

Kalkulierter Stilbruch: Keramik mit Tannennadeln oder Leder-Details
Genug von eintönigen Keramiktellern und -vasen? Rettung naht. Der Materialmix erobert jetzt unser Interieur. Diese fünf Beispiele machen’s vor.
Ich habe mich auf der Messe «Maison & Objet» in Paris umgesehen und einen Trend entdeckt, den man in der Mode als Stilbruch bezeichnen würde: das Mixen von Farben, Mustern und Stoffen. Fünf Marken zeigen mit ihren Einzelstücken, wie schön das Cross-Töpfern aussehen kann.
1. Bast
Bei Bast musste ich bisher immer an Sonnenschirme und ihre sanft raschelnden Dächer denken. Seit ich die Arbeit von Juliette Godard kenne, habe ich eine neue Assoziation. Die Designerin knüpft Bastschnüre an Keramikvasen statt an Schirme. Sie war Strick- und Jerseydesignerin, bis sie 2019 das Label Goju gegründet hat, um sich auf’s Töpfern zu spezialisieren. Mit dem Bast will sie ihren Keramikobjekten seither einen organischen Charakter verleihen – weit weg von den strengen, geometrischen Schnittmustern aus ihrer Zeit als Textildesignerin.

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel
2. Kiefernadeln
Manche lesen Kastanien im Wald auf, andere gehen noch einen Schritt weiter: Die Designerin Eneida Lombe sammelt Kiefernadeln, um damit das Töpfern aufzumischen. Für ihre Vasen namens «Caruma», die sie für die Marke Vicara entworfen hat, hat sie Keramik mit einem Kiefernadelgeflecht ergänzt. Seit 2015 führt Eneida ihre eigene Werkstatt, in der sie solche Stücke mit dem Ziel kreiert, Tradition und Moderne zu vereinen.

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel
3. Baumwolle
Wie ein Planetenring. So sieht die Scheibe aus gewebter Baumwolle aus, die die Lampe «Ammos» umrahmt. Sie ist aus Porzellan und gemischtem grauen Sandstein und stammt vom Duo Carole Meyer und Vero Mila. Die Keramikerinnen sind Teil der «Potiers de Saint Jean de Fos», einem Forschungsinstitut, das 2016 gegründet wurde. Es widmet sich bevorzugt architektonischen Formen wie der von «Ammos».

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel
4. Leder
Zweimal musste ich hinschauen, um zu erkennen, dass die Henkel des Geschirrs von Natalia Brilli nicht aus Keramik, sondern aus Leder sind. Der Täuschungseffekt entsteht durch die monochrome Farbgebung, die sie bei ihrer Arbeit oft einsetzt. Die Designerin hat mehr als zwanzig Jahre in der Modewelt gearbeitet und bereits ihr eigenes Label geführt. Heute widmet sie sich jedoch Objekten aus recyceltem Leder, Wandteppichen, Bastobjekten, Möbeln und Keramikstücken. Letztere werden in Belgien hergestellt.

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel
5. Mit Baumwolle
Ein Hauch von Boots-Charme umhüllt die toskanischen Steingutvasen von
Lisa Maïofiss. Denn ihre Griffe bestehen nicht aus Keramik, sondern aus Seilen und Tauen. Die Keramikerin mit eigener Werkstatt wurde für diese Kollektion von antiken Vasen inspiriert. Deshalb enthalten die Stücke kleine Terrakottakörner, die sie roh und natürlich aussehen lassen. Ausserdem machen die unregelmässig gerillte Oberfläche und bemalte Vase zu einem Unikat.

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel
Die Mix-Match-Methode in der Keramik zeigt einmal mehr, wie viele Möglichkeiten das alte Handwerk bietet, immer wieder etwas Neues daraus zu machen. Ich glaube, dass sie die Geschirr- und Dekotrends in nächster Zeit beeinflussen wird. Denn auch in unserem Sortiment habe ich bereits erste Stücke gefunden, die dir den Stilbruch nach Hause bringen.
Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.