Facebook verkauft Giphy – nicht freiwillig – mit riesigem Verlust
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Facebook verkauft Giphy – nicht freiwillig – mit riesigem Verlust

Gekauft für 315 Millionen US-Dollar, verkauft für 53 Millionen. Der Facebook-Mutterkonzern Meta hat das Portal für animierte Gif-Bilder und Kurzvideos abgestossen. Die britische Wettbewerbsbehörde hatte einen Verkauf verfügt.

Es war ein kurzes und teures Intermezzo für Meta: Erst vor etwa drei Jahren hatte Facebook bekanntgegeben, dass es das meistgenutzte Angebot von animierten Bildern übernehmen werde. Der Wert von Giphy wurde damals auf 300 bis 400 Millionen US-Dollar taxiert. Zum genauen Kaufpreis machten damals weder Facebook noch Giphy Angaben, kolportiert wird aber, dass der Konzern von Mark Zuckerberg 315 Millionen US-Dollar bezahlt haben soll.

Doch schon im November 2021 meldete sich die britische Wettbewerbsbehörde CMA. Im Zusammenschluss von Facebook und Giphy läge die Gefahr, dass es Meta Konkurrenten der eigenen Plattformen – also Facebook, Instagram und WhatsApp – erschweren könnte, Bilder von Giphy einzubinden. Es sei, so argumentierte die CMA damals, nicht auszuschliessen, dass Tiktok, Twitter oder Snapchat Bilder von der Giphy-Datenbank nicht mehr problemlos einbinden könnten. Sie könnten gezwungen werden, Nutzerdaten mit Meta zu teilen.

Meta sah das, kaum überraschend, anders. Es kam zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen den Wettbewerbshütern und Meta. Im Herbst 2022 endete das Verfahren. Die CMS obsiegte, Meta musste Giphy wieder verkaufen.

Dass nun alle Welt wusste, dass Meta gezwungen war, Giphy zu verkaufen, spielte potenziellen Käufern in die Hände. Letztlich sicherte sich jetzt die Foto-Datenbank Shutterstock Giphy – und bezahlte nur noch 53 Millionen US-Dollar.

Verschmerzbarer Verlust für Meta

Der buchhalterische Verlust von rund einer viertel Milliarde aus dem Giphy-Verkauf dürfte Meta verschmerzen können. Der für 2022 gemeldete Gewinn lag bei über 22 Milliarden US-Dollar. Im vierten Quartal des vergangenen Jahres wurden 4,65 Milliarden US-Dollar Überschuss gemeldet – und das trotz hoher Kosten für die Abfindungen tausender Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen sich Meta trennte.

Mit einem Kaufpreis von über 300 Millionen US-Dollar war Giphy eine der teureren Übernahme der vergangenen Jahre. Teurer war zuletzt nur die Übernahme von Kustomer, einem Anbieter von Cloud-basierten Kunden-Management-Systemen. Für diese US-Firma bezahlte Meta 2022 eine Milliarde US-Dollar. Genau soviel übrigens wie im Jahr 2012 für Instagram. 2014 wurden für WhatsApp 19 Milliarden und für Oculus VR zwei Milliarden Dollar bezahlt.

Giphy in neuen Händen

Warum hat sich nun ausgerechnet eine Foto-Plattform Giphy gesichert? Für Paul Hennessy, CEO von Shutterstock, ist das in seinem Statement logisch. In bester Business-Sprache lässt er mitteilen: «Die Übernahme ist ein aufregender nächster Schritt auf dem Weg von Shutterstock als End-to-End-Kreativplattform“. Immerhin, 1,3 Milliarden tägliche Suchanfragen verzeichnet Giphy nach eigenen Angaben pro Tag.

Falls du Giphy fleissig nutzt, musst du dir übrigens keine Sorgen machen. Du kannst weiterhin deine Kommunikation mit den beliebten GIFs verzieren – auch auf den Facebook-Plattformen. Denn der Meta-Konzern hat sich beim Zwangsverkauf zusichern lassen, weiterhin die Inhalte von Giphy nutzen zu dürfen.

Titelfoto: Martin Jungfer

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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 


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