Hintergrund

Drohne die Sechste – Endlich!

Manuel Wenk
3.6.2020

Meine selbstgebaute Drohne fliegt endlich. Unzählige Bruchlandungen, verlorene Antennen, jede Menge kaputter Propeller, ein Flip und einige getroffene Gates. So in etwa lässt sich der erste Flugtag mit meiner DIY-Drohne zusammenfassen.

Ich kann’s kaum glauben. Endlich fliege ich meine eigene Drohne. Nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen steuere ich sie bereits gezielt durch ein Gate – okay, ist auch sehr viel Glück dabei.

Ich hatte zwischenzeitlich nicht mehr daran geglaubt, dass ich die Drohne jemals in die Luft bringe. Die vielen Kommentare, E-Mails und persönlichen Ermunterungen haben mich immer wieder motiviert. Häufig war viel Verständnis vorhanden, weil praktisch jeder FPV-Pilot mit kaputten Flugkontrollern, ESCs, brennenden Teilen und so weiter zu kämpfen hatte. Dem einen oder anderen schnitten Propeller grosse Wunden in die Hände. Das ist mir zum Glück (noch) verwehrt geblieben. All dem zum Trotz – dank Tills Hilfe, einem erfahrenen FPV-Piloten, fliegt meine Drohne endlich.

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LEDs dienen als Kabelschutz

Nach dem Ausflug mit Till und Marvin sitze ich dieses Mal wieder in meinem Wohnzimmer. Schrauben, Löten und Programmieren ist angesagt – wieder einmal. Till ist bei mir und hilft. Die Arbeiten sind mittlerweile Routine: Alle Teile entfernen und die neuen FC und ESC von Hobbywing montieren. Dann die Motoren an die entsprechenden Stellen löten, die Kabel der Air-Unit mit dem Flugkontroller verbinden und im jetzt neu; LED-Streifen auf den Armen montieren.

Beim letzten Mal klebte ich Propeller auf die Motorenkabel, als Schutz vor den sich drehenden Propellern. Im neuen Build benutzen wir dazu LED-Streifen. Eine 2-in-1-Lösung: Die Leiterplatte der LEDs nutzen wir gleichzeitig als Verbindungsglied zwischen Motoren und ESC. So sind sie geschützt und der Copter leuchtet erst noch.

Der Platz ist knapp und die Motorenkabel nur noch ganz kurz.
Der Platz ist knapp und die Motorenkabel nur noch ganz kurz.

Das Ganze dauert drei Stunden.

Auch ein Profi braucht mal Hilfe

Das Setupen in Betaflight ist eine Sache von wenigen Minuten. Wenn man weiss, wie es funktioniert. Till kennt das Programm in- und auswendig. Die Air-Unit von DJI allerdings nicht. Daher dauert alles ein wenig länger. Die Fernbedienung beispielsweise sendet komische Signale. Till ist in der Szene gut vernetzt und Kollege Mike kennt sich mit DJI Produkten aus. Ein Telefonat später sind wir schlauer. Wir müssen einige Kabel umlöten und eine Einstellung in Betaflight ändern. Danach funktionierts. Die Drohne ist bereit für den ersten Flug.

Bevor wir zum Fliegen aufs Feld fahren, will Till etwas versuchen, was man eigentlich nicht tun sollte: Einen Indoor-Flug wagen, um zu schauen, ob die Drohne tatsächlich fliegt. Ich bin skeptisch und bange um die Wohnungseinrichtung. Trotzdem startet Till. Die Drohne fliegt. Die Einrichtung bleibt ganz. Ab aufs Feld.

Die Suche nach einem geeigneten Startplatz

Wir fahren einige Minuten, bis wir den perfekten Platz für den sicheren Start unserer Geräte finden. Ein geeigneter Startplatz ist ein offenes Feld, das sich nicht innerhalb einer Flugverbotszone befindet. Wir Checken das in der App Swiss Drone Maps und zusätzlich auf der Webseite des Bazl. Kollege David hat erst kürzlich über die ab 1. Januar 2021 neu geltenden Gesetze geschrieben.

Till bringt wie beim letzten Mal ein riesen Arsenal an verschiedensten Drohnen mit. Acht Stück insgesamt. Nachdem wir einige Gates aufgestellt haben, fliegt er zunächst ein paar Akkus leer. Ich staune über seine Künste. Bei FPV-Flügen muss zur Sicherheit immer jemand ohne Brille dabei sein, der die Umgebung und die Drohne im Auge behält.

In der Bevölkerung kommen die Drohnenpiloten nicht immer gut an. Till wird immer wieder beschimpft. Einmal habe ein aufgebrachter Herr Till zur Landung aufgefordert und mit Polizei und Störsender gedroht. So weit kam’s nicht, Till hat nichts Verbotenes getan. Gesetze hält er strikt ein. Etwas mehr Verständnis seitens der nicht fliegenden Bevölkerung fände er angebracht.

Fliegen, Propeller ersetzen, fliegen

Endlich «arme» ich meinen Copter. Nichts geht. Was ist jetzt schon wieder los? Vor lauter Nervosität vergesse ich, meine Fernbedienung einzuschalten. Jetzt geht’s definitiv los – keine Sekunde später, mache ich die erste Bruchlandung. Einer meiner billigen Propeller ist bei diesem Mini-Sturz bereits in die Brüche gegangen. Beim nächsten Flug geht’s weiter und länger. Einmal fliege ich bereits durchs Gate. Die Freude an meinem ersten richtigen Flug kann ich schlecht zeigen. Ich bin total fokussiert und konzentriere mich auf die Bewegungen meiner Finger und die der Drohne. Das Gefühl durch die Lüfte zu gleiten ist unbeschreiblich. Die Freude ist kurz. Zwei weitere Propeller müssen bei der nächsten Bruchlandung daran glauben.

Volle Konzentration
Volle Konzentration

Meine Flüge sehen mit der Zeit besser aus und ich fühle mich sicherer. Ich lasse mir von Till erklären, wie ein Flip funktioniert. Nach oben schiessen, Gas raus nehmen und mit dem rechten PITCH-Hebel einen kurzen Impuls geben. Schon dreht sich die Drohne. Mein erster Versuch misslingt wegen zu geringer Höhe. Der Zweite klappt einwandfrei. Das war gerade mein erster Trick und mein Herz schlägt noch höher als bereits zuvor. Bei der Landung geht leider schon wieder ein Propeller in die Brüche. Das mit den Landungen muss ich definitiv noch üben. Sechs weitere kaputte Propeller folgen. Das günstige Mega-Pack hat sich nicht bezahlt gemacht. Auf Empfehlung von Till bestelle ich welche von HQProps.

Gleich fliege ich durch mein erstes Gate.
Gleich fliege ich durch mein erstes Gate.

Ein einzigartiges Abenteuer, das ich weiter verfolgen werden

Während ich dauernd Propeller ersetze, dreht Till seine Runden. Er fliegt die Drohne in atemberaubenden Tempo zwischen den Gates hin und her. Wie er da noch einen klaren Kopf behalten kann und die Drohne immer noch so ruhig steuert, ist mir ein Rätsel. Seine Kunststücke vom «digitec Flightday» hat er in einem Video festgehalten.

Vor rund zwei Monaten hab ich den ersten Teil meiner Drohnen-Serie veröffentlicht. Damals mit einem riesigen Missgeschick. Unzählige weitere Stunden verbringe ich damit zu löten, den Copter wieder und wieder zusammenzubauen und Fehler zu suchen. Die Fehlersuche ist der wohl längste und mühsamste Teil des Hobbys. Google und Youtube waren mir dabei eine grosse Hilfe. Und Marvin und Till natürlich. Aber auch alle anderen, die mir geschrieben haben und mir ihre Hilfe angeboten haben. Für mich war das auf jeden Fall eine sehr lehrreiche Zeit. Ich empfehle jedem, der schon einmal mit dem Gedanken gespielt hat, sich selber eine Drohne zu bauen, es zu versuchen. Das Fluggefühl entschädigt den ganzen Aufwand und Ärger. Meine vielen Videos und Texte sollen dich nicht abschrecken. Viel eher ermutigen – denn ich hab’s geschafft ohne jegliche Vorkenntnisse. Ich bin dann mal draussen. Am üben, üben, üben.

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Als Multimedia-Produzent ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, Inhalte auf vielfältige Art und Weise aufzubereiten. In meiner Freizeit zieht es mich in die Berge, sei es zum Skifahren, Mountainbiken oder Wandern. Und natürlich habe ich meine Kamera immer griffbereit, genauso wie meine FPV-Drohne. 


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