Huawei vs. USA: Google will mit Huawei, was aber will Huawei?
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Huawei vs. USA: Google will mit Huawei, was aber will Huawei?

Google hat eine Ausnahmebewilligung beantragt. Der Suchmaschinengigant will mit dem Konzern aus China arbeiten. Es stellen sich strategische Fragen bei Huawei.

Google hat einen Antrag auf Ausnahmebewilligung zur Zusammenarbeit mit Huawei gestellt. Das berichtet das Wirtschaftsportal Finanzen. Sollte Google diese Bewilligung erhalten, steht einer Rückkehr des Google Play Stores auf Huawei-Geräten nichts im Wege. Ob und wann das geschehen soll, ist noch nicht bekannt.

Aber: Will Huawei das?

Angenommen, Google darf wieder mit Huawei zusammenarbeiten und das Huawei P40 Pro kommt wieder mit Google Services. Oder die Google Services werden gar per Over-the-Air Update nachgeliefert – auf Geräte wie das Mate 30 Pro oder das Mate Xs. Huawei fände sich in einer nach wie vor prekären Lage. Eine Ausnahmebewilligung ist kein Garant für eine unbegrenzte Zusammenarbeit und eine rosige Zukunft.

Selbst wenn die USA Huawei wieder von der Entity List nehmen würde, die die Zusammenarbeit US-amerikanischer Unternehmen mit Huawei verbietet, gäbe es keine Garantie dafür, dass Huawei nicht wieder auf die Liste kommt, wenn das die Regierung des amtierenden US-Präsidenten Donald Trump entscheidet.

Es stellt sich eine Frage: Will Huawei das?

Es gibt keinen Grund, weshalb Huawei Spielball eines Konfliktes sein muss, der den Konzern nur basierend auf Nationalität betrifft. Aber, sollte sich Huawei Vorteile aus der Zusammenarbeit versprechen, dann könnte Google auf die Geräte zurückkehren.

Der chinesische Konzern ist in der interessanten Lage, dass er gerade den Beweis erbracht hat, dass Gewinnsteigerung weltweit auch ohne Google Services möglich ist. Dazu ist Huawei wirtschaftlich gross und einflussreich genug, um eine ernstzunehmende Konkurrenz zu Google aufbauen zu können. Die Huawei App Gallery ist zwar nach wie vor recht chinalastig, doch sie ist auf dem Weg der Besserung. Der chinesische Konzern steckt Unsummen an Geld in den Aufbau und die Internationalisierung seines eigenen App Stores. Er hat sogar mit Xiaomi, Oppo und Vivo gemeinsame Sache gemacht.

Huawei hält sich bedeckt

Ob und wie sehr sich Huawei zum Spielball der politischen Machenschaften zweier Länder machen will, bleibt offen. Die Statements des Konzerns an der jüngsten Pressekonferenz sind vage.

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Richard Yu hat sich nicht zu einem Statement hinreissen lassen, wie es denn weitergehen soll mit Huawei und den USA. Aber er hat das Commitment zur App Gallery betont. Eine Alternative zu Google sei es, eine Chance für Entwickler und Konsumenten.

Gleichzeitig aber waren die Worte so gewählt, dass kein Statement von wegen «Google ja/nein» aus ihnen hätte konstruiert werden können. Vergangene Ansagen auf Social Media wurden so abgeschwächt, dass eine Rückkehr ohne Gesichtsverlust Googles oder Huaweis möglich ist. Derweil ist die zeitweilige Ausnahmebewilligung Anfang Februar 2020 um weitere 45 Tage verlängert worden. Diese betrifft aber nur systemrelevante Kommunikationstechnologie.

Google macht im Konflikt erstmals mehr als nur Lobby-Arbeit. Anstatt zu versuchen, Politiker zu beeinflussen, hat der Konzern sich dazu entschieden, offiziell eine Ausnahmebewilligung zu beantragen. Warum? Will Google die technologischen Fortschritte Chinas mitbeeinflussen? Denn so eine Zusammenarbeit könnte Google zumindest indirekt Einfluss auf den chinesischen Markt geben.

Update 27.02.2020, Korrektur App-Store

In der Kommentarspalte hat mich Leser [[Anonymous]](https://www.digitec.ch/User/anonymous-960439) darauf hingewiesen, dass die Sache des gemeinsamen App Stores aus dem Hause Oppo, Xiaomi, Vivo und Huawei so nicht stimmt. Sorry. Ich hatte den Tab noch offen. Hätte ich den aktualisiert, dann hätte ich folgendes Statement gesehen.

The Global Developer Service Alliance solely serves to facilitate the uploading of apps by developers to respective app stores of Xiaomi, OPPO and Vivo simultaneously. There’s no competing interest between this service and Google Play Store.
xda-developers.com, 7. Februar 2020

Die Global Developer Service Alliance (GDSA) listet auf ihrer Website Oppo, Vivo und Xiaomi als Mitglieder, nicht aber Huawei.

Danke, Anonymous, wenn du in der Gegend bist, komm vorbei. Ich schuld dir einen Kaffee.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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