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Hintergrund

Permissions: Was dein Phone so von dir will

Jede App auf jedem Phone fragt dich nach Erlaubnis um auf Komponenten und Software zugreifen zu dürfen. Der vernünftige Umgang mit Permissions ist schwierig, da sie auch meist undurchsichtig sind. Zudem nimmst du sie oft einfach ohne Hinterfragen an. Ein Blick auf das wohl kaputteste Feature der Smartphone-Welt.

«Sie, dieses Handy will ich nicht», sagt eine Kundin im Zürcher Shop.

Sie hat gerade ein Ersatzhandy aus der Flotte der digitec-Ersatzphones erhalten und richtet das Lenovo P2 im Shop ein. Das Phone ist das Modell, dass dir die Shop Assistants geben, wenn sie deines einschicken müssen. Die Wahl fiel auf das P2, da es kostengünstig, leistungsstark und stabil ist, also mehrere Kunden überleben sollte. Es hat das Wiko Highway Star abgelöst, das jahrelang gute Dienste geleistet hat.

Warum also will die Kundin das nicht?

«Die Kontakt-App des Handys will Zugriff auf meinen Standort. Ich will das nicht.»

Gut gedacht. Eine Kontakt-App sollte wirklich nicht auf die Standortdaten zugreifen müssen. Wozu auch. Die App liest deine Google-Kontakte aus und stellt sie in Lenovos Design dar. Mehr soll sie nicht. Vielleicht braucht sie die Permission «Camera», wenn dir die App die Möglichkeit gibt, ein Foto von deinem Kollegen zu machen und das dann als Kontaktbild zu verwenden. Aber «Location» ist etwas absurd.

Der Workaround für die Kundin ist einfach: Google Contacts braucht zwar auch einen Berg an/von Permissions, aber nicht die Location Data. Besagter Berg klingt zwar bedrohlich, ist er aber nicht. Schauen wir uns das im Detail an.

Der Berg Permissions auseinandergenommen

Das Verständnis von Permissions benötigt etwas Verständnis der Hardware deines Phones. Dein Phone ist keine Kiste voll schwarzer Magie, sondern ein Computer. Computer folgen immer einer Logik, selbst wenn du für ihr Verständnis etwas um die Ecke denken musst.

Daher schnell ein Einschub, in dem ich dir die schwarze Magie entschwärze.

Interlude: Warum eine Taschenlampen-App Zugriff auf deine Kamera braucht

Sobald du die App installierst, fragt die App nach der Permission «Camera». Warum?

Die Taschenlampe an deinem Phone ist in Tat und Wahrheit gar keine Taschenlampe. Sie ist der Blitz der Kamera, der eigentlich auch kein Blitz ist, sondern einfach eine LED-Glühbirne. Ferner ist dieses LED Teil des Kamera-Systems deines Phones.

Wenn du die Taschenlampe anschaltest, dann sagst du dem Phone im Wesentlichen «Du machst jetzt einen Blitz bis ich sage, dass du aufhören sollst.» Dazu muss die App mit dem Kamera-System reden. Daher die Permission «Camera». Dazu kommt noch die Permission «Control Flashlight», aus offensichtlichen Gründen.

Google Contacts auf Permissions-Ebene

So, damit haben wir mal ein Beispiel. Nehmen wir nun die Permissions von Google Contacts auseinander. Denn die App erfordert zwar einiges an Permissions, dies aber nicht direkt ohne Grund. Zum Teil habe ich bei der Interpretation der Berechtigungen etwas orakeln müssen, da Google nicht ganz klar kommuniziert, wozu die Berechtigungen tatsächlich genutzt werden.

Identity

  • find accounts on the device: Zugriff auf Accounts, die mit dem Phone verknüpft sind, sprich Google, Facebook, LinkedIn...
  • add or remove accounts: Die oben gefundenen Konten verwalten
  • read your own contact card: Die eigenen Kontaktdaten auslesen
  • modify your own contact card: Die eigenen Kontaktdaten anpassen

Calendar

  • read calendar events plus confidential information: Geburtstage eintragen, Termineinladungen versenden, ....

Contacts

  • find accounts on the device: Zugriff auf Accounts, die mit dem Phone verknüpft sind, sprich Google, Facebook, LinkedIn...
  • read your contacts: Kontaktdaten auslesen
  • modify your contacts: Kontaktdaten nur auf deinem Account verändern. Änderungen hier werden die Kontaktdaten deiner Freunde nicht verändern. Zum Beispiel: Du speicherst deine Mutter nicht unter ihrem Namen sondern als «Mami» ab

SMS

  • read your text messages (SMS or MMS): Assoziation von Kontakt mit Textnachrichten

Phone

  • directly call phone numbers: Direkt aus der Kontaktapp anrufen, oft ist die Umkehrung dieser Funktion in der Telefon-App des Phones hinterlegt
  • read call log: Anrufprotokoll, oft Kontaktierte, ...
  • read phone status and identity: Wichtig, wenn du deine Kontakte kategorisiert hast und gewisse Kontakte trotz Ruhemodus dich stören dürfen

Photos / Media / Files

Other

Das grössere Problem mit den Permissions

In neueren Versionen Androids fragt dich dein Phone, ob du der App eine Berechtigung erteilen oder verweigern möchtest. Wenn eine App gut programmiert ist, dann ist die Funktionsweise der App dadurch im Grossen und Ganzen nicht beeinträchtigt. Du kannst immer noch Bilder auf Instagram ansehen, wenn du der App den Zugriff auf die Kamera verweigerst.

Das Problem mit «Ja, weiter, OK»

So viel Mühe sich Google und andere Android Developer mit Permissions geben, so vergeben ist die Liebesmüh. Der Grund dafür bist du. Die meisten User hinterfragen Permissions leider nicht. Wenn sie eine App installieren, dann klicken sie einfach auf «Ja», «Weiter», «Erlauben» und «OK».

Das ist zwar legitimes Verhalten, aber hilft der Gesamtsituation der fragwürdigen Permissions nicht. Klar, Lenovo führt wahrscheinlich nichts Böses im Schilde, wenn sie die Location Data für eine Kontakt-App wollen. Könnte ein Feature sein, das dir anzeigt, wie weit ein Kontakt von dir entfernt ist.

Daher mein Rat: Überleg dir, welche Permission du deinen Apps gibst. Sei eher konservativ und probier mal aus, was passiert, wenn du die Permission nicht gibst. Lieber weniger als mehr. Solltest du mal eine Permission verweigern, die die App funktionsuntüchtig macht, dann starte die App einfach neu und sie wird erneut nach der Permission fragen.

Was kann passieren, wenn alles schief geht?

Zum Abschluss dieses Artikels möchte ich noch schnell auf das Worst Case Scenario eingehen: Wenn du einer App zu viele Permissions gibst und irgendwer irgendwas Böses mit deinem Phone anstellt.

Die Threat Researcher von Trend Micro haben in einer Galerie die zwölf am meisten missbrauchten Permissions zusammengestellt.

Die meisten dieser Permissions werden dazu missbraucht, um Kriminellen Tür und Tor zu öffnen, damit sie dein Smartphone entweder wegen seiner Rechenleistung missbrauchen oder Informationen abgreifen können. Nur eine davon kann dir direkten finanziellen Schaden zufügen und nur eine davon kann zum Datenverlust führen.

Trotzdem: Es empfiehlt sich, Permissions nur da wo unbedingt notwendig zu vergeben.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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