Gaffa Tape: Der Lebensretter am MWC
Hintergrund

Gaffa Tape: Der Lebensretter am MWC

Es sind die kleinen Dinge, die einem den Tag versüssen. Am Mobile World Congress in Barcelona feiern wir eine Rolle Gaffa Tape. Der Grund: Ohne das stoffige Klebeband hätten wir nachhaltig Mühe.

Autor Andy Weir hat in seinem Erstlingswerk seinem fiktiven, auf dem Mars gestrandeten, Astronauten Mark Watney folgende Worte in den Mund gelegt:

Duct tape is magic and should be worshipped.
Mark Watney

Daher gehört eine Rolle Klebeband bei Messebesuchen immer dazu. Selbst wenn wir das Tape nie brauchen, wir sind froh, es zu haben. Nur, dass unser Gaffa Tape während dem Mobile World Congress in Barcelona zu Hause in Zürich im Schrank mit all den anderen angebrauchten Rollen liegt.

«Komm, wir gehen Gaffa Tape kaufen», sagt Videoproduzentin Stephanie Tresch. Wir haben zwei Stunden Freizeit bevor der Tag am Mobile World Congress losgeht. Sie beschleiche so ein Gefühl, fügt sie an. Wenn wir kein Tape haben, dann käme ganz bestimmt eine Situation daher, in der wir ein Königreich für einen Zentimeter Tape hergeben würden.

Wir machen uns auf zum nächsten Kameraladen, Avisual Pro, nahe der Messe.

Gaffa, Gaffer, Gaffer's Tape? Was denn nun?

Gaffa Tape ist ein Alltagswerkzeug eines jeden Camera Operators. Oder all derer, die mit Licht zu tun haben. Doch keiner weiss so recht, wie der Name überhaupt geschrieben wird. Von Gaffer Tape über Gaffer's Tape bis hin zu Gaffa Tape – unsere bevorzugte Schreibweise – ist online alles zu finden. Einig aber sind sich die Profis wie auch die Amateure: Gaffa Tape is magic and should be worshipped. Das Tape ist magisch und sollte verehrt werden.

Gaffa Tape hat mit herkömmlichem Tesafilm, Teppichklebeband oder Panzertape nur wenig gemeinsam. Denn sowohl Klebeseite wie auch die Oberseite des Tapes unterscheiden sich drastisch vom herkömmlichen Tape. Ich bin mir sicher, dass weder du noch ich je daran geglaubt hätten, dass wir uns mal in einem Artikel über Klebeband sehen würden. Aber glaub mir, das ist eigentlich wesentlich faszinierender als es den Anschein haben mag.

Vor allem darum, weil es uns morgens um 1 Uhr, mitten in dern Nachtschicht, gerettet hat.

Doch zuerst etwas Etymologie. Der Ursprung des Namens «Gaffa Tape» ist unbekannt. Es wird vermutet, dass er von der Berufsbezeichnung «Gaffer» abstammt. Ein Gaffer ist der Chef des Lichts auf einem Filmset. Ergibt also durchaus Sinn.

Die Oberseite des Gaffa Tapes besteht aus einer stoffartigen Substanz. Das ist dahingehend gut, weil du im Zweifelsfall drauf schreiben kannst. Wenn du das Tape so nutzt, wie es die meisten Profis tun und damit Kabel an einem Bühnenboden befestigst, dann helfen manchmal Notizen auf dem Band.

Das Tape, das wir in der Regel dabei haben, ist aber mattschwarz, da dies die wohl gebräuchlichste Farbe ist. Gaffa Tape ist dahingehend nett, weil du es easy von Hand zerreissen kannst, es aber doch verdammt viel aushält. Es klebt richtig gut, ist aber einfach wieder abzulösen ohne dass es gross Spuren hinterlässt.

Wer auch immer Gaffa Tape erfunden hat, hat ein Bier von uns zu Gute.

Der Lebensretter in Spanien

Ich sollte lernen, Stephanies Intuition zu trauen. Denn ihr Gefühl von wegen «ich bin mir sicher, dass es diesmal nützlich wird» stellt sich nicht nur als Spinnerei einer übermüdeten Videoproduzentin heraus.

Unser Mikrofon hat Mühe.

Wir benutzen an Messen und auf Ausseneinsätzen immer ein Sennheiser MD-46 Mikro, das wir mit einem Rode Newsshooter Kit versehen.

RØDE RODELink Newsshooter (Videografie, Broadcast, Interview / Vortrag)

RØDE RODELink Newsshooter

Videografie, Broadcast, Interview / Vortrag

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Mikrofon

RØDE RODELink Newsshooter

Videografie, Broadcast, Interview / Vortrag

Den Sender koppeln wir unten ans Mikrofon, schrauben den Verschluss zu und fertig. Das sollte eigentlich halten. Nur aber benutzen wir das MD46 schon seit fast einem Jahr, mehrmals wöchentlich. Es zeigt erste Abnutzungserscheinungen. Mitten in der Samsung-Pressekonferenz will es die Verbindung zwischen Mikrofon und Sender nicht mehr so recht herstellen. Wackelkontakt. Mist.

«Ich hör dich nur ganz abgehackt», sagt Stephanie. In ihrer Stimme schwingt Angst mit.

Wir sprechen kurz über einen Plan B. Plan B sollte in der Regel in etwa genau so gut sein, wie Plan A. Bei uns ist er das aber nicht. Plan B ist das Bordmikrofon der Sony a7s ii zu verwenden. Das Mikrofon der Kamera ist aber weder besonders clever in der Geräuschisolation noch hat es eine definierte Richtung für die Aufnahme. Sprich: Es nimmt einfach alles auf, egal ob meine Stimme oder Hintergrundlärm und gewichtet all diese Geräusche gleich. Das Resultat ist Sound, der echt keiner hören will. Klar, im äussersten Notfall würde es das Bordmikrofon tun, aber wenn immer du – egal in welchem Einsatzgebiet und egal mit welcher Kamera – auf ein externes Mikrofon zurückgreifen kannst, tu es.

Kurz: Plan B ist Müll.

Mittlerweile ist dir sicher klar, wo der Weg hinführt. Nach einigem Experimentieren habe ich herausgefunden, dass das Mikrofon sich nicht mehr sauber in den Transmitter einklinkt. Abnutzung am Mikro. Jetzt ist das geklebt mit etwa 10 Zentimeter Gaffa Tape. Das hält bombenfest und wir haben im täglichen Einsatz eine Sorge weniger.

Gaffa Tape is magic and should be worshipped.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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