News von Captain Obvious: Cookie-Banner nerven
Meinung

News von Captain Obvious: Cookie-Banner nerven

David Lee
26.3.2024

Die Bitkom hat herausgefunden, was wir schon immer wussten: Cookie-Banner nerven noch mehr als die Cookies selbst. Ich finde: Die EU hat hier einen Bock geschossen, ist aber nicht alleine schuld am Problem.

76 Prozent der User nerven sich über Cookie-Banner, so das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des deutschen Interessenverbands Bitkom. Zwar betrachten die User auch die Cookies selbst als Problem, denn 58 Prozent löschen sie regelmässig. Die Cookie-Banner stören sie aber noch mehr als die Cookies selbst.

Das überrascht wohl niemanden. Auf der Redaktion haben wir uns gefragt, warum die Zahl nicht noch viel höher ist. Vermutung: Die restlichen 24 Prozent wissen entweder nicht, was ein Cookie-Banner ist, oder sie haben ein Plug-in installiert, das automatisch alle Cookie-Banner unterdrückt oder wegklickt.

Falscher Ansatz, das Datensammeln zu bekämpfen

Es ist klar, dass der Datensammelwut gewisser Konzerne Schranken gesetzt werden müssen. Aber warum musste die EU den Gesetzeshebel ausgerechnet bei den Cookies ansetzen? Cookies gehören zu den harmloseren Formen des Datensammelns. Es sind die einzigen Datenspuren, über die du die volle Kontrolle hast. Weil sie auf deinem Gerät und nicht auf einem Server gespeichert werden.

Wer also keine Cookies wollte, konnte sie schon immer ganz oder teilweise in den Browser-Einstellungen untersagen. Die meisten Browser bieten da ausgefeilte Einstellungsmöglichkeiten, um etwa Drittanbieter-Cookies zu unterbinden und dabei noch Ausnahmen zuzulassen.

Doch seit es die Cookie-Richtlinie der EU gibt, funktioniert das prinzipiell nicht mehr. Denn die Information, dass du keine Cookies willst, muss ebenfalls in einem Cookie gespeichert werden. Schaltest du Cookies per Browser aus, poppt der nervige Dialog jedes verdammte Mal wieder auf. Das Web wird unbenutzbar.

Nicht nur die Schuld der EU

Es ist aber zu billig, nur über die EU zu schimpfen. Manche Website-Betreiber haben keine Hemmungen, die eigenen Kunden zu nerven. Sie versuchen, das Ablehnen der Tracking-Cookies durch möglichst unübersichtliche Banner mit möglichst vielen Klicks zu erschweren.

Kann man offenbar so machen, muss man aber nicht: Cookie-Banner bei spiegel.de.
Kann man offenbar so machen, muss man aber nicht: Cookie-Banner bei spiegel.de.
Quelle: David Lee

Ein besonders übles Beispiel geben teilweise kostenpflichtige Online-Medien wie die «Bild», die «Zeit» oder der «Spiegel» ab. Ich kann auf den ersten Blick nur einwilligen oder ein Abo lösen. Erst auf den zweiten Blick erkenne ich den farblich unauffällig gehaltenen Einstellungen-Button – wo es dann immer noch keine Möglichkeit gibt, pauschal alles abzulehnen.

Die EU-Richtlinie wäre eigentlich gar nicht so restriktiv: Technisch notwendige Cookies, etwa für ein Login, erfordern keine Zustimmung. Wer also auf externe Cookies verzichtet, bräuchte seine Kunden gar nicht mit einem Banner zu nerven. Das hiesse aber, auf Analyse-Tools und Werbeeinnahmen von Google zu verzichten. Da nervt man doch lieber.

Titelbild: David Lee / bild.de

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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