Nvidia übernimmt ARM für 40 Milliarden US-Dollar
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Nvidia übernimmt ARM für 40 Milliarden US-Dollar

Kevin Hofer
14.9.2020

Nvidia übernimmt ARM für 40 Milliarden US-Dollar vom japanischen Telekommunikations- und Medienkonzern SoftBank. Damit ist der Deal die grösste Übernahme von Halbleitertechnologie der Geschichte und die zweitgrösste Tech-Übernahme überhaupt nach Dell’s 64 Milliarden EMC-Deal.

Mit dem Geschäft wird Nvidia seine Position als wertvollster US-Chiphersteller – noch vor Intel – weiter festigen. Bereits seit Monaten wird darüber gesprochen, dass Nvidia SoftBanks Anteile an ARM übernehmen wird. Nun ist der Deal unter Dach und Fach. Die 40 Milliarden Dollar auf dem Preisschild setzen sich vor allem aus Stammaktien von Nvidia zusammen. Dadurch wird SoftBank weiterhin Einfluss auf die Entwicklung ARMs haben. Dieser wird jedoch sehr klein sein. Gemäss Mitteilung beträgt er weniger als 10 Prozent.

Der Deal muss noch von den Behörden genehmigt werden. Es kann also noch bis zu 18 Monate dauern, bis die Übernahme vollendet ist.

Die Details des Deals

Nvidia wird an SoftBank insgesamt 21,5 Milliarden US-Dollar in Nvidia-Stammaktien und 12 Milliarden US-Dollar zahlen. Bei der Unterzeichnung werden zusätzlich 2 Milliarden US-Dollar fällig. Werden gewisse finanzielle Leistungen erreicht, könnte SoftBank weitere 5 Milliarden US-Dollar in bar oder in Stammaktien erhalten. Darüber hinaus wird Nvidia 1,5 Milliarden Dollar in Aktien an ARM-Mitarbeitende ausgeben. Das ist eine Massnahme, um die Mitarbeitenden im Unternehmen zu halten. Damit sind SoftBank 33,5 Milliarden US-Dollar auf sicher. Das Unternehmen hat ARM erst 2016 für 31,4 Milliarden übernommen.

Nicht Teil des Deals ist die IoT Services Group von ARM, die bei SoftBank bleibt.

Das soll aus ARM werden

Zur Erinnerung: ARM entwirft Siliziumchips und lizenziert Befehlssätze, die festlegen, wie die Chips kommunizieren. Darüber hinaus wird das geistige Eigentum ARMs – einschliesslich der Reduced Instruction Set Computing (RISC) und Instruction Set Architecture (ISA) – von Apple, Qualcomm oder Samsung für ihre Smartphone-Chips genutzt. Das entspricht einer Marktabdeckung von rund 90 Prozent.

Nvidia will weiterhin an ARMs offenem Lizenzmodell und Kundenneutralität festhalten. Gleichzeitig soll das IP-Lizenzportfolio – also das geistige Eigentum – von ARM mit Nvidias GPU- und AI-Technologie erweitert werden. Gemäss Pressemitteilung haben ARM-Lizenznehmer bereits über 180 Milliarden Chips auf der Grundlage der ARM-Architektur ausgeliefert – davon alleine 22 Milliarden im vergangenen Jahr.

Das geistige Eigentum ARMs soll auch weiterhin in Grossbritannien registriert bleiben. Der Name und die Markenidentität ARMs bleiben ebenfalls erhalten. Der Hauptsitz in Cambridge ebenfalls. Die dortige Forschungs- und Entwicklungsabteilung soll mit einem neuen KI-Forschungs- und Ausbildungszentrum erweitert werden, inklusive ARM/Nvidia-gestütztem KI-Supercomputer für die Forschung.

Was bringt der Deal Nvidia?

Nvidia erhält mit der Übernahme vor allem Zugang zum Know-How der IP- und Ingenieur-Spezialisten ARMs. Dadurch kann das Unternehmen schnell kundenspezifische CPU-Architekturen für den eigenen Gebrauch entwickeln. Es wird dadurch im Bereich der finanziell lukrativen Rechenzentren expandieren. Mit der vor kurzem eingeführten CUDA-Unterstützung für die ARM-Architektur hat Nvidia den Weg für die Integration bereits geebnet. Nun hat das Unternehmen auch die Kontrolle über die zugrunde liegende ARM ISA. Dadurch ist die enge Integration beider Lösungen möglich.

Nvidia hat kürzlich für 6,9 Milliarden US-Dollar Mellanox und Cumulus Networks gekauft. Die Unternehmen sind auf Netzwerklösungen spezialisiert. Das Unternehmen erwarb ebenfalls vor kurzem SwiftStack, ein Unternehmen, das sich auf Datenspeicher-Software für KI- und HPC-Computing konzentriert.

All diese Übernahmen – inklusive dem 40 Milliarden ARM-Deal – sollen Nvidia künftig zu einem wichtigen, wenn nicht dem wichtigsten Player bei Rechenzentren machen.

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