Post-moderner Instagram-Picasso oder digitale Robinsonade
Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend Worte. Jedoch male ich trotz all der visuell herausragenden Tools des 21. Jahrhunderts Dinge, die ich sehe, fühle und erlebe, vorzugsweise mit Buchstaben – soll die eigene Vorstellungskraft anregen, haben mir meine Eltern beigebracht. Aber lest, schaut und entscheidet selbst.
Groufies, Photobombing und Hashtags
Urlaubszeit, die schönste Zeit im Jahr. Wenn da nur nicht dieser «Ich-freue-mich-schon-auf-deine-Facebook-Pics»-Stress wäre. Ich flaniere am Strand entlang, Sand zwischen den Zehen und die Sonne im Gesicht. Plötzlich stört ein Aufschrei die Ruhe im Paradies: „Wow, was ist das denn? Schau mal dort, krass. Schnell, ein Selfie muss her!“ Sofort begebe ich mich zum Ort des Geschehens, doch da dämmert es mir: Fu**, Fotoapparat aus Platzgründen zuhause gelassen – aber nein, ich wollte partout nicht auf meine innere Stimme hören und musste stattdessen alle Staffeln von Lost mitnehmen. Auf DVD, versteht sich, denn nur dieses Medium kann mein portabler DVD-Player auch abspielen. Ja klar, Streaming, WebTV und der andere moderne Kram. Aber das interessiert mich nicht. Und warum ausgerechnet Lost? Wer weiss, vielleicht hätte ich die Überlebenstipps gut gebrauchen können. Ich gehe da jeweils gerne auf Nummer sicher.
Gegenstände, die du nicht auf eine einsame Insel mitnehmen solltest
Post-Its: Du sollst dir nichts notieren, du bist im Urlaub. Speicherkarte: Du hast deine Kamera nicht dabei, schon vergessen? Lost: Der Name ist Programm (siehe oben). Telefon: das Kabel dieser Reliquie aus längst vergangener Zeit reicht leider knapp nicht bis zur Sonneliege. PC: Braucht schlicht zu viel Saft und einen Reiseadapter so kompliziert wie ein Rubik's Cube.
Location: Trou-aux-Biches (Mauritius), Trou-aux-Biches Beach.
Zum ersten Juwel: Dieses Foto entstand zufällig. Denn eigentlich war ich mental schon beim Nachtessen. Ich ertappte mich gerade dabei, wie ich vor dem Abendmahl den Fernseher einschaltete und ziellos durch die miesen Programme zappte – und dies bei wohlig-warmen Aussentemperaturen und dem Ozean nur Schritte entfernt. Tja, die heutige Jugend, erkennt die Vorzüge der Natur nur noch, wenn sie auf Twitter gepostet werden: #luegwieschön. Gleissendes Licht drang ins Hotelzimmer und fluchend stampfte ich zu den Jalousien, ehe ich die untergehende Sonne sah. Fantastisch! Dieses Foto kann nur ansatzweise wiedergeben, was da tatsächlich stattgefunden hat. Immerhin leisteten die Filter von Instagram ganze Arbeit, um möglichst nahe ans Original zu kommen. Hier wurde an allem etwas geschraubt: Farben, Helligkeit, Kontrast und Schärfe.
Location: Celerina (Schweiz), Inn.
Absolut creepy, diese Stimmung. Früh morgens, ohne überhaupt gefrühstückt oder geduscht zu haben, kämpfe ich mich bei -23, in Worten «minus dreiundzwanzig», Grad Celsius durch die Eiseskälte, um diesen Schnappschuss zu erhaschen. Zugegeben, bereits an den drei vorangegangenen Tagen war dieses Naturschauspiel zu beobachten und zog Schaulustige aus aller Welt an – wie die feschen Madln und warmes Bier, die ganze Völkerwanderungen ans Oktoberfest auszulösen pflegen. Von einem einmaligen Augenblick zu sprechen, wäre verwegen. Und ich empfehle jedem, der die Chance dazu hat, diesem Treiben beizuwohnen. Credits to iPhone Foto-Bearbeitung für die Finalisierung – hier waren bereits deutlich weniger Korrekturen nötig als beim letzten Bild.
Location: Honolulu (Hawaii), Diamond Head.
Was gäbe ich dafür, hier und heute an diesem Ort zu sein. Einiges. Hawaii ist ein absolutes Muss für jeden Globetrotter und Reisefanatiker. Als ich mir zum ersten Mal die TV-Serie Hawaii Five-0 angesehen habe und von den Farben überwältigt war, staunte ich nicht schlecht über die Tricks, welche die Filmemacher heutzutage in petto haben. Bis zu jenem Augenblick, als ich dann selbst dort oben stand und den Ausblick geniessen durfte. Ich wollte nicht mehr weg (und bin psychisch wohl nie wirklich zu 100% zurückgekehrt). Ein Kraterrand, rechts die Lava-Einöde, links die weite See – diese Farben und die pure Lebensfreude. Ohne Filter, ohne nichts. Unplugged.
Es muss nicht Gold sein, um zu glänzen
Was haben all diese Fotos gemeinsam? Sehr, sehr wenig. Dafür aber die umso wertvolleren Basics. Logisch, die Location muss stimmen – ohne Fleiss, keinen Preis. Und: Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Aus beinahe jeder Situation lässt sich ein tolles Foto schiessen, ohne grosse Hilfsmittel, Langzeitbelichtung oder drei Meter lange Objektive. Respekt dem, der all dies sein Eigen nennen darf und über die liquiden Mittel, Kraft und Zeit verfügt, den Krempel mitzuschleppen. Aber mal ehrlich: Beinahe jeder von euch besitzt ein Smartphone mit Kamera und auch Instagram könnt ihr kostenlos downloaden. Peace, out! Moment, da fehlt doch noch was. Ah ja, genau, die Moral der Geschichte: Als How-to-Guide angedacht, verlor sich diese Story schnell in einem veritablen Foto-Show-off, sorry. Anyway: Lasst beim nächsten Urlaub eure Kameras zuhause, geniesst den Moment und – für all jene, die eingepennt sind: jetzt wird’s wieder wichtig – habt in Gottes Namen eure Handys griffbereit!
Fernfahrer-Utensilien
Ein paar konkludierende Zeilen und Empfehlungen aus dem Reise-Almanach: Nichts verleiht einem Foto mehr Ausdruck als Musik aus einem stylishen Speaker. Des Weiteren, ein Geistesblitz für die dunkelsten Ecken dieser Welt: digitec sprach und es wurde Licht (danke, Obi-Wan Kenobi, für diese Eingebung). Dann eine Uhr, so smart wie du – die beste Medizin gegen chronisches «Flieger-verpassen». Notausgang: Falls Dir die echte Realität zu doof wird, VR-Brille auf und weg. Und schliesslich Ehre, wem Ehre gebührt: Meine Bilder habe ich mit dem iPhone 6 geknipst, daher die explizite Erwähnung.
Community, zu den Waffen!
Es hat euch gefallen? Ihr kennt das Procedere – liken, kommentieren und spread the word, #likeforlikes. Es hat euch nicht gefallen? For real? Vielleicht solltet ihr das Ganze nochmals lesen. Immer noch nichts? An dieser Stelle wird es nun doch sehr anspruchsvoll, da ich mit Kritik relativ ziemlich schlecht umgehen kann. Alright, ein Kompromiss, euch zuliebe:
Postet mir eure zynischsten Tipps & verrücktesten Mitbringsel für den perfekten Urlaub unten ins Kommentar-Feld.
Wenn ich nicht gerade haufenweise Süsses futtere, triffst du mich in irgendeiner Turnhalle an: Ich spiele und coache leidenschaftlich gerne Unihockey. An Regentagen schraube ich an meinen selbst zusammengestellten PCs, Robotern oder sonstigem Elektro-Spielzeug, wobei die Musik mein stetiger Begleiter ist. Ohne hüglige Cyclocross-Touren und intensive Langlauf-Sessions könnte ich nur schwer leben.