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Milan Design Week: Die schönsten Installationen des Jahres 2023

Pia Seidel
28.4.2023
Bilder: Pia Seidel

Anlässlich der Mailänder Designweek bin ich eine Woche kreuz und quer durch die italienische Stadt gereist, um die spannendsten Produkt-Neuheiten zu entdecken. Das waren meine Highlights.

Die Mailänder Möbelmesse, das unverzichtbare jährliche Ereignis in der Welt des Designs, ist letzten Sonntag nach einer Woche zu Ende gegangen. Die Eindrücke und Locations wie Tennisclubs, Schwimmbäder oder Schlachthöfe bleiben mir aber noch länger im Kopf.

1. Cristina Celestino im Bonacossa Tennis Club

Es war das erste Mal, dass ich einen Tennisclub betrat, in dem Möbel ausgestellt waren. Denn die Architektin und Designerin Cristina Celestino lud ins historische Gebäude des Bonacossa Tennisclubs ein. Dieser wurde von Giovanni Muzio in den 1920er-Jahren entworfen und für eine Woche von Celestino neu interpretiert. Sie veränderte die Fussböden und stellte speziell angefertigte Möbel aus, die Bezug zum Tennis nehmen. Darunter der Eyecatcher: Eine Sitzbank, die unter ihrem eigenen Label Attico Design in Zusammenarbeit mit dem lokalen Studio Skillmax entworfen wurde.

Die temporäre Intervention namens «Clay Court Club» fand im Tennisclub Milano Bonacossa statt.
Die temporäre Intervention namens «Clay Court Club» fand im Tennisclub Milano Bonacossa statt.
Quelle: Pia Seidel
Alle Farben spielen mit den «Tennisfarben»: Weiss und Terrakotta.
Alle Farben spielen mit den «Tennisfarben»: Weiss und Terrakotta.
Quelle: Pia Seidel
Eine Sitzecke im grossen Salon des Club-Gemeinschaftsbereichs.
Eine Sitzecke im grossen Salon des Club-Gemeinschaftsbereichs.
Quelle: Pia Seidel

2. Gubi im Schwimmbad Bagni Misteriosi

Für die temporäre Ausstellung der Möbelmarke Gubi wurden zum ersten Mal die Bagni Misteriosi aus den 1930er-Jahren zum Schauplatz für Design. Der Komplex besteht aus zwei grossen Pools, einer Terrasse sowie einem Restaurant. Er liess mich mit all den Pflanzen drumherum glatt vergessen, dass ich mich inmitten einer Metropole befand. Gubi nahm dabei vor allem die Terrasse und den Restaurantbereich ein. Zu sehen waren neue sowie alte Möbel des skandinavischen Unternehmens und eine Installation, die sich dem «Beetle Chair», einem ihrer Bestseller widmete. Dieser zeichnet sich durch seine durchgehend geschwungene Schale aus und soll an die Konturen eines Käfers erinnern.

Die Schwimmbäder Bagni Misteriosi sind ein künstlerisches und historisches Erbe der Stadt Mailand.
Die Schwimmbäder Bagni Misteriosi sind ein künstlerisches und historisches Erbe der Stadt Mailand.
Quelle: Pia Seidel
Gubi belebte sie mit einem sensorischen Spektakel wieder.
Gubi belebte sie mit einem sensorischen Spektakel wieder.
Quelle: Pia Seidel
Draussen sowie drinnen waren zahlreiche Möbel ausgestellt.
Draussen sowie drinnen waren zahlreiche Möbel ausgestellt.
Quelle: Pia Seidel

3. Studio Pepe neben der Fondazione Prada

Obwohl die Fondazione Prada nur wenige Schritte entfernt war, stand während der Mailänder Designwoche eine unscheinbare Industriehalle im Fokus. In dieser war das Campo Base Projekt ausgestellt. Sechs italienische Architekturbüros erforschten darin häusliche Intimität und gestalteten sechs Zelte, die zusammen ein hypothetisches Dorf darstellen sollten. Jedes Zelt zog mich in eine andere Welt. Massimo Adarios Entwurf bestand zum Beispiel aus mehreren kleinen Nischen, die dem Rückzug dienten. Mit textilen Wänden ausgestattet, dämpften sie die Geräuschkulisse des Alltags.

Das Campo Base Projekt war nur wenige Meter vom Kunstmuseum Fondazione Prada entfernt.
Das Campo Base Projekt war nur wenige Meter vom Kunstmuseum Fondazione Prada entfernt.
Quelle: Pia Seidel
Selbst die Wohnaccessoires hatten ihre eigene kleine Nische.
Selbst die Wohnaccessoires hatten ihre eigene kleine Nische.
Quelle: Pia Seidel
Der fliessende und unbeständige Charakter eines Zelts war das Leitmotiv von Campo Base.
Der fliessende und unbeständige Charakter eines Zelts war das Leitmotiv von Campo Base.
Quelle: Pia Seidel

4. Studioutte beim Milano Centrale

Die Temporanea Galleria war vielleicht der einzige Ort, an dem ich ohne Schuhe durch die Ausstellung laufen durfte, was mir an 20 000-Schritte-Tagen gleich entgegenkam. Aber es war auch eines der wenigen Events, die auf ein imposantes Gebäude verzichteten und doch herausstachen. Denn die gesamte Galerie wurde mit Packpapier ausgekleidet. Bis auf ein kleines Stück Rohputz bei einem Loch, war nichts mehr von der Architektur zu sehen. Hinter dem simplen und doch effektvollen Konzept steckten Guglielmo Giagnotti und Patrizio Gola. Sie sind die Gründer von Studioutte, einem in Mailand ansässigen multidisziplinären Büro für Innenarchitektur, Dekoration und Sammlerdesign. Genauso hybrid wie ihr Designverständnis wirkte ihre Inszenierung auf mich. Vor allem der Tisch, der durch das besagte Loch in der Wand bis ins nächste Zimmer reichte.

In der Temporanea Galleria waren die Möbel von Studioutte zu sehen.
In der Temporanea Galleria waren die Möbel von Studioutte zu sehen.
Quelle: Andy Massaccesi
Die vorübergehende Galerie war nicht weit von den Gleisen des Milano Centrale.
Die vorübergehende Galerie war nicht weit von den Gleisen des Milano Centrale.
Quelle: Andy Massaccesi
Simples Packpapier diente als Hintergrund.
Simples Packpapier diente als Hintergrund.
Quelle: Pia Seidel

5. Elle Decor im Palazzo Bovara

Jährlich nimmt das Magazin Elle Decor den historischen Palazzo Bovara ein, um seine Vision fürs Zuhause zu teilen. In diesem Jahr hiess ihre Installation «The Art of Light». Sie wurde von den beiden Studios Giuliano Andrea dell'Uva Architetti und Metis Lighting konzipiert. Mit dem Ziel, die grundlegende Rolle des Lichts im Wohnbereich aufzuzeigen, wurden die Räume immer anders beleuchtet. Mal mit Lila, Blau oder Pink und auch mit Tageslicht. Dazu öffneten sich die blickdichten Vorhänge einige Minuten. So sollte die virtuose Beziehung zwischen Lichtdesign und Innenräumen vermittelt werden.

Die jährliche Elle-Decor-Installation stand wieder im Palazzo Bovara.
Die jährliche Elle-Decor-Installation stand wieder im Palazzo Bovara.
Quelle: Pia Seidel
Raum für Raum wurde das antike Gebäude mit zeitgenössischen Möbeln ausgestattet.
Raum für Raum wurde das antike Gebäude mit zeitgenössischen Möbeln ausgestattet.
Quelle: Pia Seidel
Von Minute zu Minute wechselte die Lichtstimmung im Raum.
Von Minute zu Minute wechselte die Lichtstimmung im Raum.
Quelle: Pia Seidel

6. Oxilia Gallery im Loreto-Viertel

Ähnlich wie Studioutte brauchte auch die Oxilia Gallery keine fancy Location, um mir im Gedächtnis zu bleiben. Nach all der Reizüberflutung war sie Ende der Woche genau der richtige Ort, um herunterzukommen und sich wieder auf das Wesentliche – das Design – zu konzentrieren. Die Mailänder Galerie gehört Alessandro Mensi und Frederik De Wachter. Gezeigt haben sie in diesem Jahr die Serie namens «Displaced Line» von Grace Prince, einer in Zürich lebenden Möbeldesignerin, die Gesten und die Spannung zwischen fragilen und statischen Objekten erforscht.

Die Oxilia Gallery untersucht die Grenzen zwischen Design, Kunst und Handwerk.
Die Oxilia Gallery untersucht die Grenzen zwischen Design, Kunst und Handwerk.
Quelle: Pia Seidel
Ein Raumteiler von Designerin Grace Prince.
Ein Raumteiler von Designerin Grace Prince.
Quelle: Pia Seidel
Die Möbeldesignerin sieht in zerbrechlichen Gesten Poesie.
Die Möbeldesignerin sieht in zerbrechlichen Gesten Poesie.
Quelle: Pia Seidel

7. Alcova in einem alten Schlachthof

Last but not least: Die unabhängige Designplattform Alcova 2023 belebte in diesem Jahr einen neuen Standort namens «Ex-Macello di Porta Vittoria», der mal ein Schlachthof war. Die Besuchenden konnten über 70 Projekte erkunden, die auf dem gesamten Gelände verteilt waren. Einige davon wurden draussen, andere wiederum in den Hallen präsentiert.

Ex-Macello di Porta Vittoria war mal ein Schlachthof.
Ex-Macello di Porta Vittoria war mal ein Schlachthof.
Quelle: Pia Seidel
Für Alcova wurde das Gelände zum Design-Spielplatz.
Für Alcova wurde das Gelände zum Design-Spielplatz.
Quelle: Pia Seidel
Vom Aussenbereich bis hin zu Nischen – jedes Eck wurde genutzt.
Vom Aussenbereich bis hin zu Nischen – jedes Eck wurde genutzt.
Quelle: Pia Seidel

Mit etwas Glück findet auch die nächste Alcova am selben Ort statt. Denn die Kuratoren wollen das Viertel drumherum sichtbarer machen, damit es sich weiterentwickelt. Allerdings wollen sie auch eine mögliche Gentrifizierung umgehen. Daher Daumen drücken, dass das nicht die letzte Gelegenheit war.

Bei solchen einzigartigen Locations ist die Vorfreude auf nächstes Jahr gross.
Bei solchen einzigartigen Locations ist die Vorfreude auf nächstes Jahr gross.
Quelle: Pia Seidel
Titelfoto: Pia Seidel

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Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit. 

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