
Diese Insekten sehe ich auch bei mir Zuhause gerne
Eigentlich ist mir lieber, wenn Krabbeltiere auf Ästen und Bäumen kriechen. Aber seit ich formschöne Fakes davon kenne, können sie auch zu Hause herumspazieren.
Kleine Krabbler sind nicht gerade Everybody's Darling. Vor allem nicht meiner. Doch kreative Köpfe polieren gerade ordentlich ihr Image auf. Egal, ob Patricia Urquoila, Flavie Audi oder Kickie Chudikova – alle drei wählen Insekten als Inspirationsquelle für ihre Produktgestaltung. Sie nutzen die Formen und Farben der Tierwelt und machen damit jedes noch so schlichte Möbel zum seltenen Schmuckstück. Gleichzeitig erinnern die Designerinnen daran, dass auch Insekten ein rares Gut und wichtige Bausteine der Nahrungskette sind.
Oh honey, honey
Um auf das Insektensterben und die Bedeutung der kleinen Kriecher für die Biodiversität aufmerksam zu machen, hat die Designerin Kickie Chudikova sechs von Insekten inspirierte Objekte entworfen. Die Kollektion heisst «Insectum», was auf Lateinisch «aufschneiden oder in Segmente teilen» bedeutet. Der Titel spiegelt sich in der Gestaltung der einzelnen Objekte wider: «Alvea's» kugelkettenartige Rückenlehne wird durch eine dünne Drahtkonstruktion von der Sitzfläche getrennt.

Quelle: Pia Seidel


Quelle: Pia Seidel
Das Buntglasfenster «Elytra» wird hingegen von schwarzen Linien eingeteilt. Es wurde mit der 3D-Drucktechnologie hergestellt und besitzt ein Muster, das den Flügeln des Picasso-Käfers (Sphaerocoris annulus) gleicht. Und die Glaslampe «Fovea» besitzt drei vertikal falsch ausgerichtete Glasröhrchen, die in der Mitte von einem Ring aus gebürstetem Messing umschlossen werden. Sie stellt einen Bereich des Facettenauges von Insekten dar.
Klebrige Konfetti-Käfer
Eigentlich wirken die Zangen eines echten Hirschkäfers bedrohlich. Aber Flavie Audi schafft es, sie zu entschärfen. Die Designerin verpasst ihrer Version aus Harz ein zartes Zitronengelb, Lila oder Türkis sowie einige wenige schwarze Striche. Dann dekoriert sie damit Objekte wie andere ihr Softeis mit bunten Streuseln.


Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel
Ob Spiegel oder Regal – alles bekommt ein paar Krabbler und damit einen Hauch von Farbe verpasst. Ohne die leuchtenden Grashüpfer und Co. wären die weissen Objekte, die aus Marmorstaub bestehen, nur halb so auffällig.
Flotter Falter
Die neueste Lampe des italienischen Herstellers Flos gleicht optisch einem Schmetterling und schwebt auch so elegant über dem Boden wie einer. Doch das nur dank einer filigranen Hängekonstruktion. Hinter dem Entwurf des minimalistischen, modularen Beleuchtungssystems steckt Patricia Urquoila. Die Designerin ist bekannt dafür, mit ihren Objekten alles zu vereinen: Ästhetik, Atmosphäre, Sinnlichkeit und Funktion.

Quelle: Pia Seidel


Quelle: Pia Seidel
Jedes Modul besteht aus zwei flügelähnlichen Teilen und wird von einem zentralen Stift zusammengehalten. Es wird entweder auf einer geraden oder auf einer gebogenen Metallstrebe montiert. Bei beiden Varianten wird das Licht gleichmässig über die gesamte offene Oberfläche der «Flügel» gestreut. So entsteht eine wohlige Atmosphäre statt Flutlicht-Feeling.
Werke wie diese tragen dazu bei, dass ich Insekten in einem anderen Licht sehe. Ob eher figürlich wie die Grasshüpfer von Flavie Audi oder sehr abstrakt wie der schöne Schmetterling von Flos – alle Designs zelebrieren die Schönheit der Insektenwelt und sind drinnen ein guter Reminder, die Natur nicht aussen vor zulassen.

Quelle: Pia Seidel
Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.