleinen Kreis. Aber ich kann auch hinter mich zeigen. Dann wird Bild-in-Bild ein kleiner Feed in Flugrichtung angezeigt, während ich mich weiterhin umschauen kann.

Der Controller ist gut gemacht, die Tasten unterscheiden sich haptisch, sodass ich sie mit aufgesetztem FPV-Headset blind ertasten kann.
Der Controller ist gut gemacht, die Tasten unterscheiden sich haptisch, sodass ich sie mit aufgesetztem FPV-Headset blind ertasten kann.

Das klingt fürchterlich kompliziert, funktioniert in der Praxis aber erstaunlich intuitiv. Ich komme damit auf Anhieb klar. Auch als ich die A1 einem Freund in die Hand drücke, beherrscht er die Steuerung innerhalb weniger Minuten. Antigravity hat hier ein innovatives Konzept durchdacht umgesetzt.

Wow-Erlebnis nutzt sich schnell ab

Auf einem anderen Blatt steht der praktische Nutzen des Konzepts. Klar, erst einmal fühlt es sich cool an, ein virtueller Vogel in der realen Welt zu sein. Doch wie bei vielen FPV- und VR-Gadgets nutzt sich dieser Wow-Effekt schnell ab. Das gilt insbesondere für die freie Blickrichtung. Schon nach einer Viertelstunde schaue ich zu Unterhaltungszwecken kaum mehr in eine andere Richtung, sondern meist intuitiv nach vorne.

Ich fliege nach oben, während ich nach unten schaue.
Ich fliege nach oben, während ich nach unten schaue.

Spektakuläre Flugmanöver wie mit normalen FPV-Drohnen sind mit der A1 nicht möglich. Anders als andere Drohnen fliegt sie nämlich nur vorwärts. Die anderen Richtungen sind aus filmischer Perspektive nicht nötig, weil die 360-Kamera sowieso alles aufnimmt. Das hat den Vorteil, dass die A1 keine omnidirektionalen Sensoren für die Hinderniserkennung braucht.

Die A1 hat nur Sensoren nach vorne und nach unten. Mehr braucht sie nicht.
Die A1 hat nur Sensoren nach vorne und nach unten. Mehr braucht sie nicht.

Allerdings fühlen sich Richtungswechsel träger an als bei anderen Drohnen, mit denen ich engere Kurven ziehen kann. Zudem ist die Steuerung per Point-to-Fly weniger präzise als mit einem normalen Controller. Das macht es schwierig, gerade Linien oder konsistente Kurven zu fliegen, was für unruhige Videos sorgen kann. Abhilfe schafft die Funktion «Sky Path», bei der ich Wegpunkte setze und die Route danach autonom abfliegen lasse. Das funktioniert aber nur für planbare Szenen.

Zwei weitere Nachteile teilt sich die A1 mit allen FPV-Drohnen: Erstens muss ich neben Flugobjekt und Controller auch immer die Brille mitnehmen und aufladen. Zweitens wird mir nach etwa einer halben Stunde unwohl. Fliege ich noch länger am Stück, bekomme ich Kopfschmerzen und mir wird übel.

Das Headset macht das Gesamtpaket deutlich sperriger als das von anderen Mini-Drohen.
Das Headset macht das Gesamtpaket deutlich sperriger als das von anderen Mini-Drohen.

Gute Technik in kompakter Form

Technisch habe ich wenig auszusetzen. Die «Vision Goggles» sitzen bequem und werden per Kabel mit einem externen Akku betrieben, der um den Hals baumelt. Als Brillenträger freut mich besonders, dass ich die Dioptrie des Headsets verstellen kann (+1 bis -5). So muss ich keine Kontaktlinsen einsetzen. Um die Pupillendistanz einzustellen, kann ich die Linsen nach links und rechts verschieben. Leider hat der Mechanismus so wenig Reibung, dass ich ihn ständig versehentlich verstelle.

Auf der Vorderseite der Goggles zeigt ein Display an, was ich durch die Kamera der Drohne sehe. Nützlich finde ich dieses Gimmick nicht, aber es sieht cool aus.
Auf der Vorderseite der Goggles zeigt ein Display an, was ich durch die Kamera der Drohne sehe. Nützlich finde ich dieses Gimmick nicht, aber es sieht cool aus.

Die Auflösung von 2560 × 2560 Pixel pro Auge ergibt ein scharfes Bild. Das gilt allerdings nur in der Mitte. Der fokussierte Bereich ist relativ klein, sodass die Parameter und Menüs am Bildrand manchmal schwer abzulesen sind. Ein nettes Gimmick ist das Aussendisplay vor dem linken Auge. Hier können aussenstehende Personen sehen, was ich sehe, und so quasi mitfliegen.

Beeindruckend finde ich, dass Antigravity das 360-Grad-Konzept in eine Sub-250-Gramm-Drohne verpackt hat – zumindest mit dem Standard-Akku. Dieser bietet 23 Minuten Flugzeit. Mit der High-Capacity Flight Battery steigt diese auf 36 Minuten. Dann überschreitet die Drohne aber die 250-Gramm-Grenze, unterliegt mehr Regeln und ich brauche das nötige Zertifikat.

Die Akkus sehen gleich aus, der obere hat aber 4345 mAh Kapazität, der untere nur 2360 mAh.
Die Akkus sehen gleich aus, der obere hat aber 4345 mAh Kapazität, der untere nur 2360 mAh.

Die «OmniLink Transmission» überträgt das Bildsignal stabil, solange zwischen Drohne und Goggles Sichtkontakt herrscht. Dieser ist in der Schweiz ohnehin vorgeschrieben, genauso wie eine zweite Person, welche die FPV-Drohne stets im Blick behält. Fliegst du aus Versehen trotzdem hinter einen Baum, reisst die Verbindung rasch ab. Dann steigt die Antigravity A1 selbständig auf eine von dir festgelegte Höhe und kehrt in Richtung Startpunkt zurück.

Die Bildqualität reicht mir nicht

Die Idee hinter der Antigravity A1 ist, dass du dir beim Fliegen keine Gedanken um den optimalen Bildausschnitt machen musst. Stattdessen filmt die Drohne einfach alles und du kannst hinterher entscheiden, welche Richtung du zeigen willst. Das soll auch FPV-ähnliche Kamerafahrten ermöglichen, ohne dass du FPV-Skills brauchst. Alternativ kannst du auch die kompletten 360-Grad-Videos für VR-Brillen exportieren.

Für die Auswahl des Bildausschnitts stellt der Hersteller mit «Antigravity Studio» eine eigene Software bereit. Wenn du dich mit Schnittprogrammen auskennst, findest du dich schnell zurecht. Kameraschwenks kannst du entweder manuell per Keyframes erzeugen, oder per Tracking. Letzteres funktioniert mal mehr, mal weniger zuverlässig. Für wirklich schöne Kamerafahrten ist ein flüssiger Flug unabdingbar. Mache ich nervöse Richtungswechsel, gibt es Ruckler – Key Frames oder Objekttracking hin oder her. Das ist ein Problem, weil die unpräzise Steuerung stabile Flüge erschwert.

Die Drohne selbst ist in den Aufnahmen unsichtbar, da die Kameras oben und unten freies Sichtfeld haben. Das bedeutet allerdings zwei Dinge: Erstens wird eine Drohnen-hohe Scheibe nicht gefilmt. Zweitens müssen die beiden Videos aneinander genäht werden. Beides führt manchmal zu Artefakten, besonders bei nahen Objekten oder schnellen Flugmanövern. Das ist besonders ungünstig, weil sich die Naht genau in der Mitte des Bildes in Flugrichtung befindet.

Da krieg ich so nen Hals.
Da krieg ich so nen Hals.

Und dann wäre da noch die Videoqualität an sich: Ja, die A1 filmt insgesamt in 8K-Auflösung, aber diese verteilt sich auf die vollen 360 Grad. 4K-Ausschnitte sehen okay aus. Die Perspektive ist aber noch immer extrem weitwinklig, Rauschverhalten, Schärfe und Dynamikumfang lassen zu wünschen übrig. Insgesamt würde ich Aufnahmen aus der A1 in einem echten Videoprojekt deshalb nur dann einsetzen, wenn ich unbedingt einen FPV-Effekt möchte. Für normale Vogelperspektiven oder auch einfache Manöver wie Orbits ist eine DJI Mini 4 Pro die günstigere und bessere Option.

Fazit

Innovatives Gadget mit eingeschränktem Praxisnutzen

Antigravity hat es sich nicht leicht gemacht mit seiner ersten Drohne: 360-Grad-Aufnahmen und eine neue Art der FPV-Steuerung bei einem Gewicht unter 250 Gramm sind ein beeindruckendes Debüt. Es funktioniert technisch überraschend gut. Ich kann die A1 auf Anhieb problemlos manövrieren und mich in der Luft frei umschauen. Das fühlt sich intuitiv und cool an. Ich applaudiere dem Hersteller für das innovative Konzept.

Als kreatives Werkzeug überzeugt mich die A1 allerdings weniger. Dass ich mich während des Fliegens nicht auf den Bildausschnitt konzentrieren muss, klingt bestechend. Ebenso, dass ich selbst als Laie FPV-ähnliche Kamerafahrten hinkriege. Der Teufel steckt jedoch im Detail. Die unpräzise Steuerung macht flüssige Videos schwierig. Artefakte und eine generell enttäuschende Bildqualität mindern den Nutzen der Aufnahmen. Ein 4K-Ausschnitt hat zudem noch immer eine extrem weitwinklige Perspektive, die Objekte am Rand fürchterlich verzerrt. Und das Herausschälen von Clips aus dem Rohmaterial bedeutet einen erheblichen Aufwand in der Nachbearbeitung.

Unter dem Strich kann ich die Drohne deshalb nur für gelegentliche Effekt-Aufnahmen empfehlen – oder als kostspieliges Spielzeug. Dass Antigravity die Dominanz von DJI herausfordert, begrüsse ich aber sehr. Ich bin gespannt, was der Hersteller als Nächstes auf den Markt bringt.

Pro

  • innovatives Konzept
  • cooles Erlebnis
  • intuitive Steuerung
  • Rundum-Aufnahmen aus der Luft
  • FPV-Effekte ohne FPV-Skills
  • kompakter Formfaktor

Contra

  • Wow-Effekt nutzt sich ab
  • mässige Bildqualität
  • häufige Bildartefakte
  • extrem weitwinklige Perspektive
Antigravity A1 Standard Bundle
Drohne

Antigravity A1 Standard Bundle

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Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.


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