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Mit Laser gegen Stechmücken: Wird ein Traum bald wahr?

Mücken können laue Sommerabende definitiv verderben. Ich wünsche mir ein Gadget, das die nervigen Insekten automatisch entdeckt und per Mini-Laserkanone aus dem Luftraum holt. Wie bitte, das gibt es schon?!

Okay, es ist wohl nicht ganz so, wie ich es mir in meinen mückenfreien Träumen ausmale. Aber nah dran. Wer hat’s erfunden? Nicht die Schweizer. Bzigo, eine Firma aus Israel, ist seit gut einem Jahr auf dem Markt mit einem System. Bisher ist die von Bzigo ausgerufene «New Era in Mosquito Detection» allerdings irgendwie nicht angebrochen.

Ich wäre sicher einer der ersten, der das System aus Infrarotkamera und einem Laser, der auf die herumschwirrende Mücke zeigt, nutzen würde. Denn nichts nervt mich mehr, wenn ich von Familienmitgliedern zu allen Tages- und vor allem Nachtzeiten als Insektenjäger gerufen werde. Entdecken und töten – so lautet mein Auftrag. Kann ich, aber noch lieber würde ich es an ein funktionierendes Abwehrsystem delegieren.

Verkauf erfolgt bisher nur auf eigener Website

Warum aber ist mir Bzigo bisher nie aufgefallen? Warum ist das auch nicht im Galaxus-Sortiment? Bei über acht Millionen Produkten käme es auf dieses eine doch auch nicht mehr an, oder? Nun, bisher setzt Bzigo wohl auf den exklusiven Vertrieb über die eigene Website.

In der Theorie klingt gut, wie Bzigo auf die Moskito-Jagd geht. Der Infrarotsensor steckt in einem Gerät, das gerade mal so gross wie ein Aufstellbilderrahmen ist und wie eine GoPro aussieht. Du platzierst es im Wohn- oder Schlafzimmer. Die Daten, die der Sensor bekommt, werden kontinuierlich gesammelt und «von einem fortschrittlichen AI-Algorithmus» analysiert, sagt der Hersteller. Die Idee: Typische Flugmuster von Moskitos werden erkannt. Auch bei kompletter Dunkelheit. Wird eine Mücke entdeckt, schickt «Iris», so heisst das Produkt, eine Nachricht aufs Smartphone.

Ob das besser ist als meine Tochter, die mir «Papa, da oben in der Ecke!» zuruft, weiss ich auch nicht. Und mit dem Entdecken ist ja gerade mal die Hälfte der Arbeit getan. Die hektisch herumschwirrende Schnake muss ich dann ja auch erst noch treffen.

Und damit bin ich auch schon bei einem entscheidenden Nachteil von «Iris». Sonst müsste das Ding, vorgestellt vor fünf Jahren auf der CES in Las Vegas, ja längst ein Verkaufsschlager sein. Für 200 US-Dollar bekomme ich nämlich «nur» die Suche nach dem Blutsauger. Das Eliminieren bleibt immer noch Handarbeit – mit einer Fliegenklatsche. Auch schlaftrunken, weil mitten in der Nacht.

So sieht «Iris» von Bzigo aus. Wehe aber, wenn ein Moskito im Schatten der Sensoren anfliegt…
So sieht «Iris» von Bzigo aus. Wehe aber, wenn ein Moskito im Schatten der Sensoren anfliegt…

Einige Personen, die eine «Iris» gekauft haben, berichten über ihre Erfahrungen bei Reddit. Und die sind nicht gerade überschwänglich, eher frustriert. Die Reichweite sei zu gering, es würden längst nicht alle Mücken entdeckt. Für effektiven Schutz bräuchte es mehrere Geräte, beklagen sich die User.

Interessant ist auch, dass sich auch Influencer und Content Creator offensichtlich nicht für «Iris» erwärmen können, obwohl Bzigo ihnen mit einem eigenen «Media Kit» sehr offensiv Kooperationsangebote macht, also Umsatzbeteiligung bei entsprechenden Verkäufen nach einer positiven Rezension des Produkts. Will ja etwas heissen, wenn sich nicht einmal Leute für Werbung einspannen lassen, die sonst fast alles an die Followerschaft verticken.

Warum nicht auch gleich Abschiessen?

Das klingt für dich nach Science Fiction? Oder nach etwas, was du in den Nachrichten Vielleicht ist das Produkt von Bzigo aber auch schon wieder veraltet. Auf der Crowdsourcing-Plattform IndieGoGo sammelt Jim Wong gerade sehr erfolgreich sehr viel Geld ein für das «weltweit erste mobile Moskito-Luftabwehrsystem». Es soll um die 500 US-Dollar kosten und Stechmücken nicht nur entdecken, sondern per Laserstrahl auch in der Luft direkt töten können – und zwar mit einer Reichweite von bis zu sechs Metern, dann für 200 US-Dollar Aufpreis.

Wie im Video zu sehen, würde das nicht nur für Innenräume taugen, sondern sogar auf der Terrasse oder auf dem Balkon einen mückenfreien Abend ermöglichen.

Wenn es denn wirklich funktioniert, hat die Sache einen langen Anlauf genommen. Schon 2010 hat das Magazin «National Geographic» in einem Video gezeigt, wie so ein Moskito-Kill per Laser aussieht. Es ist zu sehen, wie das Insekt in Super-Zeitlupe aus der Luft geholt wurde. Und der Sprecher sagt, wie toll es wäre, wenn die Menschen in Malaria-verseuchten Gebieten sich so besser schützen könnten.

Wer weiss, vielleicht bringt das Crowdfunding-Projekt von Herrn Wong nun wirklich den Durchbruch. Ich wäre sicher einer der Ersten, der so etwas kauft. Bis dahin zünde ich mir eine Citronella-Kerze der Hoffnung an. Und benetze mich mit Anti-Brumm.

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Titelbild: Shutterstock

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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 

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