Snapdragon 855: 8 Cores, 7nm, WiFi 6, 5G, 4K, USB3.1 und 2gbps
Hintergrund

Snapdragon 855: 8 Cores, 7nm, WiFi 6, 5G, 4K, USB3.1 und 2gbps

Das neueste System-on-a-Chip aus dem Hause Qualcomm, der Snapdragon 855, bringt endlich 5G auf mobile Geräte. Ein Blick auf die Platinen, die dein Smartphone zum technologischen Wunderwerk machen.

Der Snapdragon 855 ist da. Das Teil ist spannender als jedes Smartphone, sei es Apple oder Android. Denn ohne das System-on-a-Chip (SoC) geht gar nichts. Da Qualcomms Snapdragons den Standard der SoCs des laufenden Jahres vorgeben, sind Szenebeobachter scharf auf zwei Dinge:

  1. Das Datenblatt
  2. Performance Reviews

Ersteres ist recht schnell abgefeiert – machen wir gleich – und zweiteres ist der Punkt, wo mein Job interessant wird. Denn der Markt der SoCs ist umkämpft. Auf dem Android-Markt sind vier SoCs im Ring:

  1. Qualcomm mit seiner Snapdragon-Plattform
  2. Samsung mit dem Exynos SoC
  3. Mediatek mit dem Helio
  4. HiSilicon mit dem Kirin SoC

Der Exynos ist für die erste Auflage der Galaxy-S-Serie bestimmt. Ab Sommer kommen dann Snapdragon Galaxy S Smartphones. Mediateks Helio kommt in billigere Smartphones, die Kirins werden nur in Huawei und Honor Phones verbaut und der Snapdragon zeigt, was die Technologie drauf hat. Darum: Ein Blick auf eine Plattform, die neue Standards setzt. Dieses Jahr wirklich. Ach, und es gibt so sexy Phones wie das hier mit dem Snapdragon 855.

Yessss!
Yessss!
Quelle: Sina Weibo

Eine Sammlung von Schnittstellen

Ohne System-on-a-Chip läuft in deinem Smartphone nichts. Damit dieses Statement Sinn ergibt, müssen wir den Aufbau eines Smartphones schnell auf einfachste Elemente runterbrechen.

  1. Gehäuse
  2. Bildschirm
  3. Kamera, Mikrofon und andere Peripherie
  4. Akku
  5. System-on-a-Chip (SoC)

Das SoC verbindet all die Teile, bietet Schnittstellen, damit alles mit allem kommunizieren kann und enthält Grafikkarte, Soundkarte, Prozessor und Schnittstellen für Bild und Ton. Ein Smartphone-Hersteller geht also hin, macht einen Bildschirm ans SoC, steckt eine Kamera ein, ein Mikro und Lautsprecher, hängt einen Akku dran und packt das alles in ein Gehäuse. Dann etwas Software dazu und fertig. Vielleicht klingt das jetzt etwas einfacher, als es in der Wirklichkeit ist, aber im Wesentlichen geht das so.

Die Snapdragons sind also die SoCs, die Standards setzen bei der Aufgabe, alles in deinem Smartphone zu verbinden. Die Premium-Snapdragons haben aktuell dreistellige Zahlen, die mit der Zahl 8 beginnen. Jüngste Iteration ist der Snapdragon 855.

Das Sony XPeria 1 kommt mit 4K daher. Nur möglich dank verbessertem SoC
Das Sony XPeria 1 kommt mit 4K daher. Nur möglich dank verbessertem SoC
Quelle: sony.com

Dazu bringt der 855er endlich den lang erwarteten und heiss diskutierten Mobilfunkstandard 5G. Mit ihm sind Datenübertragungsraten von 1Gbps und mehr möglich. Zum Vergleich: 4G schleicht mit 150Mbps weit hinterher. Damit du 5G ausnutzen kannst, müssen aber die Mobilfunkbetreiber nachziehen und eine entsprechende Infrastruktur aufbauen. Das soll noch 2019 in der Schweiz geschehen.

Einzig beim Prozessor hat Qualcomm scheinbar gespart. Der Vorgänger, Snapdragon 845, hat mit dem Qualcomm Kryo 385 bis zu 2.8 GHz auf acht Prozessorkernen geliefert. Auf dem 855er-SoC ist der Nachfolger Kryo 485 verbaut. Leistung: bis zu 2.84 GHz auf acht Kernen. Dies kann daran liegen, dass der Snapdragon komplett anders aufgebaut ist. Wo der 845er noch komplett auf 10nm-Technologie basiert, setzt die neue Plattform auf 7nm. Das heisst, dass das SoC kleiner wird. Die Folge: Es braucht weniger Strom, die Performance ist um ein Vielfaches besser, was neue und effiziente Möglichkeiten in Punkt künstlicher Intelligenz (AI) und Dingen wie Extended Reality (XR) zumindest theoretisch zur Verfügung stellt.

Bessere Bilder, besseres Video, besseres alles

Wenn wir das Ultranerdige jetzt mal zur Seite lassen, dann bietet der neue Snapdragon auch ganz alltägliche Verbesserungen. Dank QuickCharge 4+ lädt dein Handy noch schneller. Dazu kann der Grafikchip, der Qualcomm Adreno 640, bis zu 4K Bildmaterial auf Displays liefern.

Sony macht sich das bereits zu Nutze und wagt sich mit dem Sony Xperia 1 auf den Markt. Das Teil hat laut Specs und Marketingmaterial 4K ein Bildschirmseitenverhältnis von 21:9. Das stimmt nicht ganz. Denn 4K ist ein Standard, der als eine Bildschirmauflösung von 2160x3840 Pixel definiert worden ist. Wenn wir das kürzen, dann schaut am Ende ein Bildschirmverhältnis von 16:9 heraus. Bei 21:9 liefert das XPeria 1 1644x3840 Pixel. Knapp vorbei, aber trotzdem beeindruckend. Es soll ab Sommer erhältlich sein.

Vom Hersteller zusätzlich aufgemotzt: Das Nokia 9 Pureview läuft noch auf dem 845er Snapdragon
Vom Hersteller zusätzlich aufgemotzt: Das Nokia 9 Pureview läuft noch auf dem 845er Snapdragon
Quelle: Nokia

Das Nokia 9 Pureview setzt derweil auf ganz andere Aspekte, nicht aber auf den Snapdragon 855. Auf dem Flaggschiff der Finnen ist immer noch der 845er verbaut, trotzdem liefert das Teil noch nie gesehene Kamera-Performance. Das Pureview ist ein Paradebeispiel dafür, dass das SoC alleine noch kein tolles Phone macht, aber das SoC als Vorlage brauchen kann.

Der Snapdragon 855 ermöglicht die Verarbeitung von mehr Bildinformationen. Die Kameraschnittstelle auf dem SoC ermöglicht Videoaufnahmen in 4K mit High Dynamic Range Bildinformationen (HDR10) und schickt Bildinformationen aus einem Dual Camera Setup mit bis zu 30 Frames pro Sekunde und 22 Megapixel Bildauflösung von Kamera an die Software. Aus einer Einzelkamera geht das mit bis zu 48 Megapixeln. In derselben Qualität konnte der 845 nur 16 und 32 Megapixel, da der Snapdragon noch Multi Frame Noise Reduction, also Bildbereinigung macht und das ganze mit Zero Shutter Lag (ZSL), also ohne Verzögerung aufnimmt. Ohne die ganzen Software Features kann der Snapdragon 855 bis zu 192 Megapixel verarbeiten. Aber Achtung: Das ist nur das, was das SoC liefert.

Was Hersteller wie Nokia in ihre Phones verbauen, kommt noch dazu. Denn dank diesen Modifikationen ist ein funktionierendes Kamerasystem erst möglich. Nokia nimmt also den 845er, baut oder kauft Hardware sowie Software dazu und am Ende hast du ein Kamerasystem wie kein zweites, selbst wenn die Hardware grundlegend nicht dafür ausgelegt ist.

In eigener Sache: Schau mal dieses sexy Phone an

Eigentlich wär ich hier fertig. Aber bei der Recherche zu diesem Artikel ist mir das Xiaomi Mi 9 Explorer Edition über den Weg gelaufen. Das Teil hat nicht nur den Snapdragon 855 verbaut und ist Teil der Marketingmaschinerie zum Kinofilm «Alita: Battle Angel», sondern hat eine transparente Rückenplatte.

Das ist doch ein extrem schönes Smartphone, nicht? Klar, die Szene zerreisst sich das Maul darüber, dass die sichtbaren Teile sicher zum Teil rein dekorativ sind, aber ist das denn so wichtig? Auch nett ist das Standard-Hintergrundbild des Home Screens. Es sieht so aus, als ob es die andere Seite der Maschinerie hinten ist.

Trompe l'oeil 2.0: Das Mi 9 sieht vorne aus, als ob die selben Teile wie hinten verbaut sind
Trompe l'oeil 2.0: Das Mi 9 sieht vorne aus, als ob die selben Teile wie hinten verbaut sind
Quelle: ShiftDelete

Klar, das Mi 9 kann viel mehr und die Werbemaschinerie zu Alita wie auch zum Phone ist im vollen Gange, aber nur schon der Look alleine hat das Phone auf meiner «To Review»-Liste gesetzt.

So. Fertig. Haben wir schönes Phone gesehen. Ich setz mich mal zum Posteingang und warte auf das Mi 9.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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