Pausenlos am Handy und PC: Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen hat zugenommen
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Pausenlos am Handy und PC: Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen hat zugenommen

Anne Fischer
19.3.2023

Computerspiele, TikTok, YouTube, Streaming: Rund 2,2 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland sind laut einer DAK-Studie gefährdet, mediensüchtig zu werden, oder sind es bereits.

Für 2,2 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland ist Mediensucht ein Problem. 600.000 Mädchen und Jungen in Deutschland sind bereits abhängig von sozialen Medien und Computerspielen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die im Auftrag der DAK-Krankenkasse durchgeführt wurde. Dazu wurden 1200 Familien mit Kindern im Alter zwischen zehn und 17 Jahren im Zeitraum von September 2019 bis Juli 2022 insgesamt fünfmal befragt.

Kompensation von Einsamkeit und Stress

Seit 2019 hat sich die Zahl junger Menschen mit einem problematisch hohen Medienkonsum bei Computerspielen, Streamingdiensten oder in sozialen Netzwerken verdoppelt, heißt es in der Studie. Demnach ist die Zahl der Kinder, die von Computerspielen abhängig sind, von 2,7 Prozent im Jahr 2019 auf 6,3 Prozent im Juni 2022 angestiegen. Die Zahl der Kinder, die von Social Media abhängig sind, stieg von 3,2 Prozent auf 6,7 Prozent.

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Als einer der Gründe für den Anstieg wurde die Coronapandemie angegeben. Die erlassenen Einschränkungen hätten bei den jungen Menschen zu einem verstärkten Konsum geführt, um Einsamkeit und Stress zu kompensieren. Trotz der Lockerungen blieben digitale Medien jedoch wichtig im Leben junger Leute – etwa, um mit Freunden im Kontakt zu bleiben oder Langeweile zu bekämpfen.

7 Prozent der Schweizer Teenager haben ein problematisches Verhältnis zu Medien

In der Schweiz gibt es ähnliche Probleme: So kam ein Suchtmonitoring des Bundesamtes für Gesundheit im Jahre 2015 zu dem Ergebnis, dass sieben Prozent der Jugendlichen zwischen 15 und 17 Jahren das Internet «problematisch» nutzen. Diese Gruppe sei zwar nicht per se von einer Sucht betroffen, habe jedoch ein erhöhtes Risiko, seelische wie körperliche Probleme zu entwickeln.

Wer gilt als mediensüchtig?

Die Weltgesundheitsorganisation definiert eine Person dann als medienabhängig, wenn sie im Zeitraum eines Jahres die Kontrolle über ihr Nutzungsverhalten verloren hat, sich aus anderen Lebensbereichen zurückzieht und auch bei Auftreten negativer Folgen nichts an ihrem Verhalten ändert.

Kinder verbringen mit Social Media und Computerspielen mittlerweile ein Drittel mehr Zeit als vor Beginn der Pandemie, heißt es in der DAK-Studie. Demnach nutzen Kinder Medien durchschnittlich wie folgt:

  • Computerspiele: zwei Stunden pro Tag unter der Woche bzw. drei Stunden täglich am Wochenende
  • Soziale Medien: drei Stunden pro Tag unter der Woche bzw. fast vier Stunden täglich am Wochenende

Die Nutzung von Streamingdiensten wurde in der Studie seit November 2020 untersucht. Im Mai 2021 erreichte sie laut Studie mit fast drei Stunden an Wochentagen und vier Stunden am Wochenende einen Höhepunkt. Seitdem jedoch sei sie wieder rückläufig und liege nun gut ein Drittel unter diesem Wert.

Jungen häufiger betroffen als Mädchen

Insbesondere beim Spielen von Computerspielen gelten Jungen als gefährdeter als Mädchen. Zwei von drei Computerspielsüchtigen sind der DAK-Studie zufolge Jungen. Indes halte sich das Verhältnis bei der Sucht nach Social Media etwa die Waage. Insgesamt sind ältere Kinder und Jugendliche gefährdeter, eine Sucht zu entwickeln, als jüngere Kinder.

DAK sieht Handlungsbedarf

Die gesetzliche Krankenkasse DAK sieht Handlungsbedarf. So warnt ihr Vorstandsvorsitzender Andreas Storm: «Wenn jetzt nicht schnell gehandelt wird, rutschen immer mehr Kinder und Jugendliche in die Mediensucht und der negative Trend kann nicht mehr gestoppt werden.» Wichtig sei der Ausbau von Präventions- und Hilfsangeboten. Betroffene sollten demnach lernen, die Gefahren ihres Nutzerverhaltens besser einzuschätzen. Dazu seien auch die Eltern in der Pflicht: Etwa, indem sie ihr eigenes Mediennutzungsverhalten reflektieren und problematischen Medienkonsum bei ihren Kindern erkennen.

Titelfoto: Pexels/Jessica Lewis Creative

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Mama zweier Jungs, einer Hundedame und von zirka 436 Spielzeugautos in allen Farben und Formen. Für dich immer am Schnüffeln nach Neuigkeiten und Trends zum Thema Familie und (Haus-) Tiere.


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