Hintergrund

Ist Dinkelmehl wirklich gesünder als Weizenmehl?

Überall hört und liest man, dass Dinkelmehl gesünder als Weizenmehl sei. Stimmt das überhaupt? Und wenn es tatsächlich so ist, was macht es so gesund?

Tante Regula backt ihre Rüeblitorte schon seit Jahren nur noch mit Dinkelmehl, weil das ja so viel gesünder sei. Rüdiger von der Arbeit ersetzt in ALL seinen Rezepten konsequent das Weizen- durch Dinkelmehl, auch wenn das Resultat oft eher mittelmässig rauskommt. Die Magenflora sei seither eine andere, sagt er. Und am Ende weiss niemand so genau, woher das «gesund» beim Dinkel eigentlich kommt.

Genau darum haben Fitness-Junkie Simon und ich einen unfassbar «healthy» Dinkel-Zitronencake gebacken und uns den Mythos rund um dieses Wunder-Korn etwas genauer angeschaut. Wenn du mit einem Lächeln im Gesicht wissen willst, wie der Cake und unsere Recherche rausgekommen ist, dann schau dir jetzt das Video an. Hier kläre ich ein paar weitere Mythen.

Altbachmühle Dinkelmehl (1000 g)
Mehl

Altbachmühle Dinkelmehl

1000 g

Altbachmühle Bio Dinkelmehl hell (1000 g)
Mehl

Altbachmühle Bio Dinkelmehl hell

1000 g

Altbachmühle Dinkel Vollkornmehl (1000 g)
Mehl

Altbachmühle Dinkel Vollkornmehl

1000 g

Altbachmühle Dinkelmehl (1000 g)

Altbachmühle Dinkelmehl

1000 g

Altbachmühle Bio Dinkelmehl hell (1000 g)

Altbachmühle Bio Dinkelmehl hell

1000 g

Altbachmühle Dinkel Vollkornmehl (1000 g)

Altbachmühle Dinkel Vollkornmehl

1000 g

Was ist Dinkel eigentlich?

Dinkel ist eine sehr alte Getreideart, deren früheste europäische Funde im Alpenraum gemacht wurden und sich auf die Jungsteinzeit zurückdatieren lassen. Man nimmt an, dass Dinkel damals aus einer Mutation alter Weizenarten, vermutlich Emmer und Zwergweizen (Binkel), entstanden ist. Merkst du was? Genau. Unser geliebter Dinkel hat seinen Ursprung im Weizen und ist somit mit dem von manchen als «ungesundes Teufelskorn» gescholtenen Weizen verwandt.

Dinkel vor der Ernte
Dinkel vor der Ernte
Quelle: Shutterstock

The Rise and Fall of Dinkel

In der Schweiz war Dinkel bis 1900 das wichtigste Brotgetreide überhaupt und während die Anbaufläche von Dinkel um 1920 noch fast 27 000 ha ausmachte, betrug sie um 1990 herum gerade noch etwa 3 500 ha. Die Anbaufläche hatte sich also innert 70 Jahren um fast 90% reduziert. Der Rückgang des Dinkelanbaus hat mehrere Ursachen. Zum einen sind die Erträge im Vergleich zu anderen Getreidearten geringer. Zum anderen erfordert Dinkel einen zusätzlichen Verarbeitungsschritt, da er vor der Weiterverarbeitung geschält werden muss. Dies erhöht den Produktionsaufwand und erfordert vom Bäcker mehr Wissen und Erfahrung. Seinen Tiefpunkt erreichte der Dinkel in der Schweiz um 1993, als den Dinkelbauern und -Müllern schliesslich die Subventionen gestrichen wurde.

Wie ein Phoenix aus der Asche

Um das wertvolle Getreide nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, gründete sich 1995 eine Schweizer Interessensgemeinschaft, die IG Dinkel. Ihr Ziel war und ist es immer noch, den Dinkelanbau zu fördern, Produzenten zu unterstützen und den Dinkel in der Bevölkerung wieder populärer zu machen.

Dank genau dieser Arbeit und zahlreicher Werbekampagnen dieser IG Dinkel zeichnet sich seit einigen Jahren wieder ein Trend für Dinkelprodukte ab. Zudem halfen auch vermehrt diagnostizierte Weizenunverträglichkeiten zum erneuten Aufschwung dieses Korns.

Ja, aber wieso denn «gesund»?

«Der Dinkel ist das beste Getreide, es ist warm, nährend und kräftig; und es ist milder als die anderen Getreidearten. Der Dinkel bereitet dem, der ihn isst, rechtes Fleisch und Blut, er macht frohen Sinn und Freud im Gemüt.» Dieses Zitat der Ordensfrau Hildegard von Bingen (1098–1179) hallt noch heute in den Köpfen vieler Menschen nach – bewusst oder unbewusst.

Hildegard von BIngen auf einer Briefmarke
Hildegard von BIngen auf einer Briefmarke
Quelle: Shutterstock

Richtig belegbar ist die Aussage nicht. Sie wird heute dennoch oft als Marketinginstrument genutzt, denn die tatsächlichen Nährstoffunterschiede zwischen Dinkel und Weizen sind zu gering, um damit Dinkel offiziell als «gesünder» bewerben zu dürfen. Wer Dinkel isst, sollte dies darum nicht unbedingt aus gesundheitlichen Aspekten tun, sondern ganz einfach aufgrund vom Geschmack. Bei einer Unverträglichkeit auf Weizen oder andere Getreide kann Dinkel eine Alternative bieten. Umgekehrt kann Weizen aber auch eine Alternative sein, wenn du Dinkel nicht verträgst. Wer unter Glutenintoleranz (Zöliakie) leidet, darf weder Dinkel- noch Weizenprodukte zu sich nehmen. Denn: Dinkel enthält sogar noch etwas mehr Gluten als Weizen.

Lecker? Ja! Gesund? Eher nicht: Zitronencake mit Dinkelmehl
Lecker? Ja! Gesund? Eher nicht: Zitronencake mit Dinkelmehl
Quelle: Galaxus

Das Fazit

Gebäck aus Dinkelmehl schmeckt wirklich fantastisch – vorausgesetzt du hast ein gutes Rezept. Aber nur weil du deinen Zitronencake mit Dinkel- statt Weizenmehl backst, wird er nicht gesünder. Wenn du etwas gesundes Essen möchtest, dann iss lieber eine Karotte.

Und falls du jetzt noch Interesse am besten Zitronencake deines Lebens hast, hier hab ich das Rezept dafür (und ja, du kannst natürlich das Weizenmehl 1:1 durch Dinkelmehl ersetzen).

Mehr Dinkelrezepte gibt’s auch in meinem neuen Buch.

Dein bestes Brot über Nacht (Deutsch, Judith Erdin, 2024)
EUR36,–

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Ratgeber
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Judith Erdin
Bloggerin und Backbuch-Autorin von Streusel.ch

Backbuch-Autorin, Food-Bloggerin und Content-Creatorin am Tag. Fremde-Katzen-Liebhaberin, Erdnussbutter-Junkie und Zimmerpflanzen-Sterbebegleiterin in der Nacht.


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