
Hintergrund
Dolby stellt «Dolby Vision 2» vor – das steckt dahinter
von Luca Fontana
Manchmal frage ich mich ernsthaft: Für wen genau werden solche Geräte eigentlich gebaut? Und dann sehe ich den Nebula X1 Pro, den neuen Projektor von Anker, und denke: Egal. Hauptsache, jemand baut sowas.
Stell dir vor, du rollst einen Koffer ins Wohnzimmer, aber statt Klamotten springt dir plötzlich ein komplettes Heimkino entgegen. Genau so fühlt sich der Anker Nebula X1 Pro an. Beamer oben drauf, Subwoofer im Bauch, Lautsprecher rundherum. Und das Beste: Die magnetisch befestigten Speaker hängen nicht fest, sondern lassen sich wie Switch-Controller einfach abnehmen und frei im Raum verteilen.
Das heisst: Direkt neben die Couch, in die Ecken des Wohnzimmers oder sogar draussen um den Gartentisch herum. Aus dem Koffer wird so ein modulares 7.1.4-System. Ein bisschen Heimkino-Lego für Erwachsene.
Noch spannender wird es mit der Software. Der X1 Pro fragt mich, wo ich sitze – mittig, seitlich, ganz hinten – und richtet die Treiber so ein, dass der Sound an meinem Platz ankommt. Das Ganze funktioniert mit Reflexionen an Wänden und Decke.
Klar: Draussen im Freien dürfte davon nicht viel übrigbleiben, weil schlicht die Flächen fehlen, an denen der Schall abprallt. Aber im Wohnzimmer? Da entsteht im besten Fall eine kleine Klangkuppel, die sich wie ein persönliches Surround-Setup anfühlt.
Technisch bringt der X1 Pro einiges mit: 4K Triple-Laser mit 3500 ANSI Lumen, hell genug, um auch bei Tageslicht im Wohnzimmer noch ein brauchbares Bild zu liefern – nicht nur im abgedunkelten Kellerkino. Kontrastwerte von 5000:1 (statisch) und 56 000:1 (dynamisch), flexible Ausrichtung per Gimbal und automatische Bildeinstellungen, die Fokus und Trapezkorrektur in Sekunden übernehmen.
Obendrauf gibt’s Google TV mit Netflix-Integration sowie Zertifizierungen für Dolby Vision und Dolby Atmos. Sprich, Bild und Ton auf offiziellem Kinostandard.
Preislich startet das Ganze bei 2999 Dollar im Rahmen einer Kickstarter-Kampagne. Das ist in etwa so viel wie ein 65-Zoll-OLED-TV der oberen Preisklasse oder ein High-End-Beamer ohne Soundsystem. Steil. Und dass Anker das Ganze über Kickstarter launcht, zeigt ebenfalls, wie experimentell das Konzept ist, auch wenn die Marke längst kein Start-up mehr ist und nicht zum ersten Mal was Neues via Kickstarter launched.
Nun denn, für wen ist das alles jetzt? Wer High-End will, richtet sich meist eine feste Lösung ein. Wer Outdoor-Feeling sucht, wird die Limitierungen der Raumakustik spüren. Und wer Atmos-Sound wirklich voll auskosten will, braucht eigentlich auch Wände und Decken, die den Schall reflektieren. Die kann der X1 Pro nicht herzaubern.
Und trotzdem: Ich will das Konzept gar nicht kleinreden. Im Gegenteil. Ich feiere es, wenn Hersteller nicht die x-te Iteration von Beamer XY bringen, sondern neue Ideen wagen.
Der Nebula X1 Pro ist so ein Gerät. Wahrscheinlich nicht das, was man rational kauft. Aber ganz sicher eines, das man sich anschaut, weil es den Fantasie-Funke zündet. Ein Heimkino zum Rollen, ein Rollkoffer auf Steroiden – allein diese Idee macht ihn spannend.
Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»