Noblechairs Icon: Was kann der edle Gamer-Sessel?
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Noblechairs Icon: Was kann der edle Gamer-Sessel?

Gaming-Chairs beschränken sich nicht zwingend aufs Zocken. Noblechairs’ Kunstleder-Version will sich auch in normalen Büros einnisten. Das gelingt nur zum Teil. Ein Stuhl, zwei Meinungen.

Gaming-Chairs sind eine feine Sache. Zumindest optisch machen sie einiges her und jeder PC-Gamer, der etwas auf sich hält, schmückt damit seine Spielhöhle. Bei mir Zuhause steht seit ein paar Jahren ein Sessel von Akracing, der definitiv Blicke auf sich zieht. Leider ist das Aussehen auch schon das grösste Highlight. Der Sitzkomfort kann mit dem Design nicht ganz mithalten. Daher tauschte ich im Büro mit einer gehörigen Portion Skepsis meinen abgewetzten, aber bewährten Bürostuhl gegen den Noblechairs Icon.

Ohne fremde Hilfe ist der Sessel in etwa 15 Minuten zusammengebaut. Hier zeigen die deutschen Sesselbauer keine Schwächen. Mein erster Eindruck ist also durchaus positiv. Auch das erste Hinsetzen hinterlässt ein zufriedenes Kopfnicken. Allerdings tauchen danach umgehend die gleichen Probleme auf wie bei meinem Akracing Zuhause. Zum einen ist das Sitzpolster leicht nach oben geneigt, so dass meine Füsse eine längere Strecke zum Boden haben als bei normalen Sesseln. Also lasse ich den Stuhl etwas nach unten, damit ich einen schönen Rechten Winkel mit meinen Beinen hinkriege, wie es empfohlen wird. Allerdings sitze ich dann so tief unten, dass meine Unterarme schräg nach oben zeigen, statt ebenfalls im Rechten Winkel auf der Tischplatte zu ruhen. Ich könnte jetzt die Tischplatte herabsetzen, was aber relativ mühsam ist und auch nicht beliebig weit geht. Ich entscheide mich, die Armposition zu bevorzugen und die Füsse, übertrieben gesagt, baumeln zu lassen. Ich bin übrigens etwa 175cm gross.

Mein nächster Kritikpunkt betrifft die Rückenlehne. Statt, dass man nur die Lehne wippen könnte wie bei normalen Bürostühlen, bewegt sich der ganze Sessel. Wippende Rückenlehnen sind eigentlich dazu gedacht, die Rückenmuskulatur zu stärken. Das hat mir zumindest einmal eine Orthopädin erzählt. Das funktioniert beim Icon jedenfalls nicht. Wenn ich wippen will, muss ich auf die Zehenspitzen stehen, um das Gewicht nach hinten zu verlagern. Für mich ist die Funktion daher unbrauchbar.

Die Armlehnen lassen sich nach Belieben verstellen.
Die Armlehnen lassen sich nach Belieben verstellen.

Ansonsten wär der Stuhl eigentlich sehr bequem. Das Kunstlederpolster schmiegt sich angenehm an, ohne dass ich gleich zu schwitzen beginne und die Armlehnen lassen sich in wirklich alle Richtungen verstellen. Dafür wackeln sie aber auch ein bisschen. Die mitgelieferten Nacken- und Lendenkissen habe ich nicht gebraucht. Letzteres hat sich Kollegin Livia geschnappt und ihren Bürostuhl damit gepimpt.

Für mich bleibts dabei. Gaming-Chairs sind offenbar nichts für mich. Sie sehen zwar schick aus, aber am Ende des Tages ist mir die Sitzqualität wichtiger und wenn ich am zweiten Tag bereits Rückenschmerzen habe, dann kann einfach etwas nicht stimmen. Mal schauen, was mein diebischer Kollege Luca Fontana zum Icon meint.

Wenn der Kollege den Gamer-Stuhl mopst

Eigentlich wollte ich Philipp einen kleinen Streich spielen. Während einer Mittagspause, in der Philipp das Büro verliess, riss ich mir seinen neuen Gamer-Chair unter den Nagel. Als er zurückkehrte, deklarierte ich den Stuhl, berufend auf das Recht des Stärkeren, kurzerhand als mein persönliches Eigentum. Dass das Philipp nicht gross kratzte, wirst du nach der Lektüre seiner Einschätzung oben schon erahnt haben.

Gut für mich. So konnte ich endlich einen dieser begehrten Gaming-Chairs länger als die üblichen zwei Minuten, die man im Laden so hat, ausprobieren.

Offenbar scheine ich für den Gaming-Chair von Noblechairs die geeigneteren Körperproportionen (ich bin 183cm) als Philipp zu haben. Denn schon nach kurzer Zeit habe ich mit den Kniegelenken einen anständigen rechten Winkel hingekriegt, ohne das Gefühl zu haben, mit dem Popo den Boden zu küssen.

Nun müsste ich nur noch den rechten Winkel mit meinen Ellenbogen herstellen. Bei mir sind es momentan ungefähr 110 Grad. Um den 90-Grad-Winkel hinzukriegen, müsste ich die Tastatur näher an die Tischkante ziehen (ergonomisch wären maximal 10 cm Abstand zwischen Kante und Tastatur). Nach ein paar Versuchen, diesen Text in famosem rechten Winkel zu schreiben, befinde ich, dass ich das gar nicht bequem finde und wechsle zurück in meine ursprüngliche Sitzposition.

Das Lendenkissen blieb bei uns ungenutzt.
Das Lendenkissen blieb bei uns ungenutzt.

Wie auch schon bei Philipp werde ich der optionalen Rücken- und Nackenpolster schnell überdrüssig. Für mich sind die Polster einfach zu hart. Oder aber es liegt an meiner nicht ganz 100-prozentigen ergonomischen Sitzhaltung. Schliesslich wurde der Stuhl ja so gebaut, dass man anständig drinsitzt und nicht so krumm wie ich. Wie dem auch sei, kaum sind die Polster weg, empfinde ich den Stuhl als sehr bequem. Die Schale stützt mich gut ab, zudem habe ich ohne Polster genug Freiheiten, um ein wenig rumzurutschen und die Sitzpositionen hin und wieder zu ändern (wenn du mich beim Büro-Yoga nur sehen könntest!).

Einzig das Zurücklehnen kriege ich nicht hin, ohne mich mit den Fussspitzen kräftig vom Boden abzudrücken. Das ist mässig bequem. Ich habe versucht, den Widerstand so gering wie nur irgend möglich einzustellen, aber offenbar geht es nicht ringer. Auch hier liesse sich argumentieren, dass ein ergonomischer Stuhl, in dem ich aufrecht sitzen soll, überhaupt nicht will, dass ich mich Arme hinter dem Kopf verschränkend nach hinten lehne. Im Gegenteil: Er will mich beim Aufrechtsitzen ja sogar abstützen! Also, wieso nach hinten lehnen?

Nach etwas mehr als einer Woche wird es langsam Zeit, den Stuhl an Phil zu retournieren. Zum Glück habe ich keine Rücken- oder Kreuzschmerzen. Überhaupt habe ich den Stuhl im Grossen und Ganzen als sehr angenehm empfunden. Die Einstellungsmöglichkeiten sind über fast jeden Zweifel erhaben und ohne die harten Polster habe ich mich beim Draufsitzen sehr wohl gefühlt.

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Als Game- und Gadget-Verrückter fühl ich mich bei digitec und Galaxus wie im Schlaraffenland – leider ist nichts umsonst. Wenn ich nicht gerade à la Tim Taylor an meinem PC rumschraube, oder in meinem privaten Podcast über Games quatsche, schwinge ich mich gerne auf meinen vollgefederten Drahtesel und such mir ein paar schöne Trails. Mein kulturelles Bedürfnis stille ich mit Gerstensaft und tiefsinnigen Unterhaltungen beim Besuch der meist frustrierenden Spiele des FC Winterthur. 


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