Bonjour, Villa Kunterbunt. Auf Wiedersehen, Einheitsbrei.
Einer der grössten Interior-Trends für die nächste Zeit, den ich an der Möbelmesse «Maison et Objet» in Paris ausfindig machen konnte, ist ein übermütiger. Er schert sich nicht um das derzeit beliebte Beige oder den zurückhaltenden Skandi-Look. Im Gegenteil: Wäre ein ganzer Raum mit dem Trend ausgestattet, würdest du auf einen farbenfrohen Rummel blicken. Diese Designstücke zeigen dir, was ich damit meine.
Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.
News & Trends
Vom neuen iPhone bis zur Auferstehung der Mode aus den 80er-Jahren. Die Redaktion ordnet ein.
Das Duo Inés Llasera und Guillermo Trapiello von Tornasol Studio mit Sitz in Madrid legt sich nicht auf einen Stil fest. Sie sehen ihre Kollektion «Órbitas», die während der Maison et Objet ausgestellt war, eher als einen «Atlas von Interessen, Wissen, Experimenten und Erkenntnissen im Bereich des Wohn- und Alltagsdesigns». So sei der «Drift Chair» zum Beispiel von der Nautik inspiriert. Deshalb setzt er sich aus Bootsfender, einem aufblasbaren Schutzkörper, sowie einem Stahlkonstrukt zusammen. Mit dem Tagesbett interpretiert das Studio recycelte LKW-Planen neu und nutzt deren robuste Oberfläche zu ihrem Vorteil.
Ruft Sommergefühle hervor: Die Kissen vom Sessel «Drift Chair» werden wie ballonartige Fender aufgepustet. Quelle: Pia Seidel
Das Daybed hat einen LKW-Planen-Bezug und ein verschiebbares Kissen. Quelle: Pia Seidel
Bmix Studio aus Korea möchte Alltagsgegenständen einen neuen Wert verleihen. Wie das gelingt? Mit mutigem Design. Die Tisch- und Wanduhren aus der «O'Clock»-Kollektion sind simpel geformt. Doch ihre Zeiger sind alles andere als alltäglich. Orange, Gelb oder Blau und blasenförmig stechen sie aus dem weissen Hintergrund hervor wie eine Quietscheente in der Badewanne. «Unser Studio verfolgt einfache Formen, die sich auf die Essenz von Materialien konzentrieren», sagt das koreanische Unternehmen über sich. Daher ist auch das Ziffernblatt nicht vorhanden, um die Keramik- oder Eschenholz-Basis zu betonen.
Bmix verzichtet beim «O'Clock»-Design auf Ziffern. Quelle: Pia Seidel
Stattdessen setzt das Studio auf niedliche Sekundenzeiger. Quelle: Pia Seidel
Die Textildesignerin Mariadela Araujo Studio schafft funktionale Kunstwerke für Wohnräume im Innen- und Aussenbereich, die ihren Zweck nicht gleich verraten. Da entpuppt sich dann ein kunterbunter Wollknäuel von Nahem plötzlich als Spiegel oder Glasgefäss. «Ich versehe jedes Objekt mit Schichten von Baumwollkabeln», erklärt sie. «Diese Kombination ist für mich eine Art, das moderne Korbflechten und Weben auf einem vertikalen Webstuhl neu zu interpretieren.» Dabei fühle es sich für sie natürlich an, zu mutigen und satten Farbtönen zu greifen.
Auch eine Skulptur: Der Spiegel von Mariadela Araujo setzt sich aus Tüll, spanischen Textilkabeln, recycelter Baumwolle und recyceltem Polyester zusammen. Quelle: Pia Seidel
Die Designerin interpretiert den gewobenen Korb um und macht ihn zu einer Vase. Quelle: Pia Seidel
Wie bei der Tradition «Treize Desserts» sammeln sich in der «13 Desserts»-Kollektion unterschiedliche Designstücke auf einem Teller. Von Regalen über Pflanzengefässen bis hin zu Salzstreuern bringt die Galerie verschiedene Gestaltungsstile zusammen. «Wir glauben, dass sich industrielle Produktion und Handwerk ergänzen und wir mögen die Idee beides unter einem Dach kombinieren zu können», heisst es in ihrer Mission. Auf diesem Wege wolle die Galerie ein Spiegelbild der zeitgenössischen Landschaft zeigen. Und dieses scheint beim Anblick der Salz- und Pfeffermühlen-Serie «PM13D» von Antoine Grulier oder den «Boule»-Blumentöpfen von Axel Chay gerade eine besonders Kurvige zu sein.
Schrille Salzstreuer: Auf dem Korpus aus Holz sitzt ein knalliger Kopf aus Aluminium. Quelle: Pia Seidel
Die geometrischen Formen von «Boule» sind von der Kunstbewegung «Neue Geometrie» oder «Neo-Geo» der 80er Jahre inspiriert. Quelle: Pia Seidel
Das Label Maison Matisse wurde von der vierten Generation der Künstlerfamilie gegründet, um die ästhetische Sprache des berühmten Künstlers Henri Matisse auf Accessoires und Möbel zu übertragen. Mit Erfolg. Das Wickeltablett «Crépuscule» ist nur ein Beispiel dafür: «Die Verbindung von Naturkork mit einer kräftigen Farbe verleiht diesem Stück ein nüchternes und fröhliches Aussehen – wie bei einem Werk von Matisse» heisst es im Beschrieb. Aufhellend ist auch, dass die Ränder jede Form wie ein Leuchtstift hervorheben.
Fällt auf: Maison-Matisse-Objekte hellen den Raum dank Primärfarben auf.
Ein Zusammenspiel von starren und aufgewechten Linien: Das Regal «Horizon floating shelf».. Quelle: Pia Seidel
Wie ein Textmarker: Der Rand verleiht einen Akzent. Quelle: Pia Seidel