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Sabrina Kriesi. Beruf: Yogalehrerin

Aus einem Hobby wurde Leidenschaft, aus Leidenschaft wurde Beruf. Sabrina Kriesi hat die Ruhe in einer Welt gefunden, die immer hektischer wird.

«Wenn du Yoga einmal pro Woche machst, dann verändert das deinen Körper», sagt Sabrina Kriesi. Die 28-Jährige sitzt auf einem Stück Kork auf einer Yogamatte am Boden.

«Wenn du Yoga dreimal pro Woche machst, dann verändert es deine Gedanken.» Obwohl sie ihre Beine ständig bewegt – mal im Schneidersitz, mal zieht sie ihr linkes Knie zum Kinn hoch und fasst sich an den nackten Fuss –, bleibt ihr Oberkörper unbewegt.

«Wenn du Yoga täglich machst, dann verändert es dein Leben». Ihr Blick geht an die Decke, ihre langen, dunklen Wimpern fallen auf. Die Yogalehrerin mit Tattoos beginnt zu erzählen. Sie erzählt eine Geschichte über Yoga, sich selbst, das Leben und Kerzen.

Die Matte in Neuseeland

Das Leben zwischen Hotel und Traumstränden im Land, das als Mittelerde in «Lord of the Rings» herhält, hat aber seine Schattenseiten. «Ich hatte es irgendwann satt, an Weihnachten und Neujahr und an anderen Feiertagen zu arbeiten», sagt sie. Etwas Wehmut schwingt in ihrer Stimme mit. So ganz hat sie die Ferne nicht losgelassen. Aber, und da ist sie sich sicher, sie schätze die Zeit mit der Familie an Feiertagen.

In Neuseeland entdeckt Sabrina, die sich selbst als «flatterhaft» bezeichnet, das Yoga. Zuerst als Schülerin. «Ich habe mich da mal angemeldet, dann bin ich jeden Tag gegangen. So motiviert mit eigener Matte und alles». In ihrer Stimme schwingt ein bisschen Bissigkeit mit, die irgendwas zwischen Ironie und Unschuld vermuten lässt. So irgendwas wie «Ich hatte damals keine Ahnung...»

Doch Sabrina bleibt dabei. Yoga jeden Tag. Körperveränderung. Gedankenveränderung. Ihr Leben beginnt sich zu ändern.

Aus Schülerin wird Lehrerin

Sabrina sucht die Ruhe, die Erdung und die Balance

So kommt es, dass Sabrina sich dem traditionellen Haṭha-Yoga verschreibt. Sie reist nach Bali. Dort absolviert sie ein Teacher-Training. 200 Stunden Yoga, Siebentagewochen, Sabrina versinkt im Yoga, verinnerlicht Atem- und Bewegungsübungen, ihr Geist verändert sich. Sie lernt, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten weiter zu geben.

«Der Yoga-Stil, den du willst, ist nicht zwingend der Stil, den du brauchst.»

Die Frage nach dem Stil, welcher Stil zu wem passt, sei nicht einfach. Sie zieht einen Vergleich herbei: Vinyāsa (विन्यास) und Haṭha (हठ). Und sie ärgert sich über Power Yoga.

Vinyāsa: Der ständige Fluss

Das Wort «Vinyāsa», mit scharfem S und kurzem ersten A, besteht eigentlich aus zwei Wörtern. «Nyasa» heisst so viel wie «platzieren» und «Vi» bedeutet «in spezieller Art und Weise». Im Yoga wird der Begriff für den Übergang zwischen zwei Positionen verwendet, oder aber als Name für einen ganzen Stil.

Beim Vinyāsa geht es um die Vergänglichkeit und die Impermanenz, nichts für Sabrina

«Vinyāsa ist gar nichts für mich», sagt Sabrina. Denn das Konzept Vinyāsas ist, dass der Körper in einem steten Fluss ist. Kaum eine Position wird lange gehalten, der Körper kommt unter Feuer. Für eine Persönlichkeit wie Sabrinas – feurig, impulsiv und aktiv – würde das keinen Ausgleich bringen. «Im Gegenteil, es würde mich nur noch mehr aus der Balance werfen», sagt sie.

Haṭha: Die Balance zwischen Sonne und Mond

Das Wort Haṭha setzt sich aus zwei Silben zusammen. «Ha» steht für die Sonne, «ṭha» für den Mond. Die zwei Silben haben aber noch weitere Bedeutungen, unter anderem «Hartnäckigkeit» und «Anstrengung». Wo Vinyāsa ein Fluss der Impermanenz ist, will Haṭha das Gegenteil sein. Es will dich lehren, deinen Geist zu beruhigen, ihn zu kontrollieren und zu erden.

«Genau das ist es, was mich zum traditionellen Haṭha Yoga gebracht hat», sagt Sabrina, die allgemein durch recht wenig aus der Ruhe gebracht zu werden scheint. Ihre Bewegungen auf der Matte sind geübt, wirken stark und weich. Wenn sie sich bewegt, versinkt Sabrina in ihrer eigenen Welt, nimmt die Aussenwelt nur bedingt wahr.

«Zu Anfang war es höchst ungewohnt, einfach mal still zu stehen», sagt sie. Denn in Neuseeland hat ihr Leben zwischen Hotelhektik und Surfbrett kaum mit Stillstand zu tun. Und dann, auf einmal: Stillstand. Meditation. Ruhe. «Das bringt mich auf den Boden zurück», sagt sie.

Auch während der Übungen ist ein Kernaspekt des Haṭha Yoga der des Innehaltens. Asanas, die Positionen, werden gehalten. Sabrina bückt sich, streckt einen Arm zu Boden und einen gegen den Himmel und harrt aus. Ihre Muskeln spannen sich an, doch ihre Atmung bleibt ruhig, ihre Augen öffnen sich, aber sie blickt nichts Spezifisches an.

Jedes Asana, also jede Pose, bewirkt etwas anderes im Körper und im Geist

Die Atmung wird im Yoga als Prāṇāyāma (प्राणायाम) beschrieben. Sie sei ein Spiegel der körperlichen und geistigen Verfassung. Der Spiegel reflektiert aber nicht nur das Innere, sondern kann dem Innern den Spiegel vorhalten. Wenn du trotz Stress deine Atmung beruhigen kannst, dann beruhigt sich dein Inneres.

Power Yoga: Für Instagram und Followers

Einen Yoga-Stil, wenn der denn so genannt werden dürfe, mag Sabrina aber gar nicht: Das moderne Power Yoga.

«Wer sich nur für die fancy Verrenkungen und Posen interessiert, der hat Yoga nicht verstanden», sagt sie mit atypischer Härte. Ihr Gesicht verhärtet sich, die grossen braunen Augen werden kleiner, die Mundwinkel spannen sich an.

Sie beginnt eine Tirade, die kein gutes Haar am trendigen Yoga-Stil lässt. Diejenigen, die Power Yoga betreiben, denen ginge es nur um Fame und Instagram Likes. «Klar, sieht alles total gut aus und es strengt den Körper an. Aber der mentale Aspekt, der geht komplett verloren.»

Beim Power Yoga fehlt Sabrina der spirituelle Aspekt

Sie zieht den Vergleich mit einem Auto oder einem Fahrzeug. «Your body is a vessel», dein Körper ist ein Fahrzeug. Yoga, so fährt Sabrina in schnellen Worten fort, sei wie die Tankstelle. «Da tankst du Energie, du lernst dich zu kontrollieren und zu konservieren.» Ohnehin, die Meditation sei das anstrengendste Asana, die anstrengendste Pose. Denn das sei der Ort, an dem der Geist wirklich angestrengt wird.

Im krassen Gegensatz dazu geht es beim Power Yoga um «den lässigen Kopfstand auf den Ellbogen».

Das Müesli auf dem Tisch

Alleine mit Bewegung und Meditation ist es im Haṭha Yoga nicht getan. Denn jeden Morgen, wenn Sabrina zur Arbeit geht, ist sie bereits in der Küche gestanden. Sie bereitet sich jeden Tag ein Müesli zu. Aus frischen Früchten und Getreide. Auch das ist Aspekt des Haṭha Yoga: Die Ernährung.

Was für andere der Kaffee am Morgen ist, ist für Sabrina das Müesli

Im Yoga ist die Ernährung leicht verdaulich, frisch und vor allem vegetarisch. So soll der Yoga-Maxime «Einfaches Leben, erhabenes Denken» genüge getan werden. Zudem überlädt die einfache Ernährung den Magen nicht, gibt aber dem Körper, was er braucht um gut zu funktionieren.

«Ohne mein Müesli am Morgen bin ich komplett unbrauchbar», sagt Sabrina, die die Schüssel voll Früchte und Gemüse mit dem Morgenkaffee oder der Zigarette nach dem Aufstehen anderer vergleicht. Ohne sie geht gar nichts. Die Nichtraucherin lacht. «Im Ernst», fügt sie an. Das Lachen verschwindet von ihrem Gesicht.

Yoga hat Sabrinas Leben verändert.

Sie lebt bewusster, ernährt sich gesünder. Und sie lernt weiter. Nebst dem zusätzlichen Fitnesstraining macht sich die Lehrerin so oft wie möglich zur Schülerin, bildet sich weiter. Denn nur aus einer guten Schülerin könne eine gute Lehrerin werden, da ist sie sich sicher. Nebst Yoga-Lektionen bei Lehrer Stephen Thomas – mehrmals wöchentlich – hat sie sich ein neues Mammut-Projekt vorgenommen: 300 Stunden Weiterbildung, berufsbegleitend.

«Ich werde mehr über Anatomie, Körper- und Knochenbau lernen und meine Kenntnisse vertiefen. Dreihundert Stunden on und off the mat», sagt Sabrina. Die Begeisterung schwingt mit. Es werde zwar hart, aber eines weiss sie mit Sicherheit: Sie hat nie ausgelernt.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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