Das Motorola Edge 40 Pro ist gut, aber die Konkurrenz ist (noch) besser
Produkttest

Das Motorola Edge 40 Pro ist gut, aber die Konkurrenz ist (noch) besser

Motorola will in die Smartphone-Oberliga. Beim Blick auf das Datenblatt gehört das Edge 40 Pro auch da hin. Doch bei der Bildqualität ist der Abstand zu den Platzhirschen noch groß.

Das Motorola Edge 40 Pro verfügt über eine Top-Ausstattung. Hardware alleine genügt heute nicht mehr. In die Software muss der Hersteller viel Arbeit investieren, um ganz vorne mitzuspielen.

Motorola Edge 40 Pro (256 GB, Quartz Black, 6.67", SIM + eSIM, 50 Mpx, 5G)
Smartphone
652,–

Motorola Edge 40 Pro

256 GB, Quartz Black, 6.67", SIM + eSIM, 50 Mpx, 5G

Motorola Edge 40 Pro (256 GB, Lunar Blue, 6.67", Dual SIM, 50 Mpx, 5G)
Smartphone

Motorola Edge 40 Pro

256 GB, Lunar Blue, 6.67", Dual SIM, 50 Mpx, 5G

Gebürstetes Glas und vier abgerundete Kanten

Die Rückseite des Edge 40 Pro aus gebürstetem Glas spiegelt nicht und ist etwas griffiger als glatte Materialien. Fingerabdrücke fallen nicht sofort auf. Das Design ist einerseits elegant, andererseits unauffällig und langweilig. Aber das geht vielleicht nur mir so, weil ich es vom Edge 30 Ultra kenne.

Großes OLED-Display mit hoher Bildwiederholrate.
Großes OLED-Display mit hoher Bildwiederholrate.
Quelle: Jan Johannsen

Das 6,67 Zoll große OLED-Display überzeugt mit kräftigen, natürlich wirkenden Farben. Die Auflösung von 2400 × 1080 Pixeln sorgt für eine detailreiche Darstellung und die maximale Bildwiederholrate fällt mit 165 Hertz überdurchschnittlich aus. Der sichtbare Vorteil gegenüber 120 Hertz ist aber gering. Die Helligkeit ist hoch genug, um das Edge 40 Pro bei Sonnenschein zu nutzen.

Das Display ist nicht nur an den langen Kanten abgerundet, sondern an allen vier Seiten. Das fühlt sich angenehm an. Wenn ich eine Hülle mit hohem Rand nutze, verpufft dieser Eindruck sofort. An den langen Seiten geht mir die Krümmung teilweise zu weit. Vor allem beim Fotografieren ist es schwer, den Bildausschnitt genau zu erkennen. Bei den kurzen Kanten stört mich die Biegung bisher nicht.

Die abgerundeten Kanten an den kurzen Seiten gefallen mir besser als an den langen Seiten.
Die abgerundeten Kanten an den kurzen Seiten gefallen mir besser als an den langen Seiten.
Quelle: Jan Johannsen

Vorder- und Rückseite des Edge 40 Pro bestehen aus Gorilla Glass Victus. Es ist zudem das erste Smartphone, für das Motorola eine IP68-Zertifizierung eingeholt hat. Das heißt, in Tests hat es eine Stunde in 1,5 Metern Wassertiefe überstanden.

Wenn der gleiche Chipsatz besser als bei Samsung ist

Motorola stattet das Edge 40 Pro mit zwölf Gigabyte Arbeitsspeicher und dem Snapdragon 8 Gen 2 aus. Einen leistungsfähigeren Chipsatz für Smartphones gibt es derzeit nicht. Allerdings liefert er nicht in allen Smartphones das gleiche Ergebnis.

Beim Single-Core-Test von Geekbench 6 verweist das Edge 40 Pro das Galaxy S23 Ultra auf den zweiten Platz – und das, obwohl Samsung eine modifizierte Variante des Prozessors nutzt. Dieser taktet mit 3,36 statt 3,19 Gigahertz wie beim Edge 40 Pro. Beansprucht eine Aufgabe alle Rechenkerne, fällt der Vorsprung von Motorola minimal aus. Beim Test der Grafikschnittstelle OpenCL fällt das Edge 40 Pro überraschend stark gegenüber dem Galaxy S23 Ultra und dem OnePlus 11 ab.

Du wirst es im Alltag nicht schaffen, das Edge 40 Pro an seine Leistungsgrenze zu bringen. Dafür bräuchte es spezielle Apps. Am ehesten dürfte es mit dem Rendering sehr großer Videodateien gelingen.

Hilfreiche zusätzliche Apps und kurzes Updateversprechen

Auf dem Edge 40 Pro läuft ab Werk Android 13. Motorola versieht Googles Betriebssystem mit einer Benutzeroberfläche namens «My UX». Zu ihr gehören zahlreiche Anpassungsoptionen sowie mehrere vorinstallierte Apps von Motorola und Drittanbietern.

Anpassungsoptionen für das Erscheinungsbild der Benutzeroberfläche.
Anpassungsoptionen für das Erscheinungsbild der Benutzeroberfläche.
Quelle: Jan Johannsen

Immerhin sind es nur drei Apps von Drittanbietern, die als nervige Werbung vorinstalliert sind. Sie loszuwerden ist etwas aufwendiger als bei anderen Marken. Es klappt nur umständlich über die App-Info. Die vorinstallierten Apps von Motorola lassen sich nur deaktivieren und nicht deinstallieren. Sie sind aber durchaus nützlich. Mit «Family Space» kannst du zum Beispiel einen Bereich für Kinder einrichten. Sie können dann mit dem Smartphone spielen, ohne deine Daten oder Einstellungen zu verändern. «Ready for» heißt das Tool, mit dem du das Smartphone mit Windows-Rechnern verbindest und zum Beispiel eine gemeinsame Zwischenablage nutzt. Damit holst du auch das Smartphone auf den Monitor und steuerst Apps mit Maus und Tastatur.

Mehr Gesten als Android standardmäßig bietet.
Mehr Gesten als Android standardmäßig bietet.
Quelle: Jan Johannsen

Motorola verspricht für das Edge 40 Pro drei große Android-Updates – also bis Android 16. Sicherheitsupdates soll das Smartphone vier Jahre lang erhalten. Klingt gut, ist aber jeweils ein Jahr weniger, als beispielsweise Samsung verspricht.

Schnell geladener Akku

Der Akku des Edge 40 Pro fällt mit einer Kapazität von 4600 mAh etwas kleiner aus als bei anderen Top-Smartphones. Ich komme mit ihm aber trotzdem gut durch den Tag. Dabei ist es hilfreich, dass der Snapdragon 8 Gen 2 weniger Strom verbraucht als sein Vorgänger.

USB-C-Anschluss.
USB-C-Anschluss.
Quelle: Jan Johannsen

Wer wenig Zeit hat, soll mit dem mitgelieferten 125-Watt-Netzteil in sechs Minuten Energie für zwölf Stunden Akkulaufzeit tanken können. Das habe ich nicht überprüft, aber in etwa 25 Minuten ist der Akku komplett geladen. Etwas mehr Geduld ist beim drahtlosen Laden nötig. Das läuft mit maximal 15 Watt und braucht für eine komplette Ladung ungefähr zwei Stunden. Das Edge 40 Pro kann zudem andere Geräte mit bis zu 5 Watt drahtlos laden. Dazu musst du die gemeinsame Akkunutzung in den Einstellungen aktivieren.

Kameras für gewöhnliche Motive

Motorola hat in den letzten Monaten nach eigenen Angaben die Softwareentwicklung in Chicago ausgebaut. Davon sollen die Kameras gleichermaßen bei Bildqualität und Funktionen profitieren. Für Videos gibt es zum Beispiel nicht nur eine Bildstabilisierung, sondern auch eine Horizontausrichtung. Das bedeutet: Egal wie du das Smartphone drehst, der Horizont bleibt immer gleich. Leichte Bewegungen sind noch zu erkennen, aber das Video macht die Drehung des Smartphones nicht mit.

Und so sieht das Video aus dem Edge 40 Pro aus.

Das Edge 40 Pro verfügt über drei Kameras auf der Rückseite: Eine Haupt- und eine Ultraweitwinkelkamera mit jeweils 50 Megapixeln und eine Telekamera mit 12 Megapixeln Auflösung. Der Frontkamera stehen sogar 60 Megapixel für Selfies zur Verfügung.

Drei Kameras auf der Rückseite.
Drei Kameras auf der Rückseite.
Quelle: Jan Johannsen

Die hohen Auflösungen musst du in den Kameraeinstellungen auswählen. Standardmäßig nutzt das Edge 40 Pro «Pixel Binning». Dabei zieht es vier nebeneinanderliegende Pixel zu einem zusammen. Dadurch soll sich die Lichtempfindlichkeit erhöhen und die Bildqualität verbessern. Entsprechend liefert die Hauptkamera Fotos mit 12,5 Megapixeln.

Farbe und Details

Bei Tageslicht nimmt die Hauptkamera des Edge 40 Pro Fotos mit hoher Detailgenauigkeit und natürlich wirkender Farbwiedergabe auf. Ich bin zufrieden.

Natürlich wirkende Farben und hohe Detailgenauigkeit.
Natürlich wirkende Farben und hohe Detailgenauigkeit.
Quelle: Jan Johannsen

Weitwinkel und Zoom

Die Ultraweitwinkelkamera weist wenig überraschend an den Rändern eine stärkere Verzerrung auf als die Hauptkamera. Andere Hersteller schaffen es, sie mit der Software kleiner zu machen. Angesichts identischer Auflösungen wundert mich, dass die Ultraweitwinkelaufnahmen weniger detailgenau als die der Hauptkamera sind. Hier machen sich wahrscheinlich unterschiedlich große Sensoren und Brennweiten bemerkbar.

Ultraweitwinkelkamera
Ultraweitwinkelkamera
Quelle: Jan Johannsen
Hauptkamera
Hauptkamera
Quelle: Jan Johannsen

Die Kamera-App des Edge 40 Pro bietet einen zweifachen Zoom über ein Symbol an. Das Maximum ist eine 16-fache Vergrößerung. Für den zehnfachen Zoom gibt es keine Schaltfläche. Ich muss ihn freihändig auf der Skala auswählen. Dabei ärgere ich mich zu oft über Abweichungen bei den Nachkommastellen.

Der zweifache Zoom ist noch vorzeigbar, größere digitale Brennweiten überzeugen allerdings nicht. Sie sind zu pixelig.

2x Zoom
2x Zoom
Quelle: Jan Johannsen
10x Zoom
10x Zoom
Quelle: Jan Johannsen
16x Zoom
16x Zoom
Quelle: Jan Johannsen

Nacht

Bei Nacht kann ich den Nachtmodus wählen, der schön anzusehende Aufnahmen produziert. Bei genauerer Betrachtung könnte die Detailgenauigkeit noch besser sein, aber so genau schaue ich auf dem Smartphone selten hin.

Nachtmodus in Aktion
Nachtmodus in Aktion
Quelle: Jan Johannsen

Ich ärgere mich allerdings darüber, dass der Nachtmodus in der Automatik anspringt, selbst wenn ich die Szenenoptimierung abschalte. Er liefert zudem eine schlechtere Bildqualität als der händisch ausgewählte Nachtmodus. Du solltest dich also nicht auf die Automatik verlassen.

Selfie

Auch bei der Frontkamera ist standardmäßig Pixel Binning am Werk. Das bedeutet, dass der 60-Megapixel-Sensor 15-Megapixel-Selfies liefert. Von den angeblichen Vorteilen der Zusammenfassung mehrerer Pixel ist auf den Bildern aber nichts zu sehen.

Selfie mit weichgezeichnetem Gesicht.
Selfie mit weichgezeichnetem Gesicht.
Quelle: Jan Johannsen

Es beginnt damit, dass die Software mein Gesicht weichzeichnet – siehe vor allem den Vergleich mit der folgenden Porträtaufnahme mit der Hauptkamera. Ich finde in den Einstellungen der Kamera-App keine Option, die Weichzeichnung abzustellen. Aber auch meine Jacke und die Blüten im Hintergrund wirken unscharf und pixelig. Für Selfie-Enthusiasten ist das Edge 40 Pro (noch) nicht geeignet. Allerdings können die Entwickler von Motorola hier noch an der Software schrauben.

Die Hauptkamera zeichnet im Porträtmodus das Gesicht nicht weich.
Die Hauptkamera zeichnet im Porträtmodus das Gesicht nicht weich.
Quelle: Jan Johannsen

Fazit: Sehr gute Hardware, coole Software-Ideen und Kamera mit Potenzial

Während die Rückseite eher schlicht bleibt, setzt Motorola mit dem an vier Seiten abgerundeten Display neue Akzente. Vor allem die Rundungen an den kurzen Seiten dürfen andere Hersteller gerne übernehmen. Die verbaute Hardware ist dagegen von der Stange und bietet trotzdem verdammt viel Leistung.

Motorola ergänzt Android mit einigen spannenden und nützlichen Zusatzfunktionen. Der versprochene Update-Zeitraum ist mir allerdings zu kurz. Auch bei der Kamera gibt es interessante Ideen, die ich bei noch keinem anderen Hersteller gesehen habe. Insgesamt bleibt die Bildqualität aber etwas hinter anderen Top-Smartphones zurück. Bei Selfies ist der Abstand noch größer.

Insgesamt ist das Motorola Edge 40 Pro ein gutes bis sehr gutes Smartphone. Mir fällt es aber schwer, eine Empfehlung auszusprechen. An meinem aktuellen Liebling, dem Pixel 7 Pro, kommt es nicht vorbei. Ich neige auch dazu, das Galaxy S23 vor das Edge 40 Pro zu setzen. Aber Motorola ist auf dem richtigen Weg. Ich danke, dass der Hersteller in naher Zukunft zur Spitzengruppe aufschließen kann.

Titelfoto: Jan Johannsen

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Jan Johannsen
Content Development Editor
jan.johannsen@galaxus.de

Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de. 


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