Biologischer Pflanzenschutz: Mach dem Ungeziefer natürlich den Garaus
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Biologischer Pflanzenschutz: Mach dem Ungeziefer natürlich den Garaus

Jeder mit Garten wird ihnen schon einmal begegnet sein, den Schädlingen. Kleines Ungeziefer macht sich auf deinen Pflanzen breit und richten diese im schlimmsten Fall zugrunde. Pestizide helfen, sind aber pures Gift. Biologischer Pflanzenschutz heißt die Alternative.

Prächtige Blüten, süße Früchte und grüne Blätter – so soll der eigene Garten daherkommen. Doch nicht selten machen uns fiese kleine Organismen das Leben schwer. Schädlinge können in Form von Tieren, Bakterien, Viren oder Pilzen daherkommen. Sie sind mehr als nur ein lästiges Übel im heimischen Garten, früher oder später schädigen sie deine Pflanzen. Sie müssen von Menschenhand bekämpft werden. Dabei hast du drei Möglichkeiten: Den chemischen, physikalischen und schließlich den biologischen Pflanzenschutz.

Die drei Arten des Pflanzenschutzes

Beim chemischen Pflanzenschutz werden giftige Pestizide und Insektizide eingesetzt, die zwar die Schädlinge vernichten, sie schädigen dabei aber auch andere Tiere wie Igel und gelangen in unser Grundwasser und somit in die Nahrungskette. Bei der physikalischen Methode wird vor allem auf mechanische Hilfsmittel, wie Mausefallen oder Fliegenklatschen, zurückgegriffen. Vorbeugend können auch Zäune und Netze eingesetzt werden. Es existiert aber auch ein biotechnischer-physikalischer Ansatz, der auf physikalischen Gesetzmäßigkeiten basiert. So kann zum Beispiel der Boden durch Dämpfen sterilisiert werden.

Unter biologischem Pflanzenschutz versteht man die bewusste Verwendung von Lebewesen zur Eindämmung schädlicher Tiere, Viren und Bakterien. Dabei werden meistens die natürlichen Feinde der unerwünschten Art verwendet, so zum Beispiel Marienkäfer gegen Blattläuse. Die Ungeziefer vertilgenden Nützlinge sind aber nicht die Einzigen, die deine Pflanzen vor ungewollten Besuchern schützen. Auch gewisse Pflanzen besitzen diese Kräfte. Für die biologische Methode werden also die natürlichen Dynamiken des Ökosystems genutzt.

Eine häufige Plage in hiesigen Gärten: Blattläuse.
Eine häufige Plage in hiesigen Gärten: Blattläuse.

Der Feind meines Feindes ist mein Freund

Da Natürlichkeit für mich immer gewinnt, ist vor allem die biologische Variante interessant. Wie schon gesagt werden hierfür natürliche Feindschaften genutzt. Und sind «Feinde» nicht allgegenwärtig? Schon auf dem Schulhof wurde getriezt, ignoriert und ausgelacht, was das Zeug hält. Gemeinsame Niederträchtigkeit wurde zum bösartigen Klebstoff, der jugendliche Cliquen zusammenhielt. Nun sind wir zwar älter, aber nicht unbedingt klüger. Oder erwischen wir uns nicht heute noch dabei, dass uns Menschen, die Abneigungen gegen dieselben Individuen verspüren, sympathisch sind? Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Das gilt auch für Flora und Fauna. Allen Lebewesen, die Schädlinge vertreiben, bin ich erst einmal wohlgesinnt.

Schützende Pflanzen

Pflanzen können sich gegenseitig helfen. Mischst du die richtigen Kräuter, Blumen, Gemüse und Früchte zusammen, ergibt sich ein mächtiger Schutzwall gegen allerlei Schädlinge. Im Gegensatz zu tierischen Nützlingen werden pflanzliche meist proaktiv eingesetzt. Das heißt, dass die Schädlinge sich erst gar nicht in deinem Garten niederlassen. Außerdem ist die Anwendung von Schutzpflanzen kinderleicht. Einfach neben der passenden Art anpflanzen und schon beginnt die natürliche Verteidigung gegen Schädlinge. Dabei helfen vor allem die abgesonderten Duft- und Aromastoffe. Deshalb eignen sich vor allem aromatische Kräuter für den umweltschonenden Pflanzenschutz.

Schnittlauch

Schnittlauch ist ein echter Allrounder im Gemüsebeet. Er vertreibt Mehltau (Pilzerkrankung), Läuse, Spinnmilben und Älchen (kleine Fadenwürmer). Er wird vor allem zusammen mit Karotten, Kohl und Tomaten angepflanzt.

Lavendel

Mit seinem starken Duft wirkt er auf die meisten Menschen betörend. Ungeziefer empfindet ihn hingegen als abschreckend. Vor allem Ameisen haben so ihre Probleme mit dem aromatischen Strauch. Als Beeteinfassung kann der Lavendel die Pflanzen im Inneren vor den Insekten schützen.

Zwiebel und Knoblauch

Die beiden Gemüsesorten verbreiten in der Küche einen eher starken Geruch. Auch die unerwünschten Gartenbesucher werden durch den Duft gestört. Werden Zwiebeln zwischen oder neben Karotten oder Erdbeeren gepflanzt, vertreiben sie Pilzkrankheiten, Spinnmilben und Möhrenfliegen. Knoblauch kann neben Erdbeeren und Rosen platziert werden und hemmt dadurch den Pilz- und Bakterienbefall dieser Pflanzen.

Salbei

Gut im Saltimbocca, gut im Garten. Unter Rosen gepflanzt, wehrt Salbei mit seinem Duft erfolgreich Schnecken ab. Setze ihn neben Kohl oder Fenchel und du wirst weitaus weniger mit dem Kohlweißling in Berührung kommen.

Minze

Ich mag Minze eh gerne, da sie gut ins Sommergetränk passt und viele Salate auffrischt. Aber auch im Garten macht sie sich nützlich. So vertreibt sie zum Beispiel Mehltau. Aber aufgepasst, die Minze vermehrt sich unheimlich schnell. Wenn du also nicht deinen ganzen Garten mit ihr füllen willst, musst du immer wieder ein Auge draufhaben.

Basilikum

Basilikum und Tomaten sind eine perfekte Mischung, nicht nur im Salat oder auf der Pizza Margherita. Zwischen den Tomatensträuchern angepflanzt, schützt er vor Mehltau und der Weißen Fliege.

Brennessel

Im Gegensatz zu den anderen Schutzpflanzen, ist die Brennessel bei uns Menschen nicht sonderlich beliebt. Wer ihren Blätterrand berührt, wird es nachher jucken und brennen spüren. Besonders lustig, wenn du als Kind in einen ganzen Strauch fällst. Du hast es erraten, ich war so ein Experte. Trotzdem kann sie anscheinend als Tee zubereitet ganz lecker schmecken und auch gegen Schädlinge hilft sie. Unter Obstbäumen und Sträuchern angebracht, vertreibt sie lästige Blattläuse.

Den grössten Schutz vor Schädlingen bieten allerdings Mischkulturen mit mehreren dieser Schutzpflanzen. Monokulturen sind allgemein immer anfälliger auf Schädlingsbefall.

Tierische Nützlinge

Wie oben erwähnt, können auch Tiere gegen Schädlinge eingesetzt werden. Gemäß dem Gesetz des Stärkeren werden diese Schädlinge von den sogenannten Nützlingen vertrieben. In der freien Natur halten sich Schädlinge und Nützlinge das Gleichgewicht. Durch das Eingreifen des Menschen kann dieses Gleichgewicht aus der Balance geraten. Es sind auf einmal zu viele Schädlinge im Garten. Wird die Zahl der Nützlinge nun erhöht, wird das Verhältnis wieder ins Lot gebracht.

Die biologische Schädlingsbekämpfung mit tierischen Nützlingen ist keine Hexerei. Du musst nur wissen, welche natürlichen Feinde die unerwünschten Tierchen auf deinen Pflanzen haben und diese dann in deinem Garten unterbringen. Ein paar häufig genutzte Rivalitäten:

  • Marienkäfer verspeisen Blattläuse aller Art
  • Nematoden helfen gegen Dickmalrüsselkäfer (z.B. auf Rhododendron)
  • Die Raubmilbe «Typhlodromus Pyri» macht Spinnmilben den Garaus

Vorsicht ist besser als Nachsicht

Wie weiter oben erwähnt, ist es immer besser, den Schädlingen erst gar keinen Platz im eigenen Garten zu bieten. Einerseits helfen dir die beschriebenen pflanzlichen Synergien, andererseits gibt es unterdessen auch robustere Sorten die zur Gesundheit deines Gartens beitragen. So ist zum Beispiel die Gurkensorte «Amber F1» gegen Mehltau resistent, die Salatsorte «Fiorella» gegen die Grüne Salatblattlaus und die Tomatenart «Culina F1» gegen die Samtfleckenkrankheit.
Auch ein ausgewogenes Ökosystem hilft gegen Schädlinge. Naturnahe Gärten mit höheren Wiesen, Hecken, vielen Blumen und Nistplätzen bieten Nützlingen mehr Lebensraum und Nahrung. Die ungewollten und gewollten Lebewesen halten sich die Waage, deine Pflanzen bleiben eher verschont. Also lieber mal die Heckenschere liegen und der Natur ihren Lauf lassen.

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