
Hintergrund
Darum riechen Katzen so gut
von Darina Schweizer
Katzen stecken voller Überraschungen – selbst ihre Ohren verbergen ein kleines Geheimfach. Aber wofür ist es eigentlich da?
«The smallest feline is a masterpiece.» Leonardo da Vincis Worte gehen mir immer wieder durch den Kopf, wenn ich meine Katzen betrachte, als wären sie kostbare Gemälde. Neulich ist mir dabei eine kleine gestalterische Eigenheit aufgefallen: die Schlitze seitlich ihrer Ohren.
«Wofür sollen die gut sein?», frage ich mich, überlege kurz, ob sie sich als Snackversteck eignen würden – und mache mich auf die Suche nach ernsthaften Antworten.
Ich finde heraus: Die Hautfalte trägt einen Namen, Henry’s Pocket (zu Deutsch: Henry’s Tasche). Die Bezeichnung taucht erstmals 1971 in einem Naturkundebuch auf. Gemäss einer Theorie könnte sie nach Joseph Henry benannt worden sein. Der US-amerikanische Physiker erforschte Elektromagnetismus und Schallwellen.
Und genau in diesem Bereich könnte auch die Funktion von Henry’s Taschen liegen. Eine der gängigsten Theorien besagt, dass die Hautfalte tiefere Töne abschwächt, wenn das Ohr abgewinkelt ist. Bei einem Raubtier ist das auf der Jagd hilfreich, um hochfrequente Geräusche von kleinen Beutetieren besser zu hören. Dennoch: Wissenschaftliche Beweise gibt es dafür nicht.
Ebenfalls möglich, aber nicht belegt, ist die Theorie, dass die Hautfalte dem Ohr mehr Bewegung ermöglicht. Konkreter: Katzenohren könnten dank Henry’s Tasche besser nachgeben und sich stärker drehen. Dies könnte auf der Jagd nützlich sein, bei der das Tier in die eine Richtung laufen und in die andere hören kann. So gelingt es der Katze, die Position der Beute besser zu lokalisieren.
Unwahrscheinlicher ist es, dass die Henry’s Pockets funktionslos und nur ein Relikt von Vorfahren sind. Denn zahlreiche Tierarten mit Hautfalten am Ohr haben ein ausgezeichnetes Gehör – zum Beispiel Wiesel, Fledermäuse und manche Primaten sowie Hunde.
Welche Funktion Henry’s Taschen auch erfüllen mögen: Haustierhaltende sollten gut hinsehen. In den schmalen Verstecken nisten sich liebend gerne Parasiten wie Flöhe, Milben oder Zecken ein. Du solltest sie regelmässig kontrollieren und sanft reinigen (lassen). Es lohnt sich also durchaus, deine «masterpieces» ausgiebig zu betrachten.
Welches Mysterium fasziniert dich besonders an Katzen? Verrate es in einem Kommentar.
Ich mag alles, was vier Beine oder Wurzeln hat. Zwischen Buchseiten blicke ich in menschliche Abgründe – und an Berge äusserst ungern: Die verdecken nur die Aussicht aufs Meer. Frische Luft gibt's auch auf Leuchttürmen.
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