
Milan Design Week: Die schönsten Installationen des Jahres 2023
Anlässlich der Mailänder Designweek bin ich eine Woche kreuz und quer durch die italienische Stadt gereist, um die spannendsten Produkt-Neuheiten zu entdecken. Das waren meine Highlights.
Die Mailänder Möbelmesse, das unverzichtbare jährliche Ereignis in der Welt des Designs, ist letzten Sonntag nach einer Woche zu Ende gegangen. Die Eindrücke und Locations wie Tennisclubs, Schwimmbäder oder Schlachthöfe bleiben mir aber noch länger im Kopf.
1. Cristina Celestino im Bonacossa Tennis Club
Es war das erste Mal, dass ich einen Tennisclub betrat, in dem Möbel ausgestellt waren. Denn die Architektin und Designerin Cristina Celestino lud ins historische Gebäude des Bonacossa Tennisclubs ein. Dieser wurde von Giovanni Muzio in den 1920er-Jahren entworfen und für eine Woche von Celestino neu interpretiert. Sie veränderte die Fussböden und stellte speziell angefertigte Möbel aus, die Bezug zum Tennis nehmen. Darunter der Eyecatcher: Eine Sitzbank, die unter ihrem eigenen Label Attico Design in Zusammenarbeit mit dem lokalen Studio Skillmax entworfen wurde.

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel
2. Gubi im Schwimmbad Bagni Misteriosi
Für die temporäre Ausstellung der Möbelmarke Gubi wurden zum ersten Mal die Bagni Misteriosi aus den 1930er-Jahren zum Schauplatz für Design. Der Komplex besteht aus zwei grossen Pools, einer Terrasse sowie einem Restaurant. Er liess mich mit all den Pflanzen drumherum glatt vergessen, dass ich mich inmitten einer Metropole befand. Gubi nahm dabei vor allem die Terrasse und den Restaurantbereich ein. Zu sehen waren neue sowie alte Möbel des skandinavischen Unternehmens und eine Installation, die sich dem «Beetle Chair», einem ihrer Bestseller widmete. Dieser zeichnet sich durch seine durchgehend geschwungene Schale aus und soll an die Konturen eines Käfers erinnern.

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel
3. Studio Pepe neben der Fondazione Prada
Obwohl die Fondazione Prada nur wenige Schritte entfernt war, stand während der Mailänder Designwoche eine unscheinbare Industriehalle im Fokus. In dieser war das Campo Base Projekt ausgestellt. Sechs italienische Architekturbüros erforschten darin häusliche Intimität und gestalteten sechs Zelte, die zusammen ein hypothetisches Dorf darstellen sollten. Jedes Zelt zog mich in eine andere Welt. Massimo Adarios Entwurf bestand zum Beispiel aus mehreren kleinen Nischen, die dem Rückzug dienten. Mit textilen Wänden ausgestattet, dämpften sie die Geräuschkulisse des Alltags.

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel
4. Studioutte beim Milano Centrale
Die Temporanea Galleria war vielleicht der einzige Ort, an dem ich ohne Schuhe durch die Ausstellung laufen durfte, was mir an 20 000-Schritte-Tagen gleich entgegenkam. Aber es war auch eines der wenigen Events, die auf ein imposantes Gebäude verzichteten und doch herausstachen. Denn die gesamte Galerie wurde mit Packpapier ausgekleidet. Bis auf ein kleines Stück Rohputz bei einem Loch, war nichts mehr von der Architektur zu sehen. Hinter dem simplen und doch effektvollen Konzept steckten Guglielmo Giagnotti und Patrizio Gola. Sie sind die Gründer von Studioutte, einem in Mailand ansässigen multidisziplinären Büro für Innenarchitektur, Dekoration und Sammlerdesign. Genauso hybrid wie ihr Designverständnis wirkte ihre Inszenierung auf mich. Vor allem der Tisch, der durch das besagte Loch in der Wand bis ins nächste Zimmer reichte.

Quelle: Andy Massaccesi

Quelle: Andy Massaccesi

Quelle: Pia Seidel
5. Elle Decor im Palazzo Bovara
Jährlich nimmt das Magazin Elle Decor den historischen Palazzo Bovara ein, um seine Vision fürs Zuhause zu teilen. In diesem Jahr hiess ihre Installation «The Art of Light». Sie wurde von den beiden Studios Giuliano Andrea dell'Uva Architetti und Metis Lighting konzipiert. Mit dem Ziel, die grundlegende Rolle des Lichts im Wohnbereich aufzuzeigen, wurden die Räume immer anders beleuchtet. Mal mit Lila, Blau oder Pink und auch mit Tageslicht. Dazu öffneten sich die blickdichten Vorhänge einige Minuten. So sollte die virtuose Beziehung zwischen Lichtdesign und Innenräumen vermittelt werden.

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel
6. Oxilia Gallery im Loreto-Viertel
Ähnlich wie Studioutte brauchte auch die Oxilia Gallery keine fancy Location, um mir im Gedächtnis zu bleiben. Nach all der Reizüberflutung war sie Ende der Woche genau der richtige Ort, um herunterzukommen und sich wieder auf das Wesentliche – das Design – zu konzentrieren. Die Mailänder Galerie gehört Alessandro Mensi und Frederik De Wachter. Gezeigt haben sie in diesem Jahr die Serie namens «Displaced Line» von Grace Prince, einer in Zürich lebenden Möbeldesignerin, die Gesten und die Spannung zwischen fragilen und statischen Objekten erforscht.

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel
7. Alcova in einem alten Schlachthof
Last but not least: Die unabhängige Designplattform Alcova 2023 belebte in diesem Jahr einen neuen Standort namens «Ex-Macello di Porta Vittoria», der mal ein Schlachthof war. Die Besuchenden konnten über 70 Projekte erkunden, die auf dem gesamten Gelände verteilt waren. Einige davon wurden draussen, andere wiederum in den Hallen präsentiert.

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel
Mit etwas Glück findet auch die nächste Alcova am selben Ort statt. Denn die Kuratoren wollen das Viertel drumherum sichtbarer machen, damit es sich weiterentwickelt. Allerdings wollen sie auch eine mögliche Gentrifizierung umgehen. Daher Daumen drücken, dass das nicht die letzte Gelegenheit war.

Quelle: Pia Seidel
Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.