Der Herr der Mücken – vom Kampf gegen den Schwarm aus dem Pflanzentopf
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Der Herr der Mücken – vom Kampf gegen den Schwarm aus dem Pflanzentopf

Martin Jud
15.3.2018

Kennst du das auch? Du giesst deine Zimmerpflanze und ehe du dich versiehst, fühlst du dich wie in Alfred Hitchcocks «Die Vögel»? Ein kleiner Mückenschwarm erhebt sich und ergreift die Flucht, bevor das Wasser versickert und sich die vielzähligen Trauermücken aufs Neue in deinen Topf begeben.

Persönlich kenne ich das seit einigen Jahren nicht mehr. Zumindest nicht von meinen Pflanzen, denn ich habe die ultimative Lösung gefunden, um den Mücken Herr zu werden! Und das ganz ohne Chemie, Gelbstreifen oder andere teure Mittel.

Was sind Trauermücken

Steigen beim Giessen im Schwarm «tänzelnd» aus dem Pflanzentopf.
Steigen beim Giessen im Schwarm «tänzelnd» aus dem Pflanzentopf.
Quelle: hiveminer.com

Trauermücken sehen ein wenig wie Obstfliegen aus. Alleine in Europa sind über 600 verschiedene Arten bekannt – weltweit gar über 1800. Sie sind eine Familie der Zweiflügler und gehören zur Unterordnung der Mücken. Je nach Art werden die Mücken dabei ein bis sieben Millimeter gross. Ihr Körper ist schlank und sie sind dunkel gefärbt – daher die deutsche Namensgebung Trauermücke.

Die Mücken an sich leben nur wenige Tage und ernähren sich ausschliesslich von Flüssigkeiten. Sie existieren nur, um sich fortzupflanzen. Im Gegensatz dazu ernähren sich die Larven der Mücken von abgestorbenen Pflanzenresten, Pilzen und den jungen Wurzeln deiner Pflanze.

Der Heerwurm, ein Verbund aus Trauermücken-Larven, welcher bis zu zehn Meter lang werden kann.
Der Heerwurm, ein Verbund aus Trauermücken-Larven, welcher bis zu zehn Meter lang werden kann.
Quelle: ncsupdicblog.blogspot.com

In der Natur gehören die Larven übrigens zu den wichtigsten laubzersetzenden Organismen. Da nur 10 Prozent der Trauermücken männlich sind, und diese auch nur über beschränkte Flugkünste verfügen, finden sich die Larven oft im Verbund, was die Partnerfindung erheblich vereinfacht. Seit dem 17. Jahrhundert gibt es daher auch Berichte über den Heerwurm – einen zig Meter langen Verbund von tausenden Trauermückenlarven.

Wie kommen die Trauermücken in den Topf?

Die Plage kann auf drei Arten in deinen Topf gelangen:

  • Du hast eine neue Pflanze gekauft, welche bereits Eier oder Larven in der Erde trägt.
  • Du hast neue Erde besorgt, welche bereits eier- oder larvenverseucht ist.
  • Die Trauermücken haben den Weg zu deiner Pflanze beim Lüften durch das Fenster gefunden.

Fliegen die Trauermücken deine Pflanze an, legen sie die Eier von oben in die Blumentopferde. Oder sie finden den Zugang von unten und gelangen durch die Wasserablauflöcher in die Erde. Ein Weibchen legt bis zu 200 durchsichtige Eier, aus welchen nach sieben bis acht Tagen die Larven schlüpfen. Die Ansammlung der Larven kann dabei schnell auf mehrere tausend Stück pro Quadratmeter ansteigen.

Klassische Methoden der Bekämpfung

Ein allgemeiner Tipp im Voraus:
Achte darauf, dass sich in deinem Pflanzentopf keine Staunässe bildet und du die Erde nicht zu feucht hältst.

Erde trocken legen

Trauermücken mögen feuchte Erde. Daher kann es helfen, die Erde austrocknen zu lassen. Allerdings vertragen nicht alle Pflanzen komplett trockene Erde. Ausserdem wird diese Aktion den Befall nur reduzieren. Es besteht die Gefahr, dass sich der Bestand nach kurzer Zeit wieder erholt. Bei jungen Pflanzen sollte ausserdem auf diese Methode verzichtet werden, da die Mückenlarven bei Austrocknung der Erde nur noch von den lebenden Wurzeln fressen.

Gelbfallen

Angelockt durch die gelbe Farbe, bleiben die Mücken an den Gelbfallen kleben. Dadurch kann der Befall eingedämmt werden. Allerdings zeigen sich nicht alle Mücken beeindruckt davon. Dennoch eine passable Lösung.

Fleischfressende Pflanzen

Anstelle von Gelbfallen kannst du auch fleischfressende Pflanzen neben den Töpfen platzieren. Hier empfehlen sich Fettkraut oder Kannenpflanzen.

Biologische Bekämpfung der Larven

Die Bekämpfung mit Nützlingen wird vor allem im kommerziellen Bereich eingesetzt. Aber auch bei stark befallenen Blumenbänken oder im Wintergarten können sie dem Befall ein Ende machen. Hierbei werden insbesondere Nematoden über das Giesswasser eingesetzt. Nematoden sind winzig kleine Fadenwürmer, welche sich von den Körperflüssigkeiten der Larven ernähren. Die Nematoden übertragen dabei ein für die Larven tödliches Bakterium (Xenorhabdus) – damit infiziert, sterben sie nach rund vier Tagen.

Mikrowelle

Erhitzt du Erde in der Mikrowelle, werden die Eier und Larven nach drei bis fünf Minuten erfolgreich abgetötet. Das kann ein Mittel für Jungpflanzen sein, welche nur wenig Erde benötigen. Wären wir nun in den USA, müsste ich wohl noch darauf hinweisen, dass die Pflanze an sich nicht in die Mikrowelle getan werden darf.

Die Chemiekeule

Wenn gar nichts mehr geht, greifen viele zu chemischen Insektiziden. Auch wenn die meisten Insektizide bestens gegen Trauermücken wirken, ist deren Einsatz aus umwelttechnischen Aspekten nicht ratsam. Ausserdem: Falls du Insektizide an ess- oder rauchbaren Pflanzen anwendest, solltest du daran denken, dass sich allenfalls auch Ablagerungen in der Pflanze bilden können. Somit sollte, wie auch bei Dünger, auf einen Einsatz direkt vor der Ernte verzichtet werden.

Umstieg auf Hydrokultur

Lange nicht jede Pflanze ist für eine Hydrokultur (Tonkügelchen als Medium) geeignet. Ausserdem ist der Umstieg insbesondere bei älteren oder grösseren Pflanzen nicht unproblematisch. Beim Umtopfen kann es zur Beschädigung des Wurzelsystems kommen, was im schlimmsten Fall den Tod bedeutet. Ausserdem ist das Auswaschen des Wurzelwerkes eine mühselige Angelegenheit. Steigt man von Erde auf ein Hydrokultur-Medium um, verschwinden die Trauermücken.

Umtopfen

Wirst du dem Befall nicht Herr, kann ein Umtopfen Abhilfe schaffen. Allerdings macht das nur bei wirklichen Härtefällen Sinn. Denn die neue Erde kann allenfalls auch Eier enthalten oder erneut von einem Mücken-Weibchen durchs Fenster oder von einer anderen Zimmerpflanze aus angeflogen werden.

Was langfristig hilft: Sand bringt die Mücken zum Trauern

Eine Sandschicht auf der Erde verwehrt den Trauermücken den Zugang.
Eine Sandschicht auf der Erde verwehrt den Trauermücken den Zugang.

Wenn wir die Mücken nicht im Topf haben wollen, sollten wir ihnen den Zugang verwehren. Da wohl die meisten von uns nicht allzu gute zimmermännische Fertigkeiten haben, rate ich davon ab, eine kleine Tür zu zimmern. Einfacher und billiger geht es mit feinkörnigem Sand.

Aber Achtung – nicht jede Pflanze mag jeden Sand:
Wenn du beispielsweise Zitruspflanzenerde kaufst, kommt diese mit einem PH-Wert von rund 6.5 daher. Genau das richtige, um beispielsweise Orangen oder Cannabis zu ziehen. Wenn du nun den klassischen Vogelsand kaufst, enthält dieser viele Zusätze an Kalk, welche den PH-Wert der Erde beim Giessen leicht erhöhen und allenfalls das Ergebnis der Orangen-Ernte beeinflussen.

Ich benutze dennoch stets Vogelsand – den gibt es überall zu Spottpreisen und zumindest meine Pflanzen vertragen alle den etwas erhöhten PH-Wert. Möchtest du auf Nummer sicher gehen, kaufst du dir aber besser Quarzsand.

So wird’s gemacht

Trage eine ein bis zwei Zentimeter dicke Sandschicht auf die Erde auf. Dadurch können die Mücken weder rein, noch raus.

So wird’s noch besser

Da die Trauermücken bei fehlendem Zugang von oben auf die Wasserablauflöcher ausweichen, sollte auch deren Zugang beschränkt werden. Um das zu erreichen, kannst du beim Eintopfen wie folgt vorgehen.

  1. Befülle den Pflanzentopf bis knapp über die Wasserablauflöcher mit Erde.
  2. Darauf kommt nun eine Sandschicht, welche wiederum ein bis zwei Zentimeter dick sein darf.
  3. Nun füllst du den Topf mit Erde, lässt aber genügend Platz, um zuoberst auf der Erde eine zweite Schicht aufzutragen.

Somit haben die Trauermücken nur noch wenig Erde (bis knapp über die Wasserablauflöcher) zur Verfügung und ein Massenbefall wird unmöglich.

Seit ich diese Bekämpfungsmethode anwende, sehe ich nur noch selten bis nie eine Trauermücke. Bei starkem Befall der Pflanzen rate ich zwecks schnellerer Eindämmung, in der Anfangsphase nebst dem Sand auch noch Gelbfallen anzubringen.

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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


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