Razer Iskur: Ergonomischer Gaming Chair mit Lordosenstütze im Test
Produkttest

Razer Iskur: Ergonomischer Gaming Chair mit Lordosenstütze im Test

Martin Jud
8.9.2021

Er sieht aus, als hätte er einen Bierbauch. Doch ist der Bauch eine Stütze für die Lordose im Lendenwirbelbereich. Ansonsten ist Razers Iskur ein Gaming Chair, wie beinahe jeder andere – wenn auch ein besonders gut verarbeiteter.

Wer seinen Gaming Chair zwischendurch als Liegestuhl nutzen möchte, wird mit dem Razer Iskur kein Glück haben. Seine Rückenlehne lässt sich nur bis 139 Grad nach hinten neigen. Dafür bietet der Stuhl eine frei einstellbare Lordosenstütze, die seit vier Wochen gelegentlich abends meine Frau beim Zocken begleitet und mich bei der täglichen Arbeit. Die Lordose ist die natürliche Krümmung der Wirbelsäule nach vorne. Bei zu starker Biegung entsteht ein Hohlkreuz.

Die Spezifikationen:

  • Max. Belastbarkeit: 136 kg
  • Bezugsmaterial: Kunstleder
  • Materialien: Kunstleder, Hochverdichteter Formschaum, Metall, Sperrholz und Kunststoff
  • Dimensionen (Länge, Breite, Höhe, Gewicht): 66,5 × 74,5 × 137 cm, ‎30,3 kg
  • Sitzfläche (Breite, Tiefe): 39 × 45 cm
  • Rückenlehne (Breite, Höhe): 53 × 86 cm
  • Maximaler Neigungswinkel Rückenlehne: 139°
  • Wippfunktion: Stufenlos einstellbar, kann arretiert werden
  • Minimale Sitzhöhe: 44,5 cm
  • Maximale Sitzhöhe: 54,5 cm
  • Grösse Armlehnenauflage: 27 × 10,5 cm
  • Armlehnen-Verstellbarkeit: 4D
  • Kissen: Nacken-Kissen
  • Besonderes: Stufenlos einstellbare und vollständig geformte Lordosenstütze (Lendenwirbelstütze)

Der Hersteller empfiehlt für diesen Stuhl eine Körpergrösse von 170 bis 190 cm. An dieser Stelle muss ich etwas vorgreifen: Ich bin der Meinung, dass es 150 bis 180 cm sind. Warum? Meine Frau hat mir den Stuhl weggeschnappt, bevor ich ihn testen konnte. Mit 152 cm Körpergrösse ist sie klein und glücklich mit dem Stuhl. Ich bin 181 cm gross und passe gerade noch gut rein. Ausserdem wichtig zu wissen: Wegen der eher geringen Sitzflächenbreite von 39 cm dürften insbesondere schmal gebaute Menschen bequem darin sitzen.

Für grössere und/oder schwerere Personen bietet Razer noch folgendes XL-Modell, das allerdings in diesem Review nicht weiter Beachtung findet:

Zusammenbau und Materialcheck

Beim Zusammenbau hilft eine riesige Anleitung in A0-Postergrösse. Sowas habe ich noch bei keinem anderen Produkt gesehen. Nur etwas kann bei der Montage schief gehen: Dass ich versehentlich das Kabel der Lordosenstütze beim Anschrauben der Rückenlehne nicht rückseitig herausführe. Abgesehen davon geht das Zusammenschrauben wie im Schlaf. Nach rund 15 Minuten steht der Stuhl vor mir.

Unter dem Nacken-Kissen verbirgt sich das Razer-Logo.
Unter dem Nacken-Kissen verbirgt sich das Razer-Logo.
Kunstleder und grüne Ziernähte.
Kunstleder und grüne Ziernähte.

Mir gefallen das schwarze Kunstleder und die grünen Nähte auf Anhieb. Er sieht tadellos verarbeitet aus. Das Leder fasst sich beinahe gleich an, wie bei einem nobelchairs Hero. Irgendwie näher an echtem Leder, als etwa das Kunstleder bei Stühlen von Corsair oder DXRacer.

Metallfusskreuz und klassische Bürostuhl-Rollen.
Metallfusskreuz und klassische Bürostuhl-Rollen.

Die klassischen Bürostuhl-Rollen verhindern zwar, dass du mit dem Iskur Rennen veranstalten kannst. Dafür rollst du aber auch nicht bei jeder kleinsten Bewegung davon, wie es bei Stühlen mit Skater-Rollen der Fall sein kann. Jedenfalls hat er auch auf glattem Boden genügend Halt. Das Fusskreuz ist aus Metall, was der Langlebigkeit entgegenkommen dürfte.

Wie bei allen Gaming-Chairs sind Bedienelemente und Armlehnen aus Kunststoff. Die Lehnen-Oberflächen sind angenehm gummiert. Die Lehnen können in vier Richtungen verstellt werden – hoch/runter, links/rechts, vor/zurück oder schwenken.

Der Lordosenstützen-Hebel links im Bild vor der Armlehne ist etwas umständlich zu erreichen.
Der Lordosenstützen-Hebel links im Bild vor der Armlehne ist etwas umständlich zu erreichen.

Bis auf den Hebel der Lordosenstütze sind dieselben Bedienelemente verbaut, wie bei jedem Gaming Chair. Unter dem Stuhl lässt sich die Stärke der Wippfunktion an einem Drehknauf verstellen. Die Arretierung dazu ist links am Stuhl angebracht. Rechts verändere ich die Sitzhöhe und den Winkel der Rückenlehne. Und auch, wie weit die Lordosenstütze ausgefahren wird. Dieser Hebel ist jedoch etwas umständlich zu erreichen, da er direkt vor der Armlehne angebracht ist.

Die Lordosenstütze kann stufenlos bis 15 cm ausgefahren werden. Das sieht dann so aus.
Die Lordosenstütze kann stufenlos bis 15 cm ausgefahren werden. Das sieht dann so aus.

Ausserdem funktioniert der Hebel bei erster Betätigung nur mit etwas Kraftaufwand. Was sich allerdings nach einigen Malen dran ziehen legt. Dafür ist die Funktion von Beginn weg top. Wie ein Bierbauch fährt die Stütze bis zu 15 cm aus dem Stuhl. Um sie wieder einzufahren, muss ich beim Ziehen des Hebels kraftvoll mit dem Rücken dagegen drücken. Die Stütze ist robust gebaut.

Wer genügend gross ist, hat nebst dem Bierbauch im Rücken auch ein Razer-Kissen im Nacken.

Vier Wochen sitzen: So gut ist der Bierbauchstuhl

Um eine Zweitmeinung einzuholen, lasse ich meine Frau immer wieder Gaming Chairs probesitzen. Wobei es meistens bei einem kurzen Test bleibt und sie danach gleich wieder auf ihren gewohnten noblechairs-Stuhl mit fettem Kissen im Rücken zurückwechselt. Das Kissen hat sie aufgrund ihrer Grösse von 152 cm. Jedoch zeigt sich beim Razer Iskur, dass sie ohne Kissen perfekt sitzt. Die Lordosenstütze ist schätzungsweise zu zwei Drittel ausgefahren. Und ich bin vorerst meinen Stuhl los – zumindest in den Abendstunden.

Um dennoch in den Genuss des Bierbauches zu kommen, nutze ich den Gaming Chair fortan tagsüber beim Arbeiten. Die Lordosenstütze habe ich dabei nur etwa zu einem Zentimeter ausgefahren. So fühlt sie sich für meinen Rücken perfekt an. Auch, da sie weder zu hart, noch zu weich ist und sich beim Anlehnen etwas an die Form meiner Lordose anpasst. Genauso sitzt es sich auch, mein Po mag die Stuhlhärte ebenso.

Nun verstehe ich meine Frau. Wobei der Stuhl weder bei ihr, noch bei mir grösser sein dürfte. Bist du grösser als 181 cm oder kleiner als 152 cm, dürfte die Lordosenstütze deinen Rücken am falschen Ort stützen oder deine Füsse reichen nicht mehr bis zum Boden. Natürlich spielt auch die Körperform eine Rolle – zur Erinnerung; in den Stuhl passt am besten ein spargeliger Tarzan.

Was mir in den Wochen danach beim Testen gefällt: Auf dem Stuhl sitzend kann ich konzentriert arbeiten. Bin ich tief in der Materie versunken, sitze ich in gesunder, aufrechter Sitzposition, wobei die Lendenwirbelstütze absolut hilft. Wenn ich nicht im Homeoffice arbeite, dann sitze ich im Büro auf einem Giroflex-Stuhl, der top ist und auch eine genauso gute Stütze hat. So gesehen überrascht mich das nicht. Es erinnert mich jedoch daran, dass ich dies gerne auch künftig zuhause hätte. Dennoch tut bei anderen Gaming Chairs diesbezüglich auch ein grosses Kissen seinen Dienst, wenn auch nicht gänzlich gleich gut.

Fazit: Hast du eine Lordosenstütze, möchtest du sie behalten

Razer lässt mit dem Iskur und seiner Lordosenstütze meine Frau und mich bequem sitzen. Unsere Rücken schmerzen dabei auch nach stundenlangen Arbeits- und Gaming-Sessions nicht. Das ist wundervoll. Ich mag Stühle, die nicht nur cool aussehen, sondern auch bequem sind.

Der Zusammenbau ist, unter Beachtung des richtigen Herausführens des Lordosenstützen-Kabels, simpel. Anfangs geht der Hebel dieser Funktion etwas schwer, was sich allerdings bald legt. Das Einzige, was mir am Bierbauch-Racing-Style-Stuhl nicht gefällt, ist, dass er nicht für ein gelegentliches Nickerchen genutzt werden kann. Das geht mit dem Maximum von 139 Grad Rückenlehnenwinkel schlecht. Wer das möchte, sollte allenfalls zu einem Gaming Chair von Corsair greifen, die können meisten bis in die Waagrechte verstellt werden.

Gefällt dir der Razer Iskur und seine Lordosenstütze, und du bist dir sicher, nicht doch lieber einen Stuhl von Giroflex zu wollen (ja, ich liebe Giroflex), dann kann ich ihn dir empfehlen. Meine Frau tut das ebenso.

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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


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