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Produkttest

Gaime bringt das Spielhallen-Gefühl nach Hause

Gaime ist eine Minikonsole mit Pistolen-Controller, mit dem ich den 30 Jahre alten Spielhallenklassiker «Time Crisis» zuhause spielen kann. Damit ballere ich mich zurück in die 90er-Jahre-Badeferien.

Mein Bruder und ich stehen in unseren Badehosen vor einem grossen, roten Spielautomaten. Auf der Seite prangt das Bild des Protagonisten mit schwarzer Lederjacke und cooler Actionpose. Das interessiert uns in dem Moment herzlich wenig. Wir befinden uns im Restaurant eines französischen Campingplatzes und haben soeben den letzten Franc unseres Taschengelds reingeworfen.

Unsere ganze Aufmerksamkeit gilt «Time Crisis». Abwechselnd halten wir mit schwitzigen Händen die blaue Plastikpistole und feuern damit wie wild auf den Bildschirm. Das Actiongame bewegt sich wie auf Schienen von Szene zu Szene. Wir müssen alle Gegner abschiessen, bevor die Zeit abläuft und möglichst ohne selbst getroffen zu werden.

Endlich sind wir beim Boss. Der maskierte Kerl ist besonders fies. Er springt wie ein Affe hin und her und greift uns mit einer riesigen Klaue an. Ich komme aus der Deckung und feuere mein ganzes Magazin auf ihn ab, treffe aber nur ein einziges Mal; Ich lade nach, will wieder schiessen, aber der Schurke ist schneller. Seine Kralle hinterlässt rote Kratzer auf dem Screen. Das war unser letztes Leben. Die «Continue»-Anzeige tickt langsam runter und wir müssen tatenlos zusehen, wie das Spiel wieder von vorn beginnt.

«Time Crisis» luchst seit 30 Jahren grossen und kleinen Kindern das Geld ab.
«Time Crisis» luchst seit 30 Jahren grossen und kleinen Kindern das Geld ab.

Unendliche Continues

Anders als in den Frankreich-Ferien mit 14 Jahren habe ich dieses Problem mit Gaime nicht. Bei «G’aim’e», wie es offiziell geschrieben wird, handelt es sich um eine Minikonsole mit Controller in Form einer Pistole. Der japanische Spielzeughersteller Tassei Denki veröffentlicht das System zusammen mit Bandai Namco zum 30. Jubiläum des Spielhallenklassikers «Time Crisis». Das Beste daran: Auf Knopfdruck kann ich so viele Münzen generieren, wie ich will. Unendliche Continues. Ein Kindheitstraum geht in Erfüllung.

Mit der magischen Taste in der Mitte kann ich unendlich Münzen generieren.
Mit der magischen Taste in der Mitte kann ich unendlich Münzen generieren.

Gaime besteht aus einem kleinen schwarzen Kästchen, das per HDMI mit jedem modernen Fernseher verbunden werden kann. Die dazugehörige Gaime Gun wird über ein vier Meter langes USB-C-Kabel angeschlossen und kurz kalibriert. Dafür ziele ich mit der Plastikpistole auf verschiedene Zielscheiben, bis der Sensor im Controller auf den Fernseher abgestimmt ist.

Danach lande ich im Hauptmenü. Je nach Version gibt es eine zweite Gaime Gun, ein Fusspedal und drei weitere Spiele dazu. «Point Blank», «Steel Gunner» 1 und 2 sind im Gegensatz zum Original-«Time Crisis» für Zwei Spieler konzipiert.

Mit der Premium- oder Ultimate-Version gibt es drei Spiele zusätzlich.
Mit der Premium- oder Ultimate-Version gibt es drei Spiele zusätzlich.

Ich starte natürlich mit dem Jubilar und fühle mich sofort in meine 90er-Jahre-Sommerferien zurückversetzt. Kantige 3D-Gesichter, matschige Texturen und eine monotone Stimme, die ständig «Action!» ruft. Das waren noch Zeiten.

«Time Crisis» spielt sich noch genau wie damals. Unglaublich schwer, absolut unfair, aber einfach toll. Wenn man nicht auswendig weiss, welche Gegner wann und wo auftauchen, ist es unmöglich, sie rechtzeitig zu treffen, ohne selbst getroffen zu werden. Die drei mickrigen Leben schmelzen schneller als eine Calippo-Glacé im Hochsommer. Und dann lechzt der Nimmersatte Automat schon nach der nächsten Münze. Aber nicht mit Gaime. Hier drücke ich nur die dedizierte Münzentaste am Controller und schon habe ich einen Credit mehr.

Damit schaffe ich es endlich, den fiesen Fiesling mit den Klauen zu besiegen. Aber Moment, das Spiel geht noch weiter? Ach ja, vage erinnere ich mich an einen Museumslevel, einen messerwerfenden Boss, und einen Helikopter, den ich zum Abstürzen bringe. Selber habe ich in diesen Momenten sicherlich nie die Pistole gehalten. Vermutlich habe ich neidisch anderen Kindern über die Schulter geschaut, die so viele Münzen reingeworfen haben, dass ihre Eltern aus Geldnot frühzeitig die Ferien abbrechen mussten.

Umso mehr geniesse ich es, endlich selbst alle drei Kapitel abzuschliessen und die Geschichte, die auf einer Serviette Platz hat, mitzuerleben. Knapp 30 Minuten brauche ich dafür. Miserabel, wenn ich mir die bestehenden Highscores anschaue – rasend schnell, wenn ich bedenke, dass ich in drei Wochen Sommerferien nicht über den ersten Level hinausgekommen bin.

Das simple Spielprinzip von «Time Crisis» ist zeitlos.
Das simple Spielprinzip von «Time Crisis» ist zeitlos.

Premium-Version mit mehr Spielen

Neben der Basic-Version für 100 Euro von Gaime gibt es eine Premium-Version für 150 Euro. Darin sind ein Fusspedal sowie «Point Blank» und «Steel Gunner» 1 und 2 enthalten. Alle drei Spiele sind zu zweit spielbar, dafür ist aber eine weitere Gun notwendig, die es separat oder mit der Ultimate-Version für 200 Euro gibt.

«Point Blank» besteht aus einer Minispiel-Sammlung. Mal muss ich auf einem See rote Entchen abschiessen, mal möglichst viele Zielscheiben treffen, mal am Meeresboden Tintenfische treffen, die aus Töpfen springen. «Point Blank» ist sehr hektisch, sehr schwer und ein typisches Spielhallengame, das Unmengen an Münzen verschlingen soll.

Der zweite Controller kostet extra.
Der zweite Controller kostet extra.

«Steel Gunner» sind klassische 2D-Action-Games. Ich spiele ein Cop-Duo, das in Kampfanzügen Jagd auf Roboter und Drohnen macht. Wie bei «Time Crisis» bewegt sich das Spiel selbstständig. Ich konzentriere mich nur darauf, alle Gegner abzuknallen und möglichst keine Zivilisten zu treffen. Das ist zumindest in den ersten Levels etwas einfacher als «Time Crisis», nur schon deshalb, weil das Zielkreuz sichtbar ist. Nach einer halben Stunde läuft auch hier der Abspann.

Nicht aufrüstbar

Technisch funktioniert Gaime einwandfrei. Das Gerät besitzt drei USB-C-Anschlüsse. Davon zwei für die Controller, einer für den Strom. Dazu gibt es den erwähnten HDMI-Port, daneben lediglich einen Power Button und eine Reset-Taste. Anders als ältere Lightguns setzt die Gaime Gun auf Kameras statt Infrarotsensoren oder Fotozellen. Die Pistole ist damit sehr präzise. Ich kann durch Kimme und Korn schauen und der Schuss landet ziemlich genau dort, wo ich hinziele. Weil es anstrengend ist, immer ein Auge zuzukneifen, schiesse ich meistens nach Gefühl. Bei Bedarf, und den habe ich immer, kann ich über den Schieberegler am Controller Vibration einschalten. Dann simuliert die Plastikpistole den Rückschlag, wenn ich sie abfeuere.

Mit dem Fusspedal bewege ich mich bei «Time Crisis» wie beim Spielautomat aus der Deckung, respektive verstecke mich, um nachzuladen. Alternativ drücke ich dafür auf die Taste am Lauf der Gun. Wie die Münzentaste ist sie auf beiden Seiten vorhanden, damit sie Links- wie Rechtshänder gleichermassen nutzen können. Ich verwende das Fusspedal meist nur, wenn ich einen Haltungswechsel brauche und eine Hand runternehmen will. Mir fehlt eindeutig die Spielautomaten-Kondition, die früher nur durch fehlende Münzen gebrochen werden konnte.

Das Fusspedal funktioniert nur mit «Time Crisis».
Das Fusspedal funktioniert nur mit «Time Crisis».

Gaime ist nicht die erste Heimkonsolen-Version von «Time Crisis». Bereits 1997, zwei Jahre nach der Lancierung des Spielautomaten, veröffentlichte Namco (heute Bandai Namco) einen Port für die erste Playstation. Dazu gab es die Guncon-Controller, die mit Röhrenmonitoren funktionierten – genau wie der Zapper für den NES. Spätere «Time Crisis»-Nachfolger erschienen für PS2 und PS3. Die Controller für «Time Crisis 4» funktionieren wie die Gaime mit modernen TVs.

Das Gaime-System wurde mir von Tassei Denki zum Test zur Verfügung gestellt. Die drei Versionen sind direkt über die Website vorbestellbar. Ob und wann wir das System führen werden, ist noch nicht bekannt. Der Release ist auf Dezember geplant.

Fazit

Nostalgietrip mit Einschränkungen

Gaime ist ein kurzweiliger Trip in die Vergangenheit. Das System ist schnell angeschlossen und funktioniert, wie man es von der Spielhalle kennt. «Time Crisis» ist ein Klassiker, der auch heute noch Spass macht. Mit Plastikpistolen auf einen Bildschirm schiessen ist einfach zeitlos.

Mein einziger, aber nicht unerheblicher Kritikpunkt betrifft den Wiederspielwert. Der ist selbst bei der Version mit vier Spielen nicht sonderlich hoch. Ich habe das Gerät an eine LAN-Party mitgenommen und die Begeisterung brannte innig, aber nur kurz. Mehr als eine Runde spielte niemand.

So originell die Spiele einmal waren, so repetitiv fühlen sie sich heute an. Das wäre kein Problem, wenn ich weitere Titel installieren könnte. Aber Gaime ist ein geschlossenes System, ohne Internetanschluss, das nicht erweitert werden kann. Zumindest nicht offiziell. Wie so oft bei solchen Geräten hoffe ich auf gewiefte Modder. Könnte ich «House of the Dead» oder Midways «Terminator 2: Judgment Day» darauf spielen, wäre das ganz grosses Kino. Ohne Erweiterungsmöglichkeit fehlt Gaime die Langzeitmotivation. Durch das Plug’n’Play-Prinzip werde ich es zur Unterhaltung nerdiger Gäste aber immer wieder mal auspacken.

Pro

  • unkomplizierte Einrichtun
  • spielt sich wie die Original-Spielhallen-Version
  • Komplettlösung mit Controller, Konsole und Spiel

Contra

  • in Basisversion nur «Time Crisis» enthalten
  • keine zusätzlichen Spiele nachrüstbar

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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