

Ein Überblick: AMDs neue Ryzen-Prozessoren mit Zen+-Mikroarchitektur

Rund ein Jahr nach Veröffentlichung der ersten Prozessoren mit Zen-Architektur legt AMD mit der Zen+-Mikroarchitektur nach. Die neuen Prozessoren werden im 12-Nanometer-Fertigungsverfahren hergestellt und machen einiges besser als die Vorgänger.
Pinnacle Ridge ist die neue Core-Bezeichnung der Ryzen-2000-Prozessoren. Die Neuen bieten bis zu acht Kerne und sind für Workstations und Gaming-PCs gedacht. Das neue Topmodell ist der Ryzen 7 2700X, welcher mit 8 Kernen sowie 16 Threads, einem Basistakt von 3.7 GHz (Boost von 4.35 GHz) und Overdrive daherkommt. Im Gegensatz zu den Vorgängermodellen werden Zen+-Prozessoren nicht mit 14-Nanometer-Technologie, sondern mit 12 nm gefertigt. Damit schafft AMD eine erhöhte Taktrate von rund 15 Prozent und senkt im gleichen Zug die Leistungsaufnahme um etwa 10 Prozent.
Vier neue Prozessoren mit 6 und 8 Kernen
Folgende vier Modelle mit Zen+-Architektur bietet AMD neu:
Kerne | Threads | Basis-Takt | Boost | L3 | Max. TDP | |
---|---|---|---|---|---|---|
AMD Ryzen 7 2700X | 8 | 16 | 3.70 GHz | 4.35 GHz | 16 MB | 105 Watt |
Intel Core i7-8700K | 6 | 12 | 3.70 GHz | 4.70 GHz | 12 MB | 95 Watt |
AMD Ryzen 7 2700 | 8 | 16 | 3.20 GHz | 4.10 GHz | 16 MB | 65 Watt |
AMD Ryzen 5 2600X | 6 | 12 | 3.60 GHz | 4.25 GHz | 16 MB | 95 Watt |
AMD Ryzen 5 2600 | 6 | 12 | 3.40 GHz | 3.90 GHz | 16 MB | 65 Watt |
AMD vs. Intel
Wer seinen Computer oft zum Kompilieren braucht oder Software einsetzt, die mehrere Prozesse gleichzeitig abarbeiten kann (Multithreading), erhält mit dem Ryzen 7 2700X mehr Leistung, als mit Intels Vorzeige-Prozessor Core i7-8700K. So schneidet er mit aktivierten acht Kernen und 16 Threads beim Cinebench R15 29.3 Prozent besser ab (1412 Punkte für Intel, 1826 Punkte für AMD). Dafür hat Intel in Sachen Singlethreading die Nase vorn – 15.6 Prozent liegt der 2700X bei Arbeiten mit einem Kern hinter Intel (207 Punkte für Intel, 179 Punkte für AMD).
In Spielen nehmen sich Intel und AMD nicht viel. Wer mit Auflösungen bis Full-HD spielt, wird mit Intels Core i7-8700K etwas mehr FPS herausholen. Spieletitel, welche mehr als 12 Threads ausreizen können, wenden allerdings das Blatt schlagartig zugunsten von AMD und lassen den Ryzen 7 2700X als Sieger dastehen. Allerdings muss man lange suchen, um ein solches Spiel zu finden. Zumindest ein Beispiel scheinen die Kollegen von pcworld.com gefunden zu haben: «Deus Ex: Mankind Divided».
Betrachtet man die maximale Leistungsaufnahme, verbraucht AMDs Ryzen 7 2700X mit 105 Watt insgesamt 10 Watt mehr als Intels Core i7-8700K (95 Watt).
Abwärtskompatibilität & Turbo-Mechanismen
Was AMD wirklich gut macht, ist die gegebene Abwärtskompatibilität. So laufen Prozessoren der zweiten Ryzen-Generation auch auf älteren Mainboards der 300er-Serie. Wer allerdings von den neuen Turbo-Mechanismen «XFR 2 Enhanced» (erweiterter temperaturabhängiger Boost) sowie «Precision Boost 2» (vom Motherboard und Kühler abhängiger Boost) profitieren möchte, benötigt zwingend ein neues X470-Board.
Doch keine Angst; dein Prozessor läuft auch ohne diese Zusatzfeatures genügend flott. Zumal XFR 2 Enhanced sowieso nur eingesetzt werden kann, wenn genügend Kühlung vorhanden ist. Mit dem mitgelieferten Kühler Wraith-Prisma und einer Temperatur um die 90 Grad würde der Prozessor gemäss AMD 4 Prozent mehr Leistung erbringen. Anders sieht es bei Precision Boost 2 aus; diese Technologie greift nur bei leichteren Lasten, welche nur drei oder vier Threads verwenden. Wie viel Precision Boost 2 genau bringen wird, kann noch nicht gesagt werden. AMD spricht davon, dass die zweite Version der Technologie beim Ryzen 7 2700X im Vergleich zum Vorgänger 1800X beinahe 500 MHz Leistungszuwachs bringen soll. Genaueres folgt, sobald die neuen Mainboards mit Bios-Update den Weg in die Testlabore gefunden haben.
Kosten
Preislich nehmen sich die Topmodelle von AMD und Intel nicht viel. Das ist gut, denn somit können wir uns bei der Wahl des Prozessors auf technische Spezifikationen und dem eigenen Gusto konzentrieren:
Einen kleinen preislichen Vorteil hat sich AMD dennoch verschafft, denn die Zen+-Prozessoren werden inklusive Kühler (Wraith-Prisma mit RGB-Beleuchtung) geliefert. Das war bei der ersten Ryzen-Generation noch nicht der Fall.
Fazit
Mit der überarbeiteten Version der Ryzen-Prozessoren rückt AMD definitiv zu Intel auf. Wer sich einen Prozessor fürs Gaming zulegen möchte, wird kaum einen Unterschied zwischen den Spitzenprozessoren spüren. Games mit einem Core i7 laufen in der Regel einen Tick schneller. Es sei denn, sie unterstützen mehr als 12 Threads. Wer abseits des Spielens Leistung für Multithreading lastige Arbeiten sucht, wird auf dem Papier mit AMD glücklicher. Für Kunden, welche an Overclocking interessiert sind, dürfte Intel dank weniger grosser Leistungsaufnahme und tieferen Betriebstemperaturen siegen.
Man darf gespannt sein, ob nach dem Aufrücken von AMD zu Intel nun ein Preiskampf ausbricht. Und genauso spannend dürfte auch die künftige Veröffentlichung des Ryzen 7 2800X sein. Wird AMD damit Intel sogar vom Thron stossen?
Einen Überblick zu den neuen Prozessoren inklusive passender Mainboards findest du hier.


Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.