Photo Mode: Wenn Gamer zu Fotografen werden
Photo Modes in Games gehören mittlerweile zum guten Ton. Das war nicht immer so. Woher sie kommen, welches die besten sind und wie man sie optimal nutzt, erfährst du hier.
Print Screen drücken, um Screenshots machen? Vergiss es. Viele Games besitzen heute integrierte Photomodi, mit denen sich eindrucksvolle Momentaufnahmen kreieren lassen, die selbst Fotografen zum Staunen bringen.
Zwar sind längst nicht alle modernen Spiele mit einem Fotomodus ausgestattet, bei grösseren Titeln darf man ihn aber erwarten. Für Hersteller ist es schliesslich Gratis-Werbung, wenn Spieler ihre oft atemberaubenden Screenshots im Internet teilen. Der Unterschied zu normalen Screenshots, die auf den meisten Konsolen und auf dem PC per Knopfdruck ausgelöst werden, ist, dass Photo Modes viel mehr Möglichkeiten bieten. Gestik und Mimik der Spielfigur auswählen, Kameraperspektive ändern, UI ausschalten, Sonnenstand verstellen, Tiefenschärfe anpassen, meist ist es nur die Fantasie, die einem dabei Grenzen setzt.
Ein Rennspiel machte den Auftakt
Das vielleicht erste Spiel mit einem integrierten Fotomodus war «Gran Turismo 4» für die PS2 aus dem Jahr 2004. Schon damals erhielten Spieler zahlreiche Werkzeuge, um ihre Fahrzeuge in bestem Licht erscheinen zu lassen. Die Ergebnisse konnte man anschliessend in der Auflösung von 1280 × 960 Pixel abspeichern und auf einen USB-Stick übertragen. Direkt in die Cloud schicken, war damals noch nicht möglich. Einen Photo-Mode-Hype lösste «Gran Turismo 4» damit aber nicht aus. In den folgenden Jahren erschienen lediglich vereinzelte Titel wie «Halo 3», «Uncharted 2» oder «God of War 3» mit der Möglichkeit, eigene In-Game-Bilder zu erstellen. Erst 2013 mit dem Launch der PS4 und der Xbox One nahm die Entwicklung Fahrt auf.
Nvidia hat mit Ansel vor einem Jahr eine eigene Fotomodus-Software für PC vorgestellt. Damit kannst du ebenfalls deine kreative Foto-Ader ausleben – selbst in Spielen ohne Fotomodus. Allerdings benötigst du dafür die passende Nvidia-GPU und das Spiel muss unterstützt werden. Dennoch zeigt Ansel wie wichtig In-Game-Aufnahmen geworden sind. In Zeiten von Instagram, Selfie-Wahn und generell der durch Smartphones ausgelösten Foto-Flut, ist es nicht verwunderlich, dass der Trend auch in Games übergeschwappt ist.
So gelingen gute Bilder
Die besten Tools nützen nichts, wenn man nicht weiss, wie sie einzusetzen sind. Hier sind ein paar Tipps, die dir dabei helfen können, bessere Bilder zu machen. Bedenke, dass nicht jeder Fotomodus die gleichen Möglichkeiten besitzt.
Sujet
Spiele sind voller interessanter Objekte, Gesichter oder Szenerien. Halte also die Augen offen nach möglichen Sujets. Deine Spielfigur ist längst nicht der einzige Star, auch unscheinbare Dinge können schöne Fotos abgeben.
Perspektive/Framing
Die Perspektive spielt eine entscheidende Rolle für dein Bild. Ganz nah, aus der Ferne, durch ein Fenster hindurch oder aus der Luft sind nur einige der Möglichkeiten, die du hast. Und anders als in der echten Fotografie, kannst du dank freier Kamera kinderleicht die Perspektive wechseln. Auch muss dein Sujet nicht immer im Zentrum sein. Versetze es mal an den Rand oder in eine Ecke.
Bewegung
Falls du ein Objekt wie eine Person, ein Tier oder ein Fahrzeug festhalten willst, so muss das nicht immer im Stillstand geschehen. Oft ergibt gerade die Bewegung ein viel interessanteres Bild. Sei es durch eine andere Haltung, durch die Dynamik oder durch Schlierenbildung.
Spiel mit der Technik
Da sich Spiele im Gegensatz zur Realität fast beliebig manipulieren lassen, stehen dir meist zahlreiche Filter, Shader, Lichtquellen, Wettereffekte etc. zur Verfügung. So kannst du im Nullkommanichts dein Bild komplett verändern.
Einige der besten Photo Modes
«Assassin's Creed Origins»
Das historische Ägypten ist nicht nur ein Traum für geschichtsverliebte Weltenbummler, es ist auch vollgepackt mit interessanten Motiven. Bayeks Akrobatikfähigkeiten helfen dir dabei ziemlich ausgefallene Bilder zu schiessen. Dank Ubisofts In-Game-Instagram-Klon kannst du deine Aufnahmen auch direkt mit anderen Spielern teilen oder ihre Werke bewundern.
«GTA V»
Mit dem Director Mode in «GTA V» wurden schon unzählige fantasievolle Screenshots erstellt. Das Spiel bietet sich mit seiner Vielfalt auch bestens dafür an. Im Editor kannst du aufgenommene Clips nachträglich bearbeiten. Auch wenn er in erster Linie für Videos gedacht ist, lässt er sich hervorragend für Screenshots missbrauchen.
«inFamous: Second Son»
Eines der ersten Spiele, bei denen mir persönlich der Fotomodus aufgefallen ist. Die knalligen Farben, die von den Superkräften der Protagonisten ausgehen, sorgen für beeindruckende Aufnahmen – besonders im Zusammenspiel mit Wasserreflektionen.
«Horizon: Zero Dawn»
Spiele mit beeindruckender Grafik sind prädestiniert für Screenshots. «Horizon: Zero Dawn» mit seinen Roboter-Dinos, üppigen Wäldern und realistischen Tag-Nach-Wechseln ist ein Paradies für virtuelle Fotografen. Protagonistin Aloy kann auf Wunsch eine Reihe von Grimassen schneiden, falls du in Selfie-Stimmung bist.
«Uncharted 4: A Thief's End»
Kaum jemand besucht beeindruckendere Orte als Nathan Drake. Verbunden mit dem immensen Detailreichtum bietet «Uncharted 4» Fotomomente in Hülle und Fülle. Der Fotomodus bietet auch hier sehr viele Werkzeuge, damit du dich austoben kannst.
«Mad Max»
Auch wenn das Spiel nicht auf die grösste Resonanz stiess (ich persönlich finds grossartig), bleibt es mit seiner postapokalyptischen Wüstenlandschaft dennoch ein Traum für Hobby-Knipser. Ausgeschlachtete Fahrzeuge, ein vergessenes Schiff oder ölverseuchte Landstriche sind ein gefundenes Fressen für die wachsende Community von Game-Fotografen.
«No Man's Sky»
Die abertausenden von prozedural generierten Planeten liefern mehr als genug Variation und Inspiration. Die knalligen Farben und der reduzierte Grafikstil tun ihr übriges. Entwickelt wurde der Fotomodus mit dem Screenshot-Künstler Dead End Thrills und das zeigt sich deutlich in den vielfältigen Werkzeugen, die dir zur Verfügung stehen.
«Super Mario Odyssey»
Nicht immer muss das Spiel ein grafisches Pixelmonster sein. «Super Mario Odyssey» liefert unzählige kunterbunte Bildmotive, die du auf Wunsch mit Stickern versehen kannst. Die gute Laune des Spiels lässt sich mit Marios diversen Posen, der freien Kamera und den bunten Wunderländern perfekt einfangen.
Erst der Anfang
Die virtuelle Fotografie befindet sich immer noch in den Kinderschuhen. Die Fotomodi sind von unterschiedlichster Qualität. Aber doch schaffen es die Spieler damit unfassbar schöne und ausgefallene Bilder einzufangen. Wie in der regulären Fotografie funktioniert vieles nach dem Trial-and-Error-Prinzip. Du musst einfach ausprobieren. Ich hoffe, immer mehr Spiele erhalten einen Fotomodus oder Konsolen/PCs werden wie durch Nvidias Ansel nativ mit einer entsprechenden Software ausgestattet. Bei all diesen aufwendigen Screenshots stellt sich bald mal die Frage, wie es um die Bildrechte steht. Aber das ist ein Thema für ein andermal.
Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.