Einfangen statt vermeiden: Microsoft will mit Holzkraftwerk «CO₂-negativ» werden
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Einfangen statt vermeiden: Microsoft will mit Holzkraftwerk «CO₂-negativ» werden

Tech-Gigant Microsoft will seinen CO₂-Fussabdruck bis zum Jahr 2030 deutlich reduzieren. Dazu beitragen soll auch ein mit Holzschnitzeln befeuertes Kraftwerk. Insgesamt will Microsoft rund 2,8 Millionen Tonnen schädliches Klimagas kompensieren.

Microsoft setzt zur Reduzierung seines ökologischen Fussabdrucks noch stärker auch auf Technologie, bei der CO₂, das sich bereits in der Atmosphäre befindet, «eingefangen» wird. Dadurch will der Konzern sein Ziel erreichen, bis 2030 nicht nur CO₂-neutral, sondern sogar CO₂-negativ zu werden. Ab diesem Zeitpunkt will Microsoft quasi der Erdatmosphäre mehr CO₂ entziehen als das Unternehmen selbst verursacht. Schon bei Ankündigung des CO2-Zieles im Jahr 2020 hatte Microsoft betont, nicht nur auf Reduktion zu setzen, sondern vor allem entstehendes CO₂ einzufangen oder zu kompensieren.

Microsoft hat dazu jetzt eine Partnerschaft mit dem dänischen Energieunternehmen Ørsted geschlossen. Der sie begründende Vertrag beinhaltet, dass der US-Konzern insgesamt Zertifikate für 2,76 Millionen Tonnen Kohlendioxid kauft – und zwar über einen Zeitraum von elf Jahren, also sogar über das Jahr 2030 hinaus. Es ist der weltweit grösste Deal dieser Art.

Der Kauf der CO₂-Zertifikate bedeutet, dass Microsoft seine eigenen Emissionen nicht selbst reduziert, sondern Geld an den Partner gibt, der das dann quasi erledigt. Dieser Partner, Ørsted, ist bereits seit vielen Jahren mit Microsoft verbunden. So betreibt das dänische Energieunternehmen zum Beispiel einen Windpark mit Unterstützung von Microsofts KI-Lösungen.

Der neue Deal ermöglicht Ørsted den Bau einer sogenannten CCS-Anlage neben einem bestehende Kohle- und Holzheizkraftwerk (siehe Foto oben). Die Buchstaben der Abkürzung CCS stehen für «carbon dioxide capture and storage», also für das Einfangen und Speichern von Kohlendioxid. Die CCS-Anlage von Ørsted wird unter anderem auch von der dänischen Regierung verantworteten Energie-Agentur gefördert. Zusammen mit Aker Carbon Capture, einem auf CCS spezialisierten Unternehmen aus Norwegen, werden künftig jährlich 430 000 Tonnen CO₂ eingefangen und schliesslich unter dem Boden der Nordsee vor Norwegen gelagert.

Die beteiligten Unternehmen bezeichnen den Deal als wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur Realisierung technologischer Lösungen zur CO₂-Reduktion.

Verbrennen von Holz als Klimaschutz-Massnahme ist umstritten

Umweltverbände kritisieren, dass das Verbrennen von Holz als nachhaltig bezeichnet wird. Denn wie auch bei der Verbrennung von Kohle, Gas oder Öl entsteht auch hier CO₂. Befürworter der Holzverbrennung argumentieren, dass die Bäume zuvor in ihrer Wachstumsphase der Atmosphäre CO₂ entzogen haben und deshalb quasi klimaneutral verbrannt werden können. Die von Ørsted verbrannte Biomasse stammt nach Angaben des Unternehmens aus nachhaltigen Quellen. Die Europäische Union hat Biomasse unter bestimmten Bedingungen als nachhaltig eingestuft.

Auch Google und Apple wollen bis 2030 CO₂-frei sein

Zu den Kunden von Ørsted gehört neben Microsoft auch Google. Der Suchmaschinen-Anbieter hat kürzlich einen Vertrag zur Abnahme einer Leistung von 150 Megawatt Strom über die nächsten 15 Jahre unterzeichnet, um unter anderem damit bis zum Jahr 2030 CO₂-neutral zu werden. Der Strom für den Deal kommt aus einer Windkraftanlage in Texas. Die «Helena Wind Farm» mit 66 Turbinen ist seit Juni 2022 in vollem Betrieb und erzeugt bis zu 268 MW.

2030 ist ebenfalls das magische Jahr für Apple. Der Konzern unternimmt bis dann verschiedene Anstrengungen zur Reduktion seines CO₂-Ausstosses. Neben anderen Massnahmen hat Apple kürzlich einen ambitionierten Zeitplan für den Einsatz von Recyclingmaterial dargelegt.

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    Apple drückt beim Einsatz von Recycling-Material aufs Tempo

    von Martin Jungfer

Titelfoto: Bob Collowan / Wikimedia

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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 


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