Apple Music Lossless: Gibt Website-Code Hinweise auf neue AirPods?
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Apple Music Lossless: Gibt Website-Code Hinweise auf neue AirPods?

Mitarbeit: Livia Gamper

Apples neue AirPods sollen Lossless Audio können. Das Problem: Die Datendurchsatzrate Bluetooths lässt das nicht zu. Die Lösung könnte aber bereits in iPhones verbaut sein.

Vier Begriffe im Quellcode der Website von Apples Musik-Streaming-Service Apple Music lassen eine Vermutung zu: Die neuen, kommenden AirPods werden Lossless Audio unterstützen.

Der Source Code der Website spricht von Lossless und Dolby Atmos
Der Source Code der Website spricht von Lossless und Dolby Atmos
Quelle: 9to5Mac.com

Damit würde Apple einen grossen Schritt machen: Weg vom komprimierten MP3, hin zum Musikgenuss so, wie er von den Künstlern vorgesehen wurde. Und von Audiophilen geliebt wird.

Dazu eine weitere Vermutung: Am Dienstag, 18. Mai 2021, kündigt Apple neue AirPods an. Das aber basiert auf nichts weiterem als «Klingt so, als ob es sein könnte», denn Apples offizielle Event Website will nichts von einem Event am 18. Mai wissen. Zudem würde sich ein theoretisches Apple Event mit einem Google Event beissen. Das dürfte sich Apple nicht leisten wollen.

Apple Music: Tidal auf Spotify-Niveau

Lossless Audio ist die nächste grosse Schwelle im Audio-Streaming-Bereich. Datentransfergeschwindigkeiten im 5G-Bereich mit bis zu 2 Gbit/s in der Schweiz lassen es zu, dass Audiodaten unkomprimiert auf ein mobiles Endgerät gestreamt werden können. Die Implementation entsprechender Codecs liegt bei den Streaming Services.

Apple ist nicht der erste Streaming Service, der sich in Richtung Lossless wagt. Tidal macht das seit Jahren schon, existiert aber nach wie vor im Schatten der Konkurrenz von Spotify.

  • Spotify: Über 1 000 000 000 Downloads
  • Tidal: Über 10 000 000 Downloads

Zum Vergleich: Laut Apples Angaben sind derzeit eine Milliarde iPhones aktiv auf der Welt. Da Apple Music auf jedem iPhone vorinstalliert ist, sind das 1 000 000 000 mögliche Kunden, die nichts tun müssen ausser eine App zu öffnen.

Mit der Adaption von Lossless macht Apple Music Tidal auf Spotify-Niveau.

Spotify lässt sich derweil nicht lumpen: Spotify HiFi ist auf Ende 2021 angekündigt.

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Musikgenuss eine Frage des Codecs

Egal, ob du nun Tidal, Spotify, Apple Music oder sonst einen Musik-Streaming-Dienst nutzt, Lossless nutzt dir nichts. Meistens fehlt dir schlicht die Hardware dazu, selbst wenn sie kabelgebunden ist. Der verlustfreie Musikgenuss wird von drei Faktoren beeinflusst:

  1. Musikdatei: Darauf hast du keinen Einfluss. Du hörst, was dir der Streaming Service gibt
  2. Abspielgerät: Ein Smartphone muss Lossless unterstützen, sowohl hardware- wie softwareseitig. Auf die Hardware kannst du Einfluss nehmen, die Software nur bedingt.
  3. Kopfhörer: Wenn deine Headphones keine Ahnung von Lossless haben, dann skalieren sie die Musik runter. Wenn du Lossless Headphones willst, dann kostet das einen Batzen Geld und ist meist kabelgebunden. Aber mit genug Geld bist du dabei.

Kabelgebundene Kopfhörer haben das Problem weniger, aber der Trend an den Schweizer Bahnhöfen ist klar: Wireless. Kabel sind out, selbst wenn da ein Qualitätsverlust entsteht. Besagter Qualitätsverlust, übrigens, hören die meisten nicht, da ihre Kopfhörer nicht die entsprechende Leistung bringen. Oder der Datentransfer vom Phone zum Kopfhörer die Bandbreite gar nicht zulässt, die Lossless benötigt.

Die Top-of-the-Line Headphones derzeit arbeiten mit Bluetooth 5.x. Darunter sind sowohl Sonys WH1000-XM4 wie auch Apples AirPods Pro. Das erlaubt einen Datendurchsatz von 2 Mbps. Das sind umgerechnet 250 kB/s. Lossless-Daten können bis zu 11.2 Mbps an Daten haben, also 1400 kB/s. Damit kommt ein Bluetooth-Kopfhörer nicht klar. Das iPhone 12 übrigens auch nicht, denn es sendet nur über Bluetooth 5.0.

Damit du trotzdem möglichst gute Musik in den Ohren haben kannst, hat sich die Industrie – sowohl hardware- wie auch softwareseitig – einiges einfallen lassen. Namentlich: Codecs. Das sind Algorithmen, die deine Daten komprimieren. Diese sollen möglichst ohne Verlust via Bluetooth von deinem Smartphone zu deinem Kopfhörer kommen.

Apple arbeitet mit dem Standard Advanced Audio Coding (AAC). AAC ist sowohl ein Codec wie auch eine Dateiendung, da die Sache sonst nicht verwirrend genug wäre. Eine AAC-Datei liefert laut Apple bessere Soundqualität als MP3, wird aber nicht breit angewendet, da MP3 nach wie vor der Platzhirsch ist. Es stellt sich nun die Frage, ob Apple an seinem Codec AAC irgendetwas gewerkelt hat, das Lossless oder eine weniger verlustbehaftete Version des Codecs erlaubt. Oder kommt gar der Nachfolger zu AAC? Denn Sony liefert beeindruckende Audioqualität mit dem LDAC Codec, das einen Datentransfer von 900 kbit/s benötigt, also 0.11 MB/s. Der grosse Mitstreiter aptX HD, auch ein Codec, arbeitet mit bis zu 576 kbit/s, liefert aber auch gute bis sehr gute Qualität.

Lossless ist keines dieser Codecs.

Apple ist kein Konzern, der Features veröffentlicht, ohne seinen Käufern entsprechende Hardware zu bieten. Sollte also am kommenden Apple Event – Termin unbekannt – ein neuer Satz AirPods kommen, dann sollte dieser Lossless unterstützen können, sofern Apple lossless auf den Betrieb mit Bluetooth und Smartphones ausrollt.

Am Ende all dieser Spekulation im Internet über neue AirPods, Codecs und Events bleiben zu viele Fragen offen. Fakt ist: Im Code einer Website wird «Lossless» erwähnt. Der Rest ist irgendetwas zwischen Kaffeesatzlesen und Technologiegrenze. Denn am Ende stellt sich eine Frage, von der der ganze Rest abhängt: Wie kommt Apple über die Bluetooth-Grenze von 2 Mbps?

Eine gewagte Vermutung: AirPods via WiFi, nicht via Bluetooth

Die 2-Mbps-Grenze ist Fakt. Da führt kein Weg drumherum, da Bluetooth nicht nur Software ist, sondern hardwareseitig Sender und Empfänger benötigt. Ohne den Kauf von neuer Hardware wird das nichts mit dem noch nicht existenten Bluetooth 6. Daher eine gewagte Vermutung, die auf Technologie basiert, die bereits auf dem Markt ist.

Der Apple-Logik von wegen «Wir bringen nichts, das unsere Kunden nicht nutzen können» folgend, muss also etwas in Smartphones und den kommenden AirPods verbaut sein, das den Datendurchsatz eines lossless Codecs erlaubt. Da du bei Apple in der Regel nur ein neues Stück Hardware und Peripherie dazu kaufen sollst, lässt das einen wackligen Schluss zu: Die Technologie für Lossless ist bereits im iPhone 12 verbaut.

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Wenn Bluetooth wegfällt, dann bleibt eigentlich nur noch der WLAN-Adapter. Der im iPhone verbaute WiFi 6 Standard erlaubt 9.6 Gbps, also 9600 kbps oder umgerechnet 1200 MB/s. Das zeigt auch der Blick jenseits des Apple-Kuchens. Es gibt Wireless Headphones, die Lossless streamen können, aber sie sind auf 2.4GHz-WLAN und nicht auf Bluetooth und bedürfen einer Art Docking Station:

Sennheiser RS 175-U (18 h, Kabellos)
Kopfhörer
207,33

Sennheiser RS 175-U

18 h, Kabellos

Sennheiser RS 195 (18 h, Kabellos)
Kopfhörer
297,04

Sennheiser RS 195

18 h, Kabellos

Sennheiser RS 175-U (18 h, Kabellos)
207,33

Sennheiser RS 175-U

18 h, Kabellos

Sennheiser RS 195 (18 h, Kabellos)
297,04

Sennheiser RS 195

18 h, Kabellos

Das würde dann aber weitere Probleme mit sich bringen, die unter Umständen rein softwareseitig abgefangen werden könnten. Denn aktuell kannst du nicht den Hotspot deines iPhones verwenden und gleichzeitig in einem WLAN hängen. Wenn du den Hotspot einschaltest, dann schaltet sich das WLAN ab und das iPhone geht auf mobile Daten.

Die WiFi-AirPods bräuchten sowohl die Verbindung iPhone ↔ WiFi-AirPods wie auch die Verbindung iPhone ↔ WLAN. Denn du willst Musik nicht nur unterwegs hören, sondern vielleicht auch zu Hause. Das Eigenheim ist dann auch weniger das Problem, wie Sonos mit seinen WiFi-Speakern beweist. Da ist die Verbindung aber iPhone ↔ Router ↔ Speaker. Der Router redet dann zusätzlich noch mit dem Internet, was beweist, dass da draussen Geräte sind, die eine Verbindung von Internet und zu mehreren Geräten hinkriegen.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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