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Hintergrund

Netflix, Prime und Co.: Ausgeburten der Hölle?

Luca Fontana
22.1.2019

Auf Streaming-Plattformen stehen uns Tausende Serien und Filme jederzeit und fast unbegrenzt zur Verfügung. Dabei beeinflussen Netflix und Co. unsere Sehgewohnheiten mehr, als du vielleicht denkst.

Serien boomen. Jedenfalls, seit sich Streaming-Plattformen wie Netflix oder Amazon Prime in unser Leben geschlichen haben. Die Zeiten, in denen es noch «die» eine Serie gab, von der eine Folge pro Woche am Fernseher lief, von allen geguckt und am nächsten Tag heiss debattiert wurde, sind längst vorbei. Dafür haben Netflix und Co. gesorgt.

Heute bieten Streaming-Anbieter eine scheinbar unerschöpfliche Quelle an Serien und Filme, die auf Abruf bereitstehen. Wer will, kann sich eine Folge nach der anderen reinziehen. Ganze Wochenenden hindurch. «Binge Watching» wird das genannt.

Aber was stellt das mit uns an?

Binge Watching, das neue Normal

Ginge es also nach Netflix, sollten wir alle möglichst viel und möglichst oft Serien schauen und dabei so wenig wie möglich schlafen. Am besten gar nicht.

So machen uns die Streaming-Anbieter süchtig

Vielen von uns dürfte es gleich gehen: Ohne die strenge Terminplanung eines Senders, das neue Folgen nur häppchenweise zum Frass vorwirft, gibt’s kein Halten. Das ist Netflix bewusst.

Sarandos geht weiter: «Wir befreien die Zuschauer von den Einschränkungen des linearen Fernsehens. Unsere Inhalte sind so konzipiert, dass sie sich zum multiepisodischen Betrachten eignen». Das bedeutet, dass eine Folge meist mit einem Cliffhanger endet. Ein offenes Ende, das zum Weiterschauen verleitet.

Passend dazu erfindet er einen neuen Begriff: Post-binge-watch-Depressionen.

Serien wirken sich auch aufs Kino aus

Denn was der Streaming-Anbieter damals zum ersten Mal gemacht hat, war nicht bloss eine eigene Serie zu produzieren – Netflix Originale genannt – sondern gleich alle Folgen einer Staffel gleichzeitig zu veröffentlichen. Also genau das, was Ted Sarandos mit «Befreiung von den Einschränkungen des linearen Fernsehens» gemeint hat.

Der Anfang von Binge Watching.

Das Binge Watching von Serien selbst hat uns an zwei Dingen gewöhnt, die in Filmen nur schwierig nachzuahmen sind:

  1. Komplexe Handlungsstränge, die mehr als zwei Stunden Laufzeit haben, um sich zu entfalten
  2. Charaktere, die nachvollziehbare Entscheidungen treffen, weil sie in besagter Laufzeit genug Raum haben, um sich zu entwickeln

Serien und Streaming-Anbieter: Ausgeburten der Hölle?

Serien ändern unsere Gewohnheiten. Teils drastisch, teils tragisch. Mir fällt es beispielsweise schwer, einen Film, dessen Laufzeit zwei Stunden überschreitet, am Stück zu schauen. Das kommt mir dann wie eine lebenslange Verpflichtung vor, die bestimmt unbefriedigend enden wird. Es sei denn, ich kenne bereits die Figuren und die Handlungsbögen, in denen sie sich bewegen.

Sind Serien und ihre Schöpfer also Ausgeburten der Hölle, die uns süchtig machen?

Und ja: Auch ich liebe gute Serien und finde, dass ich vom enormen Serien-Angebot profitiere. Mich stört aber, wie Streaming-Anbieter unser Verhalten teils ins Krankhafte zu treiben versuchen. Etwa dann, wenn aus dem Hause Netflix verlautbart wird, dass Schlaf der eigentliche Feind sei. Oder aus suchthaftem Verhalten wie Binge Racing eine Sportart gemacht wird.

«And for what? For a little bit of money», sagt Marge Gunderson am Ende von «Fargo».

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Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


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Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

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