Guter Kühler mit zu starker Konkurrenz
Produkttest

Guter Kühler mit zu starker Konkurrenz

Kevin Hofer
19.12.2022

Der Pure Rock LP von Be Quiet ist ein neuer, flacher Top-Down-Kühler für kleine Systeme. Das Teil sorgt für angenehme Temperaturen bei der CPU – aber der direkte Kontrahent macht es noch besser.

Setzt du bei deinem PC auf den kleinen Formfaktor Mini-ITX, hast du keinen Platz für einen riesigen Kühler. Reicht der Platz für eine All-in-One-Wasserkühlung, ist sie meist die beste Wahl. In manchen Gehäusen ist jedoch nicht einmal das möglich. Hier helfen nur Top-Down-Kühler, welche sich ins Mainboard einbetten und nicht wesentlich höher sind als dieses.

Mit dem Pure Rock LP hat Be Quiet ein neues solches Modell im Angebot. Im Test erweist es sich als effizient. Gegen den Primus, den Noctua NH-L9a, reicht es dennoch nicht zum Sieg.

Lieferumfang und Montage

Der Pure Rock LP kommt in einer schlichten, kleinen schwarzen Schachtel. Der Kühlkörper ist bereits mit dem dazugehörigen 92-Millimeter-Lüfter bestückt. Daneben liegt auch das Befestigungsmaterial aller gängigen Sockel von AMD und Intel bei. Die Wärmeleitpaste ist bereits aufgetragen.

Drei sechs Millimeter dicke Wärmerohre aus Aluminium führen die Hitze von der kupfernen CPU-Kontaktplatte ab. Über 56 Kühllamellen wird die Abwärme dann an die Umgebung abgegeben. Damit sich diese besser verteilt, bläst von oben der 92-Millimeter-Lüfter herab. Dieser dreht mit maximal 2500 Umdrehungen pro Minute. Der Kühlkörper misst 92 × 92 × 30 Millimeter ohne Lüfter. Dieser fügt 15 Millimeter in der Höhe hinzu. Mit dem Mainboard verbunden wird er über einen 4-PIN-PWM-Anschlussstecker.

Mit vier Schrauben wird der Kühler befestigt.
Mit vier Schrauben wird der Kühler befestigt.

Der Kühler wird bei Intel- und AMD-Sockeln von der Rückseite auf das Mainboard geschraubt. Die Montage ist einfach, sollte aus Platzgründen jedoch ausserhalb des Gehäuses erfolgen.

Die Kühleffizienz auf die Probe gestellt

Den Pure Rock LP sowie die Konkurrenzprodukte teste ich auf der offenen Testbench. Mir ist bewusst, dass in einem kleinen Gehäuse andere Bedingungen herrschen. Mini-ITX-Gehäuse unterscheiden sich in Bezug auf ihre Kühlleistung stärker als ATX-Gehäuse. Deshalb wäre ein Test in einem solchen nicht repräsentativer, da er nur für dieses eine Gehäuse aussagekräftig wäre.

Ich lasse den neuen Kühler von Be Quiet gegen den NH-L9a von Noctua antreten. Als Referenz ziehe ich den etwas grösseren Big Shuriken 3 von Scythe hinzu, den ich in der Regel bei Mini-ITX-Gehäuse-Tests verwende. Aus folgenden weiteren Komponenten ist mein Testsystem zusammengesetzt:

ASUS ROG Strix X570-I Gaming (AM4, AMD X570, Mini ITX)
Mainboard
506,23 EUR

ASUS ROG Strix X570-I Gaming

AM4, AMD X570, Mini ITX

AMD Ryzen 5 5600G (AM4, 3.90 GHz, 6 -Core)
Prozessor
126,71 EUR

AMD Ryzen 5 5600G

AM4, 3.90 GHz, 6 -Core

HyperX Fury RGB (2 x 8GB, 3200 MHz, DDR4-RAM, DIMM)
RAM

HyperX Fury RGB

2 x 8GB, 3200 MHz, DDR4-RAM, DIMM

Crucial P5 (500 GB, M.2 2280)
SSD

Crucial P5

500 GB, M.2 2280

Um die CPU an ihr Limit zu bringen, lasse ich den Systemstabilitätstest von AIDA64 laufen. Mit der Software HWInfo64 zeichne ich die Temperaturen der CPU auf. In folgender Grafik siehst du, wie effizient der Kühler die Hitze abführt.

Wie zu erwarten, kühlt der Big Shuriken 3 aufgrund seiner Grösse am effizientesten. Das gilt für den Leerlauf – Idle – sowie unter Last. Steht das System still, beträgt die CPU-Temperatur mit dem Pure Rock LP 39 Grad Celsius. Damit ist die CPU in diesem Zustand im Vergleich zu den beiden anderen Kühlern am wärmsten. Auch unter Last schneidet der neue von Be Quiet schlechter ab als die Konkurrenz. Die Differenz zum NH-L9a beträgt nach 20 Minuten zwei Grad Celsius. In Prozent ausgedrückt: Der Pure Rock LP wird mit 78 Grad Celsius 2,6 Prozent heisser. Dabei stehen ihm im Vergleich zum Noctua-Kühler 14 Prozent weniger Kühlfläche zur Verfügung. So betrachtet kühlt der Pure Rock LP sogar effizienter als der Big Shuriken 3 mit 50 Prozent mehr Kühlfläche und grösserem Lüfter.

Der Kühlkörper des Pure Rock LP verschwindet unter dem Lüfter.
Der Kühlkörper des Pure Rock LP verschwindet unter dem Lüfter.
Quelle: Kevin Hofer
Der Kühlkörper des NH-L9a schaut oben und unten unter dem Lüfter hervor.
Der Kühlkörper des NH-L9a schaut oben und unten unter dem Lüfter hervor.
Quelle: Kevin Hofer

In absoluten Zahlen kann der Neue von Be Quiet dennoch nicht mit dem NH-L9a mithalten. Auch die grössere Kühlfläche der Konkurrenz kann der Pure Rock LP nicht als Vorteil aufführen. Der Noctua-Kühler ist zwar 22 Millimeter länger, dafür acht Millimeter tiefer. Die Länge wird bei den meisten Mainboards keine Rolle spielen, die Höhe je nach PC-Gehäuse schon. Die Vorteile liegen also auch hier bei Noctua.

Der Pure Rock LP ist deutlich höher ...
Der Pure Rock LP ist deutlich höher ...
Quelle: Kevin Hofer
als der NH-L9a.
als der NH-L9a.
Quelle: Kevin Hofer

Ebenfalls hinter der Konkurrenz liegt der Pure Rock LP bei der Lärmentwicklung. Im Leerlauf ist er wie der Noctua-Lüfter mit 35 dB aus 30 Zentimetern Entfernung gemessen kaum hörbar. Auch unter Volllast ist der Lüfter mit 40 dB verhältnismässig leise, jedoch ein dB lauter als die Konkurrenzprodukte. Zugegeben: Den Unterschied hörst du in der Praxis kaum.

Derart an die Grenzen wie beim Test mit AIDA64 gerät ein System selten. Deshalb lasse ich den integrierten Benchmark von «Shadow of the Tomb Raider» in 1080p-Auflösung mit den höchsten Voreinstellungen laufen. So wird die Test-CPU mit integrierter Grafik auch ordentlich gefordert. Spielbar wäre das Game aber so nicht.

Wieder messe ich die Temperatur mit HWInfo64. Auch hier schneidet der Pure Rock LP mit maximal 65 Grad Celsius auf der CPU am schlechtesten ab. Bei maximal 61 mit dem Noctua NH-L9a und 59 Grad Celsius mit dem Big Shuriken bleibt die CPU kühler. Das sind alles Temperaturen, die im Rahmen liegen.

Fazit: Gut, aber nicht gut genug

Der Pure Rock LP ist ein guter Lüfter für kleine Systeme. Das Problem: Mit dem Noctua NH-L9a gibt es einen, der es noch besser macht. Er läuft ruhiger, kühlt besser und ist gleich teuer – zumindest in Noctua-Braun. In der schwarzen Variante ist er hingegen wesentlich teurer. Deshalb kann ich dir den Be Quiet nur empfehlen, wenn du unbedingt einen schwarzen Lüfter willst.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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