Beoplay E8: Kabellos brillanter Sound mit kleinen Startschwierigkeiten
Produkttest

Beoplay E8: Kabellos brillanter Sound mit kleinen Startschwierigkeiten

Livia Gamper
13.3.2018
Bilder: David Lee

Bang & Olufsen geht mit dem Trend der Kabellosigkeit: Unlängst stellte der dänische Hersteller den Beoplay E8 vor, der gänzlich ohne Kabel auskommt. Ich habe die Kopfhörer über längere Zeit getestet und kann sagen: Der Klang ist weltmeisterlich. Daneben hat der E8 aber auch kleine Mängel.

Mit dem hast du garantiert keinen Kabelsalat: Bang & Olufsen präsentiert seinen ersten komplett kabellosen Kopfhörer. Dabei hat B&O eine Technologie verbaut, die sonst nur bei Hörgeräten verwendet wird.

Der Hersteller Bang & Olufsen ist für seine edlen Produkte bekannt. Es erstaunt also nicht, dass er auch mit dem E8 einen guten Kopfhörer vorstellt. Vor allem klanglich überzeugen die Kopfhörer von Anfang an.

Der E8 kommt im schicken Design, schön schlicht und ohne Knöpfe am Hörer.

B&O Beoplay E8 (4 h, Kabellos)
138,30 EUR

B&O Beoplay E8

4 h, Kabellos

B&O Beoplay E8 (4 h, Kabellos)
Kopfhörer
138,30 EUR

B&O Beoplay E8

4 h, Kabellos

Aller Anfang ist Gewöhnungssache

Bang & Olufsen setzt beim E8 auf eine Steuerung mittels Klopfen am Kopfhörer. Auf eine Wischsteuerung ist verzichtet worden. Die Klopfsteuerung braucht eine kurze Eingewöhnungszeit.

Ein Blick in die Kurzanleitung hilft, dir die Klopfzeichen zu merken, auf die der E8 hört.

Anfangs klopfe ich einige Male neben das Touchfeld, zu fest oder wieder zu wenig fest. Nach der kurzen Eingewöhnungsphase habe ich den Dreh aber raus. Die Steuerung funktioniert dann intuitiv, denn sie ist logisch aufgebaut: Für den nächsten Song musst du zweimal an den rechten Hörer klopfen, für den vorherigen Song zweimal an den Linken. Rechts wird die Musik lauter, links leiser. Macht Sinn, oder?

So klein sind die beiden Hörer.
So klein sind die beiden Hörer.

Verschiedene Aufsätze für guten Sitz im Ohr

Die Kopfhörer richtig in die Ohren zu setzen, ist ebenfalls Übungssache. Denn ist der E8 erst im Ohr, musst du ihn noch leicht drehen. Danach sitzen sie aber fest und sicher. Ich konnte mit dem E8 sogar joggen, ohne dass er verrutscht. Und die Hörer ragen nur wenig aus den Ohren raus.

Am Anfang fand ich den E8 ziemlich unbequem und die Hörer drückten mir aufs Ohr. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase war der Druck aber weg und ich spürte den Kopfhörer kaum. Mit den drei mitgelieferten Silikon-Ohrpassstücken in den Grössen S, M und L und einem aus Comply-Schaumstoff in Grösse M findest du den passenden Aufsatz. Der richtige Sitz der Beoplay E8 ist wichtig für den guten Klang. Wenn die Hörer nicht richtig sitzen und abdichten, hast du nicht den vollen Sound.

Etwas schade ist, dass B&O nur einen Comply-Schaum-Aufsatz mitliefert. Der in Grösse M war bei mir zu gross. Hier könntest du aber zusätzliche Aufsätze nachbestellen.

Wie es sich gehört, liefert B&O verschiedene Aufsätze mit.
Wie es sich gehört, liefert B&O verschiedene Aufsätze mit.

Voll kabellos

Weil die Marketing-Abteilungen verschiedener Kopfhörerhersteller den Begriff «kabellos» bereits für Kopfhörer mit Verbindungskabel zwischen den Buds missbraucht haben, musste wohl ein neuer Begriff her. True-Wireless heissen Kopfhörer wie der E8, die jetzt wirklich kein Kabel mehr haben. Ausser natürlich zum Aufladen. Beim E8 ist das ein Micro-USB-Kabel.

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Nebst dem Ladekabel und den Ohrpassstücken kriegst du ein schickes, ledernes ovales Böxchen, das gleichzeitig als Ladestation dient. Die Ausbuchtung für die Hörer im Böxchen ist magnetisch. Praktisch: Damit kannst du die Kopfhörer schnell verstauen und es ist sichergestellt, dass sie auf den Lade-Ionen sind und aufgeladen werden.

Der E8 hält magnetisch in der Box.
Der E8 hält magnetisch in der Box.

Mir ist einmal dank meiner eigenen Ungeschicktheit ein Hörer runtergefallen. Im Tram. Es folgte eine Suchaktion meinerseits unter den Sitzen. Ich habe den Bud wiedergefunden und war danach vorsichtiger. Hier wäre es toll, wenn in der App hier für iOS und hier im Playstore von B&O eine Suchfunktion für die Buds eingebaut wäre.

Hörgerät-Technik für bessere Verbindung

Mit kabellosen Hörern ist B&O nicht der erste oder einzige Anbieter. Dennoch hebt sich B&O mit dem E8 hier von der Konkurrenz ab: Die meisten kabelfreien Kopfhörer funken untereinander mit Bluetooth. Der E8 tut dies mit NFMI (Abkürzung für Near Field Magnetic Induction). Die Technik strahlt weniger als Bluetooth und soll eine stabilere Verbindung schaffen. Sie wird auch bei Hörgeräten angewendet.

Wie bei den meisten Kopfhörern, ist auch beim E8 rechts der Master-Kopfhörer und links der Slave. Dabei kannst du auch nur mit dem rechten Kopfhörer Musik hören. Ich habe die Funktion aber nur zum Telefonieren genutzt, was mit dem E8 gut funktioniert.

In meiner gesamten Testzeit hatte ich nur einmal einen kurzen Aussetzer des linken Ohrhörers.

Aber zweimal in meiner Testzeit von drei Wochen war der Akku des linken Hörers leer, während der rechte Hörer noch genügend Akku hatte. Die Akkuanzeige, die du auf dem Smartphone siehst, zeigt dir nur den gesamten Akkustand an, nicht den des einzelnen Hörers.

Sonst hält sich der Akku aber gut: Bis vier Stunden lang Musik hören am Stück ist möglich. Mit dem Case kannst du zwei weitere Male aufladen, ehe das Ganze wieder ans Kabel muss.

Willst du die Kopfhörer ausschalten, musst du sie ins Case legen. Praktisch, weil sie dann gleich wieder geladen werden.

In der schicken Box döst der E8
In der schicken Box döst der E8

Kleine Odyssee mit Android

Der E8 läuft mit dem Bluetooh-Codec AAC. Der ist vor allem auf iOS-Geräten zuhause. Ich wollte den E8 mit dem Honor View 10, das Android 8.0 Oreo drauf hat, testen. Das geht also nicht ganz auf.

Das Honor View 10 unterstützt standardmässig den Bluetooth-Codec aptX HD. Das heisst, dass der E8 nun nur mit dem Standardprotokoll SBC funkt, weil die beiden Geräte nicht denselben Codec besitzen. Schlussendlich heisst das, dass du mit SBC eine auch für nicht audiophile Personen hörbar schlechtere Klangqualität kriegst.

Das bedeutet aber nicht, dass Android-Nutzer den E8 nur mit schlechterer Verbindungsqualität nutzen können.

Denn ab Phones mit Android 8.0 kannst du neu den Bluetooth-Codec ändern. Die Anleitung dazu gibt’s hier in Englisch. Ich konnte damit die Kopfhörer mit dem AAC-Codec nutzen.

Die Bluetooth-Kopplung mit dem Honor V10 war in meinem Fall schwieriger als mit dem iPhone, das ich für den Test ebenfalls mit dem E8 gekoppelt habe. Mit dem iPhone funktioniert die Kopplung von Anfang an. Mit dem Android-Phone musste ich die Kopfhörer zuerst kurz resetten (20 Sekunden drücken, bis sie blau blinken, dann neu koppeln), erst dann konnte ich die Hörer mit meinem Phone verbinden.

Detaillierte Informationen zu Bluetooth gibt’s im untenstehenden Artikel. Meine Ausführungen sind nur die Spitze des Verbindungs-Eisbergs.

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Der Klang: Brillant und anpassbar

Auch wenn es mit dem E8 kleine Startschwierigkeiten gibt, der gute Klang des E8 lässt sie mich beinahe vergessen. Und der Klang ist, worauf es schlussendlich bei einem Kopfhörer ankommt.

Der Klang, der aus den E8 kommt, ist trotz der kleinen Hörer voll, voluminös und hat schöne Tiefen ohne Verzerrungen. Allgemein ist das Klangbild ausgewogen, warm und schön abgestimmt. Am besten haben mir die Höhen gefallen. Denn die sind sehr klar und nie überspitzt.

Übermässig Bass hat der E8 nicht. In der App lässt sich der Sound anpassen, da kannst du noch etwas mehr Bass hinzufügen. In der App findest du Klang-Presets, von «warm» zu «bright» über «relaxed» zu «excited», bei denen du deinen Sound beinahe übergangslos einstellen kannst.

Mit einem Tipp auf den linken Hörer aktivierst du den sogenannten Transparency-Modus. In dem Modus nehmen die Hörer mit den kleinen Mikrofonen, die unten angebracht sind, deine Umgebungsgeräusche auf, und mischen sie mit der Musik.

Ich habe mich mit dem Transparenzmodus nicht recht anfreunden können. Im Strassenverkehr ist er sicher eine gute Sache, weil der E8 sehr gut abdichtet und du ausser deiner Musik so gut wie nichts mehr hörst. Die Umgebungstöne hören sich aber zu künstlich an. Aber immerhin stimmen die Richtungsverhältnisse: Spricht dich jemand von rechts an, hörst du das auf dem rechten Hörer. Und der Modus lässt sich ebenfall in der App anpassen, da stellt B&O drei verschiedene Stufen zur Verfügung.

Der E8 guckt nur leicht aus den Ohren.
Der E8 guckt nur leicht aus den Ohren.

Fazit

Ich mag den E8. Vor allem beim Klang hat er mich überzeugt. Und das Design ist schön schlicht, und der ganze Hörer ragt nicht zu fest aus dem Ohr.

In anderen Bereichen hat der E8 kleine Makel. Die äussern sich in Startschwierigkeiten. Dazu gehören die ungewohnte Bedienung und bei mir die Bluetooth-Verbindungsprobleme. Die hätte ich aber nicht, wenn ich den E8 mit einem iOS-Gerät genutzt hätte.

Den E8 empfehle ich dir, wenn dir der Klang von Kopfhörern wichtig ist und du ein iOS-Gerät besitzt oder ein Android-Phone mit 8.0 Oreo. Klar kann der Kopfhörer auch mit anderen Geräten genutzt werden, es ist aber schade, nicht das Optimum aus dem Klangtalent zu holen. Und schlussendlich ist da auch noch der Preis, der gegenüber der Konkurrenz höher ausfällt. Gute Sound- und Verarbeitungsqualität waren halt noch nie billig.

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Experimentieren und Neues entdecken gehört zu meinen Leidenschaften. Manchmal läuft dabei etwas nicht wie es soll und im schlimmsten Fall geht etwas kaputt. Ansonsten bin ich seriensüchtig und kann deshalb nicht mehr auf Netflix verzichten. Im Sommer findet man mich aber draussen an der Sonne – am See oder an einem Musikfestival. 


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