Big Tower mit Voodoo Power – Retro Gaming PC Build
Hintergrund

Big Tower mit Voodoo Power – Retro Gaming PC Build

Martin Jud
17.12.2020

Retro Gaming wie in den späten 90ern: Damals unerreichbar, viel zu teuer, gebe ich es mir heuer. Einen PC Build mit AT Big Tower sowie der vollen Dröhnung Voodoo Power.

Für PC Gamer ist die zweite Hälfte der 1990er ein echter Leckerbissen. 3D-Grafikbeschleuniger halten Einzug. Polygone schaffen es flüssig und einigermassen ansehnlich auf die Röhrenmonitore. Unter anderem dank 3dfx und ihren Voodoo Chips. Die 3D-Evolution bringt Spiele wie Carmageddon 2, Tomb Raider oder Tom Clancy's Rainbow Six zum fliegen. Nicht zu vergessen: Der Ego-Shooter Unreal kommt 1998 auf den Markt, was auch die Geburtsstunde der Unreal Engine ist.

Als armer jugendlicher Schlucker war Voodoo Gaming damals ein unerreichbarer Traum. Bis heute.

Über zwei Jahrzehnte später bin ich drauf und dran, Quake II mit Retro Hardware in 1024×768-Auflösung zu zocken. Das geht mit zwei Voodoo-2-3D-Karten im SLI-Verbund. Sonst liegen nur 800 × 600 Pixel drin. Wenn ich mich nicht täusche, handelt es sich bei meinem Vorhaben um das erste SLI-Setup, das die Welt überhaupt gesehen hat. Als Herzstück des Retro PC will ich einen Intel Pentium MMX 233 einsetzen, der gerade noch nicht zu schnell ist, um damit auch die meisten 90er-DOS-Spiele zu geniessen. Falls ich die Kiste zum Laufen bekomme, werde ich einen Bootmanager und sowohl MS Windows 98 SE wie auch MS DOS 6.22 installieren.

Last Millenium Hardware: Bereit für ein zweites Leben

Vor rund einem Jahr habe ich beschlossen, mir meinen Traum-PC aus Teenagerjahren zusammenzubauen. Alte Hardware dafür findet sich zuhauf. Die Kleinanzeigenbörsen abseits des Schweizer Marktes sind voller toller Schnäppchen.

Eigentlich wollte ich nur das kaufen, was ich schlussendlich für meinen Build nutze. Diesen Plan habe ich schnell über Bord geworfen, als ich all die tollen Angebote gesehen habe. Die Sammelwut hat mich ergriffen. Vor mir liegen je zwei S3 Savage und Matrox PCI-Grafikkarten. Mehrere Prozessoren, Laufwerke, SIMM und DIMM RAM, eine Netzwerkkarte und drei Soundkarten. Drei Motherboards und und und...

Was habe ich getan?! :D

Jetzt habe ich die Qual der Wahl. Welche Komponenten soll ich in meinem Big Tower Retro PC Gaming Build verbauen?

Da liegen die Zutaten bereit.
Da liegen die Zutaten bereit.

Die Tower-Befüllung

Als neues Zuhause für die alte Hardware wähle ich einen Big Tower. Wenn schon Retro, dann richtig. Und was versprüht mehr 90er-Charme als ein Ei-weisser Big Tower? Ich habe einen in ungebrauchtem Zustand für 79,99 USD ersteigert. Versand und Verzollung haben mit 102,68 USD zu Buche geschlagen. Ein Schnäppchen.

Der AT Tower ist inklusive Rollen 73,5 cm hoch, 22 cm breit und 45,5 cm tief. Die Front mit Klappe bietet nicht nur einen Kipp-Schalter, Turbo- und Reset-Taste sowie eine MHz-LED-Anzeige, sondern auch Zugang zu zwei 3,5-Zoll- und fünf 5,25-Zoll-Laufwerkschächten. Darunter ist ein Festplatten-Käfig mit Platz für weitere drei 5,25-Zoll-Laufwerke angebracht.

Laufwerke: Klotzen statt kleckern

Sich einen Big Tower gönnen, ihn aber nur spärlich befüllen? Liegt nicht drin. Zwar habe ich noch nicht ganz alles, was ich mir wünsche – ein IDE-CD-Brenner von Plextor oder Yamaha fehlt noch –, aber fast alles. Wie gesagt: Die Sammelwut hat mich gepackt.

Ein normales 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk ist Pflicht. Das reicht aber nur zum booten.

Von oben: 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk, Super Disk Drive, Zip Drive, 5,25-Zoll-Diskettenlaufwerk
Von oben: 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk, Super Disk Drive, Zip Drive, 5,25-Zoll-Diskettenlaufwerk

Mehr Geschwindigkeit und Spass bringen ein Zip-Laufwerk von Iomega, das Disketten mit 100 Megabytes ermöglicht, und ein Super Disk Drive von Panasonic (LKM-F934-1). Das kann sowohl normale 3,5-Zoll-Disketten lesen, wie auch Super Disks von Imation mit 120 Megabytes. Um mir einen Datenaustausch zwischen alter und moderner Hardware zu ermöglichen, besitze ich von beiden Laufwerken auch eine externe USB-Version sowie genügend Disketten.

Das letzte Diskettenlaufwerk, welches ich verbaue: Ein altes 5,25-Zoll-Floppy-Drive von Teac (FD-55GFR). Jetzt brauche ich nur noch wabbelige Disketten. Mein Sammlerherz frohlockt.

Ein leises, vergilbtes Sony CD-ROM-Laufwerk (CDU77E) von 1996 und zwei Blendenabdeckungen finalisieren die Front.

Die Jumper sind bereits korrekt auf Master und Slave gestellt.
Die Jumper sind bereits korrekt auf Master und Slave gestellt.

In den Festplatten-Käfig verbaue ich zwei Festplatten von Maxtor. Leider stammen die aus dem Jahr 2000. Die zwei ursprünglich angedachten Seagate-Festplatten aus dem Jahr 1998 haben defekte Sektoren. Jetzt habe ich statt zweimal 3 Gigabytes, zweimal 30 Gigabytes Speicherplatz.

Super Socket 7 Motherboard mit Intel CPU und gepimptem Kühler

Was ich vorhabe, ist ein wenig Verschwendung: Zwei Voodoo 2 ermöglichen meinem System, Shooter in höherer Auflösung zu spielen. Doch rein in Sachen FPS wird gegenüber der Verwendung eines einzelnen 3D-Beschleunigers vermutlich nicht viel Leistungszuwachs drin liegen. Der Prozessor wird für einen Bottleneck sorgen. Voodoo-Karten profitieren von jedem einzelnen Megahertz, das aus dem Prozessor gekitzelt wird. Für 3D Gaming wäre es sinnvoller, einen AMD K6-2 mit 550 MHz anstelle des geplanten Intel Pentium MMX mit 233 MHz zu verbauen. Die Leistungsspitze soll mit einem Voodoo-2-SLI-Setup gar erst unter Verwendung eines Gigahertz-Prozessors erreicht werden.

Damit ich, falls ich Lust auf mehr Leistung bekomme, auch auf einen schnelleren Prozessor umsteigen kann, setze ich auf ein Motherboard, das die Voraussetzungen dazu bringt: Ein «Tyan S1590 Trinity 100 AT» aus dem Jahr 1998 – mit einem Award-BIOS von 1999.

Das Tyan S1590 Trinity 100 AT bietet alles, was mein Retro-Herz begehrt: Vier PCI Slots, vier ISA Slots, genügend Platz für überlange Karten und sogar die Möglichkeit, schnellere AMD K6-2 Prozessoren einzusetzen.
Das Tyan S1590 Trinity 100 AT bietet alles, was mein Retro-Herz begehrt: Vier PCI Slots, vier ISA Slots, genügend Platz für überlange Karten und sogar die Möglichkeit, schnellere AMD K6-2 Prozessoren einzusetzen.

Das Socket 7 Motherboard gestattet einen Front-Side Bus von 100 MHz, was die Verwendung schnellerer Prozessoren – wie eben einen K6-2 von AMD – ermöglicht. Abgesehen davon hat es vier PCI Slots, von welchen ich vorerst drei Stück benötige. Zwei davon dürfen ausserdem wegen überlanger Voodoo-2-Karten nicht neben dem Prozessor liegen. Von den vier ISA-Slots benötige ich erstmal nur einen für den Sound Blaster. Auch hier kommt eine Karte mit Überlänge zum Einsatz.

Weiter bietet das Tyan S1590 bereits einen AGP Slot und drei Steckplätze für DIMM RAM. Wer SIMM RAM einsetzen will, kann zwei Riegel verwenden. Neben den üblichen Anschlüssen für Floppy Drives, IDE-Laufwerke sowie COM, LPT und Gedöns, bietet das Board auch die Möglichkeit, ein AT- oder ATX-Netzteil anzuschliessen.

Gleich darf das Mainboard rein.
Gleich darf das Mainboard rein.

Ich bereite den Big Tower fürs Motherboard vor. Diesem spendiere ich eine neue Batterie. Dann installiere ich den Intel Pentium MMX 233 und stelle sämtliche Jumper richtig ein. Bedeutet insbesondere: CPU Bus Speed auf 66 MHz, CPU Clock Multiplier auf 3,5x und CPU Core Voltage auf 2,8.

Intel Pentium Prozessor mit MMX-Technik 233 MHz, 66-MHz-FSB und 512 KB L2 Cache
Intel Pentium Prozessor mit MMX-Technik 233 MHz, 66-MHz-FSB und 512 KB L2 Cache

Dann merke ich, dass ich das Mainboard mit den drei 128 Megabytes DIMM RAM von Kingston nicht ins Gehäuse geschraubt bekomme.

Motherboard und RAM passen exakt neben den HDD-Käfig.
Motherboard und RAM passen exakt neben den HDD-Käfig.

Der Festplatten-Käfig liegt zu nah am RAM. Daher baue ich ihn aus, ehe ich das Motherboard ins Gehäuse schraube. Beim Wiedereinsetzen des Käfigs staune ich nicht schlecht, weil sich nur noch ein halber Millimeter zwischen ihm und den RAM-Riegeln befindet.

Gehäusekabel anschliessen.
Gehäusekabel anschliessen.

Als nächstes sind die Kabel des HDD LED, Reset Switches und Speakers dran.

Und ich installiere den Kühler. Dabei setze ich auf einen alten Kühlkörper mit Wärmeleitpad, dessen Lüfter ich allerdings durch einen beinahe geräuschlosen aus heutiger Zeit ersetze.

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Ich mag es ruhig. Daher werde ich noch zwei weitere Male mit aktueller Hardware tricksen.

Ports und Karten: Die Auferstehung zweier Drachen

Gleich baue ich die mir liebsten Teile ein: Die Grafikkarte und beide 3D-Beschleuniger. Doch ehe ich mich meinen zwei Gainward Dragon 3000 widme, verbinde ich erstmal diverse Ports mit dem Motherboard: PS/2-Port, zwei serielle Ports (COM), eine parallele Schnittstelle (LPT1) und zwei USB-Anschlüsse.

Von links: PS/2, 2 × COM, LPT1
Von links: PS/2, 2 × COM, LPT1

Als Partner für meine Voodoo-2-Karten baue ich eine Grafikkarte von Matrox ein. Diese wird alles übernehmen, was 2D-Grafik anbelangt. Sie wird ausserhalb des Gehäuses mit einem kurzen VGA-Kabel an einen der beiden 3D-Beschleuniger angeschlossen. Somit kann ich den Bildschirm schlussendlich an eine der Voodoos schliessen und erhalte darüber 2D und 3D. Die Voodoo-Karten wiederum werden im Gehäuse mit einem SLI-Kabel verbunden.

Matrox Millennium II von 1997
Matrox Millennium II von 1997

Die Matrox Millennium II in der PCI-Version mit 8 MB RAM hat den Vorteil, dass ich mit ihrem Windows-Treiber individuell die Bildwiederholrate meines Röhrenmonitors ansteuern kann. Würde ich beispielsweise zu einer S3 ViRGE greifen, hätte ich wohl leicht bessere Unterstützung für ältere DOS-Games, jedoch dann eben auch Mühe mit meinem 21-Zoll-Röhrenmonitor.

Zweimal 3dfx Voodoo 2
Zweimal 3dfx Voodoo 2
Genauer: Zweimal Gainward Dragon 3000
Genauer: Zweimal Gainward Dragon 3000

Bei den beiden 3dfx-Voodoo-2-Karten handelt es sich um beinahe identische Gainward Dragon 3000 mit 12 MB EDO-RAM. Sie weichen vom Voodoo-2-Referenz-Design von 3dfx ab. Nicht nur ist die Chipsatz-Anordnung anders, auch befindet sich auf jedem Chip ein Kühlkörper aus Aluminium. Die hier verwendeten Speichermodule sind weiter für einen Takt bis zu 110 MHz anstelle 100 MHz ausgelegt. Die Taktung der GPU beträgt 90 MHz. Die Anbindung ans PCI-Interface erfolgt mit bis 133 Megabytes pro Sekunde. Hergestellt wurde sie 1998 in einem 350-nm-Fertigungsverfahren. Sie besitzt vier Millionen Transistoren und unterstützt ab Werk DirectX 6 und OpenGL 1.1. Zum Vergleich: Die aktuelle Nvidia GeForce RTX 3090 verfügt über 28 Milliarden Transistoren.

Creative Sound Blaster AWE32 PNP CT3670 von 1996
Creative Sound Blaster AWE32 PNP CT3670 von 1996

Last but not least stecke ich eine Soundkarte in einen ISA Slot des Motherboards – einen Creative Sound Blaster AWE32 PNP CT3670 inklusive zweier 16-MB-RAM-Riegel. Ursprünglich wollte ich eine Aureal Vortex2 SQ2500 verbauen. Doch lasse ich diese wirklich gut klingende Karte vorerst beiseite. Und zwar, weil ich einerseits Bock habe, einen Sound Blaster auszuprobieren. Aber insbesondere auch, da die Creative-Karte einen dritten IDE Controller bietet. Das Motherboard kann vier Geräte über IDE bedienen. Zwei weitere sind bei bereits fünf vorliegenden Laufwerken mit IDE-Anschluss sehr willkommen.

So, fertig Karten gesteckt. Hier der Blick auf den aktuellen Status:

Von hinten schaut der Tower so aus:

PSU und Gehäuselüfter: Fremdkörper im Build des 20. Jahrhunderts

Zum vorliegenden Build habe ich mir viele Gedanken und auch Mühen gemacht, die ich hätte sein lassen können. Denn nun kommt alles anders als geplant.

Was ist geschehen?

Ich habe folgendes AT-Netzteil gekauft:

Dann habe ich bemerkt, dass dessen AT-Power-Kabel fürs Motherboard zu kurz sind. Daher habe ich sie verlängert:

Danach habe ich es getestet. Es funktionierte, doch zum Jubeln war mir nicht zu Mute. Denn sein Lüfter ist unerträglich laut. Das wiederum brachte mich darauf, einen neuen Lüfter zu kaufen. Als ich dann nach dem passenden Gebläse suchte, fand ich folgendes Produkt, in welches ich mich sofort verliebte:

Ein Lüfterloses Netzteil im Big Tower? Bitte, ja. Gekauft!

Nur: Jetzt habe ich ein ATX-Netzteil für ein AT-Gehäuse. Das Motherboard wiederum versteht AT und ATX. Ich will das PSU auf keinen Fall an einen ATX-Anschluss anschliessen. Täte ich das, müsste ich vom coolen AT-Kippschalter vorne am Gehäuse Abstand nehmen.

Ich kaufe einen ATX 20-Pin to AT P8 P9 Power Supply Adapter, der auch zwei Anschlüsse für den AT-Power-Button beziehungsweise Kippschalter bietet.

ATX 20-Pin to AT P8 P9 Power Supply Adapter
ATX 20-Pin to AT P8 P9 Power Supply Adapter

So darf das Netzteil in den Big Tower.

Seasonic Prime PX-450 Fanless
Seasonic Prime PX-450 Fanless

Das Adapterkabel verbinde ich direkt mit dem Kippschalter.

Passt. Und den Rest mache ich auch noch passend. Den Gehäuselüfter des Big Towers ersetze ich durch einen lautlosen.

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Und reingeschraubt.
Und reingeschraubt.

Danach komme ich in Endspurt-Laune. Gleich ist mein Big Tower Retro PC fertig. Ich verkabele sämtliche Laufwerke mit dem PSU und dem Motherboard. Ebenso das PSU mit dem Motherboard.

P8 und P9 des ATX to AT Adapters stecken im Motherboard.
P8 und P9 des ATX to AT Adapters stecken im Motherboard.
Jedem Laufwerk seine Kabel.
Jedem Laufwerk seine Kabel.

Die letzten Handgriffe sind vollbracht.

Fertig.

Oder etwa doch nicht?

Kipp den Schalter: «Nach em Räge schint Sunne»

Die Freude ist riesig, ich muss vor Aufregung wohin. Danach hole ich mir im Büro meinen Röhrenmonitor, eine alte Tastatur, Maus und VGA- sowie Stromkabel.

Ich verbinde die Matrox-Grafikkarte mit dem Voodoo-2-Grafikbeschleuniger.

Pass-thru-Kabel von Grafikkarte zu 3D-Beschleuniger
Pass-thru-Kabel von Grafikkarte zu 3D-Beschleuniger

Dann stöpsle ich den Rest ein und hoffe inbrünstig, dass der PC gleich startet. Ich kippe den Power-Schalter am Netzteil und den grossen Kippschalter des Big Towers.

«Klack.»

Die Power-LED leuchtet. Die MHz-Anzeige ist auf 55.

Ich höre ein leises Surren.

CPU- und Gehäuse-Lüfter laufen, sind aber nicht zu hören. Das Surren kommt von den beiden Festplatten.

Weiter passiert nichts.

Kein Bild.

Kein Piepton.

Rein gar nichts.

Ich atme durch, und verstelle die Jumper der MHz-Anzeige.

Hier kann die Anzeige angepasst werden. Finde die richtige Jumper-Regel und ab geht's.
Hier kann die Anzeige angepasst werden. Finde die richtige Jumper-Regel und ab geht's.

Ablenkung tut gut, wenn was nicht klappt. Nach rund zehn Minuten habe ich den Dreh raus und das Rätsel gelöst.

Nun ist immerhin die MHz-Anzeige gefixt. Und die Turbo-LED leuchtet auch, was daran liegt, dass ich deren Kabel auf den freien Power-LED-Pin des Motherboards gesteckt habe.

Wie dem auch sei, nun muss Abhilfe hin. Ich will die Kiste zum laufen bringen. Und zwar schnell. Kein Piepton und kein Bild sind ein Hinweis darauf, dass ein Problem mit dem Motherboard, der CPU oder dem RAM besteht. Oder doch was anderes, das ich übersehe? Die Kabel stecken alle gut. Ich überprüfe jedes einzelne.

Vielleicht hilft meine PC-Analyzer-Karte. Die spielt mir Fehlercodes aus, welche hoffentlich einen Hinweis zum Lösen des Problems geben. Ich stecke sie in den einzig freien PCI-Anschluss und starte den PC erneut.

Code 06 und 0A. Was das wohl bedeutet?
Code 06 und 0A. Was das wohl bedeutet?

Im Manual des Analyzers kann ich nachlesen, was die Codes bedeuten. Die Diagnose bei einem Award-BIOS lautet für Code 06:

«Reserved»

0A bedeutet:

«Initialize first 120 interrupt vectors with SPURIOUS-INT-HDLR and initialize INT 00h-1Fh according to INT-TBL»

Toll, damit komme ich fast weiter. Aber leider nur fast.

Somit gehe ich den klassischen Weg: Trial and Error. Dabei entferne ich eine Karte nach der anderen und teste jeweils, ob der PC dann läuft.

Also: Ich entferne die Soundkarte und teste.

Nichts, bis auf das Surren der Platten.

Ich entferne die erste Voodoo-2-Karte und teste.

Klack, die Festplatten beginnen zu surren, der Monitor knistert elektrostatisch und ich trau meinen Augen und Ohren nicht.

Da ist das Bild und der Pieps. Der PC posted. Ich raste gleich aus. Wuhuuu!

Und das Beste an allem: Die Voodoo-2-Karte ist nicht defekt. Sie war nicht richtig eingesteckt. Ein erneutes Einsetzen fixt das Problem und der PC startet wie gewünscht. Die Kühlkörper der beiden Gainward Dragon 3000 sind bereits nach wenigen Minuten warm.

Wie heiss die wohl im 3D-Betrieb werden?

Verdammt heiss!

Mehr dazu sowie zur Leistung meiner neuen Voodoo-2-SLI-Machine und allgemein mehr Retro gibt es im kommenden Jahr. Falls du auch gerne mit alten Kisten zockst, bin ich für Anregungen und Kommentare dankbar. Magst du Retro und meine Texte, klickst du noch auf den «Autor folgen»-Button.

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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


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