Microsoft 365 Copilot vorgestellt – könnte menschliche Assistenten überflüssig machen
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Microsoft 365 Copilot vorgestellt – könnte menschliche Assistenten überflüssig machen

Martin Jud
16.3.2023

Der auf ChatGPT basierende Bing Copilot war erst der Anfang. Nun soll der Microsoft 365 Copilot bald uns Office-Nutzern «eine ganz neue Art zu arbeiten» bieten. Das Ganze birgt Potenzial – wie der einstige Umstieg vom Brief auf die Mail.

Anfang Februar hat Microsoft seine Suchmaschine Bing mit künstlicher Intelligenz – dem Bing Copilot – ausgestattet. Einen knappen Monat später hat der Konzern den auf OpenAIs ChatGPT basierende Chatbot in die Windows-Taskleiste integriert. Und nun, in dieser Woche, geht es Schlag auf Schlag weiter: Erst stellt OpenAI GPT-4 vor. Danach meldet Microsoft, dass ihr Bing Copilot bereits auf GPT-4 basiert und bestätigt damit, was länger im Netz gemunkelt wurde. Ausserdem kann der Bing Copilot seit Mitte dieser Woche von jedem Menschen genutzt werden – nach der Registrierung für die Warteliste versendet Microsoft derzeit umgehend eine Bestätigung und öffnet die Funktion.

Und jetzt setzt Microsoft noch eins obendrauf. Am LinkedIn-Live-Event «Die Zukunft der Arbeit mit Künstlicher Intelligenz» stellt das Unternehmen die Integration des KI-Chatbots in Office vor. Ausprobieren dürfen den neuen Microsoft 365 Copilot aktuell erst zwanzig ausgesuchte Kunden. Eine Ausweitung auf weitere Testpersonen sowie Angaben zu Preismodellen werden irgendwann die kommenden Monate folgen.

Wie der Copilot funktioniert

Microsoft betont an der Präsentation, dass es für die Realisierung des neuen intelligenten Assistenten nicht mit einer einfachen Verbindung zu ChatGPT gemacht sei. Dahinter stecke ein Copilot System, das drei Bausteine vereint: die persönlichen Daten des Nutzers (Microsoft Graph), die Microsoft 365 Apps (Word, Excel und Co.) sowie das Large Language Model GPT-4.

Screenshot: LinkedIn-Live-Event, Microsoft
Screenshot: LinkedIn-Live-Event, Microsoft

Bittest du in Word darum, ein neues Dokument auf Grundlage deiner Daten zu erstellen, wird der Copilot den Input und Kontext beim Microsoft Graph anfragen. Danach modifiziert das System die Anfrage und leitet es an GPT-4 weiter. Bevor der Output in der entsprechenden App ausgespielt wird, überprüft ihn der Copilot nochmal in Absprache mit Microsoft Graph auf Merkmale der Sicherheit und Konformität. Erst dann, jedoch nur Sekunden nach der Anfrage, erfolgt die Ausspielung an den Nutzer. Was eigenhändig ohne Hilfe lange dauert, kann vielleicht schon bald mit einem Wimpernschlag erledigt werden.

Was der neue Copilot alles können soll

Statt die Untergebenen zu fragen, ob sie aus Kennzahlen und Stichworten eine PowerPoint-Präsentation machen können, kann die Chefin ihre Excel-Input plus Anmerkungen direkt an den Microsoft Copilot übergeben. Der macht das in Windeseile – Sekunden später erscheint bereits der erste Entwurf. Fehlt etwas oder soll etwas angepasst werden – etwa das Layout auf Grundlage eines anderen Dokuments –, muss sie nur das weitere Gespräch mit der künstlichen Intelligenz suchen. Fordert sie diese auf, eine Textpassage in eine gekürzte Version umzutexten, wird dies ohne Murren erledigt.

Ähnlich wie Clippy, der Office-Assistent aus den 1990ern, kann der Copilot auf der rechten Seite einer App angesprochen werden. Doch bietet der neue Assistent künstliche Intelligenz und könnte daher diesmal auch tatsächlich nützlich sein.
Ähnlich wie Clippy, der Office-Assistent aus den 1990ern, kann der Copilot auf der rechten Seite einer App angesprochen werden. Doch bietet der neue Assistent künstliche Intelligenz und könnte daher diesmal auch tatsächlich nützlich sein.
Quelle: LinkedIn-Live-Event, Microsoft

Dass Dokumente und mehr im Nu entstehen, bedeutet nicht, dass der PC-Nutzer keine Fachkenntnisse haben muss. Fehlerfrei ist die künstliche Intelligenz nicht. Oder nur so fehlerfrei, wie es der angelieferte Input ist. Bei gewissen Abfragen soll sie auch falsch liegen, aber mit dem gelieferten Output dennoch eine gute Idee im Ansatz liefern, die dich weiterbringt.

Microsoft zeigt, wie aus wenigen Inputs Präsentationsentwürfe entstehen ...
Microsoft zeigt, wie aus wenigen Inputs Präsentationsentwürfe entstehen ...
Quelle: LinkedIn-Live-Event, Microsoft
... und wie wenig danach notwendig ist, um sie nach der eigenen Vorstellung fertig zu stellen.
... und wie wenig danach notwendig ist, um sie nach der eigenen Vorstellung fertig zu stellen.
Quelle: LinkedIn-Live-Event, Microsoft

Doch damit ist nicht genug. Auch bei den weiteren Office-Anwendungen soll künftig alles wie von Zauberhand gehen. Hier ein Überblick zu einigen interessanten Möglichkeiten des künstlichen neuronalen Netzes:

  • Erstelle Word-Dokumente auf Grundlage anderer Dateien oder deinen Inputs im Chat. Den Output kannst du danach frei von Hand weiter bearbeiten oder mithilfe des Chatbots verfeinern. Falls du davon eine Präsentation brauchst, bittest du darum und gibst die gewünschte Anzahl Folien an, ehe dein neuer Assistent in Powerpoint einen ersten Entwurf zeigt.
  • Lasse dir in Excel Daten analysieren, formatieren und Diagramme erstellen. Auch Pivot-Tabellen und SWOT-Analysen werden sofort erstellt, wenn du darum bittest. Eine Farbkodierung hinzufügen, um Zahlen im Minus besser zu erkennen oder die abzuleitenden Schlüsseltrends aufzeigen – all das und mehr soll bald die Zahlenmenschen dieser Welt bereichern.
  • Spare in Outlook Zeit, indem dir der Copilot wichtige Mails hervorhebt und beim Löschen und Antworten von Mails hilft. Lass dir E-Mail-Threads zusammenfassen oder gar Antwortentwürfe erstellten, bei denen du mit Reglern bestimmen kannst, wie lang sie sein sollen. Oder in welchem Ton sie daherkommen.
  • Rufe mit dem Copilot Infos zu bevorstehenden Teams-Meetings auf. Falls du möchtest, werden dir auch Updates zu verwandten Projekten oder organisatorischen Änderungen dargestellt. Teams-Besprechungen an sich können durch den Copiloten transkribiert werden. Falls du zu spät in einer Sitzung erscheinst, zeigt er dir, was du verpasst hast. Eine Zusammenfassung der Besprechung soll ebenso möglich sein.

Sollte der Copilot mal eine nicht zufriedenstellende Antwort liefern, hat Microsoft ihm einen Try-Again-Button verpasst, der eine erneute andere Fragestellung allenfalls überflüssig macht.

Screenshot: LinkedIn-Live-Event, Microsoft
Screenshot: LinkedIn-Live-Event, Microsoft

Ob der Assistent ein Gamechanger für die Arbeitswelt sein wird, wie sich dies Microsoft vorstellt, werden die kommenden Monate zeigen. Dass die Chancen auf Erfolg gross sind, liegt auf der Hand. Auch, weil Microsoft eine zusätzliche Funktion im Petto hat, die es ermöglichen soll, zentral von einer einzigen Chat-Oberfläche aus in Teams auf sämtliche 365-Daten zuzugreifen: den Business Chat. Er nutzt Microsoft Graph, um Dokumente, Mails, Kontakte und anderes zu bündeln. Das soll wiederum die Erstellung von Planungsübersichten, Zusammenfassungen und mehr ermöglichen.

Titelbild: Screenshot LinkedIn-Live-Event, Microsoft

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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


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