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Hintergrund

Der einzige Bündner Schindelmacher

Carolin Teufelberger
9.8.2021
Bilder: Valentina Sproge-Werndli

Patrik Stäger steht mit zwei Jahren das erste Mal auf einem Dach – mit seinem Grossvater. Heute ist er der einzige in ganz Graubünden, der das Schindelmachen als Gewerbe betreibt. Denn von dem Handwerk leben kann man noch nicht lange.

Patrick Steger hat viel zu tun. Das war nicht immer so.

Lieber Beton als Holz

1907 entsteht in Graubünden nach einer Serie von Bränden die Gebäudeversicherung und mit ihr das Feuergesetz. Ab dann sind die Schindeldächer innerhalb der Bauzone verboten. Ausnahmen gibt es nur wenige, zum Beispiel für Kirchen. Für Häuser und Ställe in der Landwirtschaftszone, die beschindelt werden dürften, braucht es oft keinen Schindelmacher. Damals beherrscht noch jeder Bauer selbst das Handwerk.

«Schon mein Ur-Nini (bedeutet im Vazer Dialekt Urgrossvater) hat geschindelt. Der hat’s dann meinem Nini weitergegeben und so weiter. Alle in meiner Familie sind oder waren mit dem Handwerk vertraut, aber ich bin der erste, der ausschliesslich davon lebt. Mein Nini, Lorenz Krättli, hatte einen Usego-Laden im Dorf, womit er sein Geld verdiente.»

Denn auch Jahrzehnte später sieht es für das Schindelhandwerk nicht besser aus. In den 60er-Jahren ist der Materialmangel aufgrund des Zweiten Weltkriegs überwunden, Rohstoffe sind günstig. Beton und Flachdach sind die dominanten Elemente dieser Architektur-Epoche.

Die vier Grundsätze des Schindelns

Wenn schon nicht schindeln, dann immerhin ein Holzberuf, so viel weiss Patrick. «Mein Nini und ich haben zusammen das Dach des Schloss Tarasp gedeckt, wobei uns ein Schreiner geholfen hat. Wie es der Zufall so wollte, hat er gerade einen Lehrling gesucht und ich eine Lehre.» So wurde Patrick Schreiner. Möbelschreiner, um genau zu sein.

Der Minergie-Standard sorgt für Aufwind

Das Aufkommen des Minergie-Standards sorgt für einen weiteren Aufschwung im Schindelhandwerk. «Solararchitekt Andrea Rüedi war hier in Graubünden Ende der 90er-Jahre ein Vorreiter für nachhaltiges Bauen. Sein eigenes Haus hatte eine Schindelfassade», erzählt Patrick. Die Leute interessieren sich dafür, die Holzbauweise kämpft sich zurück in die Köpfe.

Chesa Futura sichert die Zukunft

Mut zur Langsamkeit

Die hat er auch zur Natur. Am liebsten wählt Patrick die Bäume aus. «Ich spreche erst alles mit dem Förster ab und gehe dann in den Wald. Dabei lasse ich mir Zeit, die Bäume zu spüren, sie zu berühren und so die richtige Wahl zu treffen. Hätte mein Nini das früher laut gesagt, wäre er gleich als Spinner und Esoteriker abgestempelt worden.» Heute fragen die Förster Patrick von sich aus, ob sie auf die Mondphasen schauen sollen, um das Holz zu schlagen.

Die Zeiten haben sich definitiv geändert.

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Meinen Horizont erweitern: So einfach lässt sich mein Leben zusammenfassen. Ich liebe es, neue Menschen, Gedanken und Lebenswelten kennenzulernen,. Journalistische Abenteuer lauern überall; ob beim Reisen, Lesen, Kochen, Filme schauen oder Heimwerken.


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