Pixel-2-Review: Das fast perfekte Smartphone
Produkttest

Pixel-2-Review: Das fast perfekte Smartphone

Google zerstreut auch die letzten Zweifel, dass man es in Mountain View ernst meint mit dem Hardwarebusiness. Das wichtigste Produkt davon ist das Pixel 2. Ob das zweite Smartphone «made by Google» am Erfolg des ersten anknüpfen kann, zeigt der Test.

Anders als im letzten Jahr, arbeitete Google für das Pixel 2 und das Pixel 2 XL mit zwei Partnern zusammen. Das kleinere stammt von HTC und das grössere von LG. Von der Ausstattung sind sie abgesehen vom Display und Akku identisch. Bisher sind bei uns nur die Pixel 2 verfügbar, auf welchem dieser Test basiert.

Schnellstart

Bei der Einrichtung hinkt Android dem iPhone seit Jahren hinterher. Da es keine geräteübergreifende alles abdeckende Backup-Lösung gibt, musst du selbst Hand anlegen. Google hat aber Fortschritte gemacht. Ist dein vorheriges Gerät über Googles Cloud gesichert, wird dein Google-Account, deine Apps, Bilder et cetera automatisch installiert. Ich hab mich für die Lösung per Kabel und beiliegendem Adapter entschieden. Damit schliesst du dein Pixel 2 an dein altes Gerät an (Pixel bei mir) und schon werden alle Daten vollständig übertragen – inklusive mehrerer Google-Accounts, Twitter, Einstellungen etc. Das hat fast zu 100 Prozent funktioniert. Nur hie und da musste ich mich bei einigen Apps doch noch manuell einloggen.

So schön handlich

Der Fingerabdrucksensor ist perfekt mit dem Finger erreichbar
Der Fingerabdrucksensor ist perfekt mit dem Finger erreichbar

Wenn du wie ich von einem grösseren Gerät kommst, fällt dir als erstes auf, wie verdammt handlich fünf Zoll sind. Zusammen mit der plastikbeschichteten Rückseite kriegst du hier ein relativ griffiges Smartphone. Mit meinen normal grossen Händen komme ich nun sogar wieder mit dem Daumen bis ganz ans andere Ende, ohne mich verrenken zu müssen. In der Vertikalen reicht es zwar noch nicht, aber dafür hat Google schon vor einem Jahr eine Lösung gefunden. Wischst du mit dem Zeigefinger über den Fingerabdruckscanner auf der Rückseite, kannst du die Benachrichtigungszentrale runterziehen. Daran habe ich mich schon völlig gewöhnt. Dank des noch schnelleren und präziseren Fingerabdruckscanners ein oft vernachlässigtes Feature.

Deutlich kompakter als das letztjährige Pixel XL.
Deutlich kompakter als das letztjährige Pixel XL.

Neben der ausgezeichneten Handhabung und der tadellosen Verarbeitung fallen als nächstes die breiten Ränder auf. Für ein Flaggschiffgerät von 2017 sicher nicht mehr zeitgemäss. Es wäre schön gewesen, wenn Google auf ein einheitliches Design beim Pixel 2 und Pixel 2 XL gesetzt hätte. Immerhin hat der Suchgigant zwei Stereolautsprecher auf der Vorderseite verbaut, die richtig viel Power haben und selbst bei maximaler Lautstärke nicht verzerren.

Adieu 3.5 mm

Der Adapter ist immerhin dabei.
Der Adapter ist immerhin dabei.

Apropos Sound: Der Kopferhöreranschluss wurde wegrationalisiert. Wenn du weiterhin mit Kabel Musik hören willst, musst du den mitgelieferten USB-C-Adapter verwenden oder auf Bluetooth umsatteln. Unschön für viele User, aber man wird sich daran gewöhnen müssen. Mir ist es natürlich prompt passiert, dass der Akku meiner Kopfhörer leer war und ich zwar das Kabel, aber nicht den Adapter auf USB-C dabei hatte – ärgerlich. Dafür wird mit der Android-8.1-Beta endlich der Akkustand von verbundenen Geräten angezeigt. Bluetooth 5 sorgt zudem für deutlich stabilere Verbindung. Ich hatte praktisch nie mehr Unterbrüche beim Musikhören.

Der Audio-Codec aptX HD hat es auch aufs Pixel 2 geschafft. Er sorgt für hi-res-Audioübertragung in 24bit. Ich muss allerdings gestehen, dass ich keinen Unterschied zum Sound beim Original-Pixel feststellen konnte. Dieses hat seit Anfang Jahr aptX – was ich übrigens ebenfalls nicht bemerkte. Freuen tuts mich trotzdem. Audiophile-User merken den Unterschied wohl eher.

Leistung, Akku, Display

Die Einstellungen wurden entschlackt.
Die Einstellungen wurden entschlackt.

Das Pixel 2 ist erwartungsgemäss so richtig schnell. Stock Android ohne unnötigen Ballast geht effizient mit Ressourcen um. Das zeigt sich auch in der Akkuleistung. Selbst bei intensiver Nutzung mit Youtube, Surfen und etwas Zocken zeigt der Akkustand Abends um 23 Uhr meist rund 40 Prozent an. Und das obwohl er im Vergleich zum Pixel 2 XL nur 2700 mAh misst.

Die Displays gaben im Vorfeld viel zu reden. Die Sichtwinkel beim Pixel 2 sind angenehm gross, aber das OLED-Display wirkt tatsächlich etwas blass. Google setzt auf das sRGB-Farbspektrum, was realistische Farbtöne zeigen soll. Da aber praktisch alle Hersteller auf übersättigte Farben setzen, werden die meisten das Pixel-2-Display als blass empfinden. Allerdings legt sich dieser Eindruck spätestens nach einer Woche. Google hat mit dem November-Sicherheitspatch schon ein erstes Update für die Displayeinstellungen serviert. Nun gibt es die drei Farboptionen Verstärkt, Natürlich und Gesättigt. Letztere Option macht das Display etwas knalliger. Farben wie auf einem Samsung Galaxy solltest du aber auch damit nicht erwarten. Dem Burn-In-Problem beugt Google mit ausblendenden Navigations-Buttons sowie einer Verringerung der maximalen Helligkeit um 50nit vor. Das sei optisch nicht bemerkbar, meint Google.

Der Patch hat ausserdem ein Problem behoben, dass beim Pixel 2 mit aktiviertem NFC ein leises Klickgeräusch verursacht hat. Besonders beim Telefonieren war das definitiv bemerkbar.

Eine Kamera mit intelligenten Extras

Auch ohne Dualkamera gibt es grossartige Fotos.
Auch ohne Dualkamera gibt es grossartige Fotos.

Die beste Smartphone-Kamera, die es gibt, behauptet die Vergleichswebseite DxOMark. Nach ein paar Wochen mit dem Pixel 2 bin ich geneigt dem zuzustimmen. Googles Kamera-App bietet zwar nicht so viele Einstellungsmöglichkeiten wie andere Hersteller, aber das scheint auch nicht nötig zu sein. Wie schon beim ersten Pixel kannst du sie bei Bedarf mit einem Doppelklick auf die Power-Taste aktivieren. Danach einfach draufhalten und abdrücken und das Ergebnis überzeugt fast konsequent. Auch bei schwierigen Lichtverhältnissen habe ich mich regelmässig über das gute Resultat gewundert. Am meisten Freude hatte ich mit dem Portrait-Modus. Das Pixel 2 verzichtet auf Dual-Kameras und setzt dafür auf Machine Learning, um realistisches Bokeh zu erzeugen. Die Kamera erkennt automatisch, welche Elemente im Hintergrund sind und macht sie unscharf. Das funktioniert praktisch fehlerfrei auch wenn mehrere Personen auf dem Bild sind.

Freude bereitete mir auch das Motion-Feature, das iPhone-User schon länger kennen dürften. Bei einer Fotografie auf der sich etwas bewegt, zeichnet die Kamera neben dem Foto automatisch einen kurzen Clip auf. Du musst nichts dafür tun. Den Clip kannst du anschliessend als Video verschicken – leider nicht als Gif. Damit habe ich einige witzige Momente eingefangen, die auf einer Fotografie verloren gegangen wären.

Wie sich herausgestellt hat, hat Google sogar noch einen geheimen Visual Core Chip eingebaut, der noch nicht mal aktiviert ist. Er soll in der zweiten Beta-Phase folgen und HDR+ fünf mal schneller berechnen und weniger als einen zehntel der Energie verbrauchen.

Eine weitere Besonderheit der Kamera ist die Smart Lens. Geknipste Fotos können mit einem Klick auf das Smart-Lens Symbol untersucht werden. Google liefert anschliessend passende Suchresultate. Beispiel: Du fotografierst den Eiffelturm und Google liefert dir den dazugehörigen Wikipedia-Eintrag. Der Verpackung meines Alpenkräuter-Tees entnimmt Google eine Adresse, den Hersteller und einen Barcode. Allerdings ist Smart Lens noch viel zu ungenau, um gezielt eingesetzt zu werden. Ausserdem ist sie bisher nur über die Google Photo App erreichbar. Die Google-Assistant-Integration lässt noch auf sich warten. So bleibt Smart Lens ein Gimmick, das nicht viel mehr kann als Google Goggles.

Smart Lens funktioniert mal besser mal schlechter.
Smart Lens funktioniert mal besser mal schlechter.

Active Edge, Always On und Google Assistant

Das Pixel 2 hat noch weitere Extras im Gepäck. Vom HTC U11 wurde das Drück-Feature übernommen. Einfach das Gerät auf den Seiten zusammendrücken und schon startest du den Google Assistant. Funktioniert erstaunlich gut und der Auslösedruck lässt sich einstellen. Schneller kannst du den Assistant nicht starten. Umbelegen lässt sich die Taste nur über Umwege.

Praktischer finde ich allerdings das Always-On-Display. Kein Novum unter Smartphones, aber dennoch eine nette Dreingabe. Das Display zeigt damit stets die Zeit, Datum, Wecker sowie aktive Apps an. Somit kann ich meine Augen nur kurz übers Display schweifen lassen und weiss gleich, ob ich neue Nachrichten erhalten habe, was für Zeit es ist – oder welcher Song gerade im Hintergrund spielt. Das Pixel 2 verfügt nämlich über automatische Musikerkennung. Das ganze funktioniert auch offline dank integrierter Musikdatenbank von populären Songs. Klappt oft genug, dass ich das Feature nicht mehr missen möchte.

Selbst ohne Internetverbindung wird Musik erkannt.
Selbst ohne Internetverbindung wird Musik erkannt.

Sonst kannst du auch einfach den Google Assistant rufen und dort die Songerkennung aktivieren. Der intelligente Sprachassistent ist ein zentraler Bestandteil der Pixel-Phones. Er kann Suchanfragen beantworten, Sprachnachrichten aufnehmen, Musik abspielen, Minispiele machen, die Nachrichten vorlesen oder Videos auf verbundenen Geräten abspielen. Das alles hängt aber davon ab, wie sehr du dich darauf einlassen kannst, mit deinem Handy zu reden. Ich finde zwar, dass die Sprachsteuerung relativ zuverlässig funktioniert und der Assistant einen echten Mehrwert darstellt. Die Sprachbarriere hemmt mich aber weiterhin. Solange ich auf Hochdeutsch oder gar Englisch ausweichen muss, interagiere ich mit dem Google Assistant nur gelegentlich und meist aus Jux. Das Potential ist aber zweifellos vorhanden.

Den Pixel Launcher hat Google leicht angepasst. So ist die Suchleiste nun am unteren Bildschirmrand, wo sie deutlich besser mit dem Finger zu erreichen ist. Oben findet dafür ein neues Widget Platz. Es zeigt das Wetter, das Datum sowie allfällige Termine an. Ein Klick auf den jeweiligen Bereich bringt dich in die entsprechende App.

Fazit: Grossartig, aber immer noch zu teuer

Google hat ein richtig praktisches Smartphone gebaut, das den Fokus aufs Benutzen statt Anschauen legt. Es hat kein auffälliges Design wie das Galaxy S8 oder das iPhone X, dafür rutscht es nicht so leicht aus der Hand. An allen Ecken spürst du das Smart in Smartphone. Kleine Dinge, die das Leben vereinfachen, ohne, dass du viel dafür tun musst. Die Kamera gehört technisch und funktional zum Besten auf dem Markt. Technisch ist das Pixel 2 mit allen Wassern gewaschen – inklusive IP67-Wasserresistenz. Getrübt wird das Pixel 2 vom unspektakulären Display, den fetten Rändern und dem hohen Preis. Kein Smartphone ist diesen Preis wert. Vielleicht, wenn es ein Fairtrade- oder wenigstens ein Bio-Label hätte – OLED ist doch schliesslich organisch 😉. Gekauft habe ich es mir trotzdem, weil ich ein Gadget-Nerd bin und unbedingt das neuste und unverfälschte Android will. Dennoch finde ich, dass die Pixel-Serie nochmal ein Jahr im Ofen braucht. Die vielen Kinderkrankheiten sind inakzeptabel und sowohl optisch als auch displaytechnisch muss das Pixel 3 noch eine Schippe zulegen – dann könnte es für den Smartphone-Thron reichen.

Google Pixel 2 (64 GB, Clearly White, 5", Single SIM, 12.20 Mpx, 4G)
Smartphone
99,95 EUR

Google Pixel 2

64 GB, Clearly White, 5", Single SIM, 12.20 Mpx, 4G

Google Pixel 2 (64 GB, Kinda Blue, 5", Single SIM, 12.20 Mpx, 4G)
Smartphone

Google Pixel 2

64 GB, Kinda Blue, 5", Single SIM, 12.20 Mpx, 4G

Google Pixel 2 (64 GB, Just Black, 5", Single SIM, 12.20 Mpx, 4G)
Smartphone
99,95 EUR

Google Pixel 2

64 GB, Just Black, 5", Single SIM, 12.20 Mpx, 4G

Google Pixel 2 (64 GB, Clearly White, 5", Single SIM, 12.20 Mpx, 4G)
99,95 EUR

Google Pixel 2

64 GB, Clearly White, 5", Single SIM, 12.20 Mpx, 4G

Google Pixel 2 (64 GB, Kinda Blue, 5", Single SIM, 12.20 Mpx, 4G)

Google Pixel 2

64 GB, Kinda Blue, 5", Single SIM, 12.20 Mpx, 4G

Google Pixel 2 (64 GB, Just Black, 5", Single SIM, 12.20 Mpx, 4G)
99,95 EUR

Google Pixel 2

64 GB, Just Black, 5", Single SIM, 12.20 Mpx, 4G

Google Pixel 2 (128 GB, Just Black, 5", Single SIM, 12.20 Mpx, 4G)
Smartphone

Google Pixel 2

128 GB, Just Black, 5", Single SIM, 12.20 Mpx, 4G

Google Pixel 2 (128 GB, Clearly White, 5", Single SIM, 12.20 Mpx, 4G)
Smartphone

Google Pixel 2

128 GB, Clearly White, 5", Single SIM, 12.20 Mpx, 4G

Google Pixel 2 (128 GB, Kinda Blue, 5", Single SIM, 12.20 Mpx, 4G)
Smartphone

Google Pixel 2

128 GB, Kinda Blue, 5", Single SIM, 12.20 Mpx, 4G

Google Pixel 2 (128 GB, Just Black, 5", Single SIM, 12.20 Mpx, 4G)

Google Pixel 2

128 GB, Just Black, 5", Single SIM, 12.20 Mpx, 4G

Google Pixel 2 (128 GB, Clearly White, 5", Single SIM, 12.20 Mpx, 4G)

Google Pixel 2

128 GB, Clearly White, 5", Single SIM, 12.20 Mpx, 4G

Google Pixel 2 (128 GB, Kinda Blue, 5", Single SIM, 12.20 Mpx, 4G)

Google Pixel 2

128 GB, Kinda Blue, 5", Single SIM, 12.20 Mpx, 4G

Zubehör

25 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Als Game- und Gadget-Verrückter fühl ich mich bei digitec und Galaxus wie im Schlaraffenland – leider ist nichts umsonst. Wenn ich nicht gerade à la Tim Taylor an meinem PC rumschraube, oder in meinem privaten Podcast über Games quatsche, schwinge ich mich gerne auf meinen vollgefederten Drahtesel und such mir ein paar schöne Trails. Mein kulturelles Bedürfnis stille ich mit Gerstensaft und tiefsinnigen Unterhaltungen beim Besuch der meist frustrierenden Spiele des FC Winterthur. 


Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

Kommentare

Avatar