Kindle Oasis im Test: Todschick, ultra kompakt und schweineteuer
Hintergrund

Kindle Oasis im Test: Todschick, ultra kompakt und schweineteuer

Die neueste Generation von Amazons E-Reader ist da. Der Kindle Oasis ist superklein und hat ein freches Design. Dafür geht ihm ohne Hülle schnell die Puste aus und der Preis ist schwindelerregend. Lohnt sich der Kauf trotzdem?

«Was kann er?» War die erste Frage, die mir meine Bürogspänlis stellten, als ich von meinem neuen Kindle erzählte. «Er kostet mehr». Grosses Gelächter. Meine Antwort war zwar als Witz gedacht, kommt der Wahrheit aber erschreckend nahe. Grosse Entwicklungs-Sprünge machen Amazons elektronische Bücher längst nicht mehr – das gleiche gilt auch für andere Hersteller. Kindle Oasis heisst das jüngste Mitglied und ist vor allem kleiner und leichter geworden. Das Display misst weiterhin 6 Zoll mit der selben Auflösung (1080 x 1440 Pixel), aber die Ränder sind deutlich geschrumpft. Die asymmetrische Form und die Rückkehr der physischen Tasten sind begrüssenswert. Letztere haben mich zwar bei der ersten Benutzung etwas geärgert. So wie ich das Gerät nämlich idealerweise in der Hand halte, liegt mein Daumen auf der unteren Taste und die ist zum Zurückblättern. Glücklicherweise kann man die Tastenbelegung in den Einstellungen vertauschen.

Nackt ohne Hülle

Die Farben rot und schwarz stehen ebenfalls zur Auswahl.

Ohne Hülle ist der Oasis ein echtes Fliegengewicht (136 g). Davon profitiert man jedoch kaum, denn im eigentlichen Gerät steckt nur noch ein winziger Akku. Damit geht dem Kindle laut dem Techportal Heise bereits nach maximal zwölf Stunden die Puste aus. Dafür liefert Amazon eine im Preis enthaltene schicke Hülle mit, die sich magnetisch einrasten lässt. Damit soll das Teil laut Hersteller satte 20 Monate im Stand By durchhalten. Klingt beeindruckend, im Alltag scheint sich die Laufzeit allerdings nicht gross von den bisherigen Modellen zu unterscheiden.

Über den Mikro-USB-Anschluss werden Kindle und Hülle gemeinsam aufgeladen. Ich habe mich für das braune Modell (Walnuss) mit edlem Wildleder-Bezug entschieden. Daneben komm ich mir mit meinen verblassten Jeans und ausgewaschenem T-Shirt fast etwas schäbig vor. Wie gut sich das Teil für den Strand mit Sonnencréme-verschmierten Händen eignet, wird sich zeigen. Wem die drei Optionen von Amazon nicht passen, wird sicherlich bei Drittherstellern genügend Alternativen finden.

Dünner geht es kaum: 3,4 Millimeter an der schmalsten und 8,5 Millimeter an der dicksten Stelle.

Durch die Asymmetrie liegt der Oasis sehr angenehm in der Hand und dank automatischer Bildschirmrotation lässt er sich problemlos drehen. Zwar kann man auch weiterhin das Display antippen, um zu blättern, jedoch wird man den Oasis nach Möglichkeit immer auf der breiteren Stelle mit den Tasten halten, da die andere Seite zu schmal ist. Die mitgelieferte Hülle hat eine gute Griffigkeit und selbst mit dem integrierten Akku wiegt das Ganze immer noch weniger als mein alter Kindle Voyage mit Hülle (236 Gramm vs. 266 Gramm).

Kaum Neuerungen

Vom ersten bis zum neusten Kindle. Der Oasis hat seit dem Kindle 4 die grösste optische Wandlung durchgemacht. Quelle: Phoneia.com

Software-seitig hat sich wenig getan. Die meisten Updates werden ohnehin an alle Kindles ausgeliefert. Die Startseite mit Buchempfehlungen, Leseproben und dergleichen kennt man bereits vom Paperwhite und Voyage. Die praktische Integration des sozialen Lesenetzwerks Goodreads bleibt dafür weiterhin den Amis vorbehalten – ausser man stellt seinen Account auf USA um. Das hat den Nachteil, dass man nicht mehr alle deutschsprachigen Bücher kaufen kann. Auch warte ich immer noch auf Lese-Achievements. Gab es beim Kobo Aura schliesslich auch schon. Damit wäre ich längst Bücherwurm Rang 35.

Stattdessen hat Amazon die automatische Helligkeitsregelung gestrichen. Mit dem Voyage konnte ich bequem im Bett lesen und das Display dimmte sich entsprechend. Beim Oasis muss man wieder selbst Hand anlegen. Es geht natürlich auch ohne, aber spätestens, wenn die Frau das Licht ausmacht, wird man beinahe blind, denn der Oasis ist einiges heller als der Vorgänger – nicht dass das nötig gewesen wäre.

Lasst euch zudem nicht vom Namen in die Irre führen. Der Oasis ist nicht wasserfest. Falls ihr einen romantischen Abend in der Badewanne mit Wein und Kerzenschein plant, dann schaut besser nicht zu tief ins Glas oder euer Kindle wird schnell zur Wasserleiche.

Fazit

Ein schmuckes Gerät mit saftigem Preis.

Der neue Kindle Oasis ist ein bemerkenswertes Gerät – sofern man ihn zusammen mit der Hülle benutzt. Diese Abhängigkeit ist Fluch und Segen zugleich. Die Hülle sorgt für Eleganz und ein schöneres Lesegefühl. Puristen haben dagegen Pech gehabt. Über das Federgewicht freut man sich gerade mal ein paar Stunden bevor das Display gute Nacht sagt. Und dann wäre da noch der saftige Preis: 359 beziehungsweise 339 Franken für die mit Werbung subventionierte Version – für einen E-Reader kaum zu rechtfertigen. Wenn man nicht wie ich Freude an neuen Gadgets hat und immer das Neuste und Beste haben muss, dann kann man getrost zu einem günstigeren Gerät greifen, das im Wesentlichen das Gleiche tut.

Den Kindle Oasis gibt es momentan erst zum Vorbestellen. Alternativ empfiehlt sich der Kindle Paperwhite oder aber auch der Tolino

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Als Game- und Gadget-Verrückter fühl ich mich bei digitec und Galaxus wie im Schlaraffenland – leider ist nichts umsonst. Wenn ich nicht gerade à la Tim Taylor an meinem PC rumschraube, oder in meinem privaten Podcast über Games quatsche, schwinge ich mich gerne auf meinen vollgefederten Drahtesel und such mir ein paar schöne Trails. Mein kulturelles Bedürfnis stille ich mit Gerstensaft und tiefsinnigen Unterhaltungen beim Besuch der meist frustrierenden Spiele des FC Winterthur. 


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