Sony A7R V mit 8K und einem doppelt beweglichen Bildschirm
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Sony A7R V mit 8K und einem doppelt beweglichen Bildschirm

David Lee
26.10.2022

Ausgerechnet bei seinem Auflösungs-Flaggschiff erhöht Sony die Auflösung nicht. Die Alpha 7R bietet in der fünften Auflage dennoch einige interessante Neuerungen. Ich konnte mir bereits einen ersten Eindruck davon verschaffen.

Das «R» im Namen der Sony A7R steht für Resolution. Im Sony-Lineup ist es die Kamera mit der höchsten Auflösung. Nun kommt die Version V der A7R – doch die Auflösung wird nicht erhöht. Sie bleibt bei 61 Megapixeln. Dafür hat Sony diverse andere Punkte verbessert, vom Bildschirm über den Sucher bis zum Bildstabilisator.

Bessere Bildstabilisierung

Der eingebaute Bildstabilisator gleicht laut Sony jetzt bis zu acht Belichtungsstufen aus statt fünfeinhalb Stufen wie beim Vorgänger. Ein leistungsfähiger Bildstabilisator ist bei einer hochauflösenden Kamera wichtig, da selbst kleinste Verwackler erkennbar sind. Ob es wirklich acht Stufen sind, kann ich nicht prüfen, aber der Unterschied zwischen ein- und ausgeschaltetem Stabilisator ist sehr deutlich.

Hier ein Ausschnitt aus einem Foto mit Brennweite 24 Millimeter und einer halben Sekunde Belichtungszeit.

Zum Vergleich eine Aufnahme mit gleichen Einstellungen, aber ohne Bildstabilisator.

Video mit 8K und 4K50

Im Videobereich hat sich in den letzten drei Jahren viel getan, sodass die Vorgängerin A7R IV nicht mehr auf dem neusten Stand ist. Beispielsweise kann sie 4K nur mit maximal 30 Bildern pro Sekunde (FPS) aufnehmen und 8K geht überhaupt nicht. Anders die A7R V: Sie kann 4K mit bis zu 60 FPS aufnehmen und 8K ist ebenfalls möglich, mit 24 oder 25 FPS. Bei diesen neu hinzugekommenen Modi entsteht allerdings ein leicht verengter Bildausschnitt (Crop-Faktor 1,2).

Hohe Framerates bei 4K sind rechenintensiv, Kameras können daher überhitzen. Sony hat nach eigenen Angaben die Wärmeabführung verbessert. Dennoch wird bei 4K50 oder 4K60 Pixel-Binning und nicht Oversampling verwendet. Oversampling ist rechenintensiver, aber qualitativ hochwertiger. In meinem kurzen Hands-On wurden aber auch die Aufnahmen mit Pixel-Binning sehr scharf.

Besserer Sucher, vielseitiger Bildschirm

Der Sucher der neuen Kamera umfasst 9,4 Millionen Bildpunkte, gegenüber 5,76 Millionen bei der A7R IV. Sie ist damit auf dem gleichen Stand wie die Alpha 1 und die Alpha 7S III. Bei 61 Megapixeln ist diese Verbesserung besonders willkommen – schliesslich möchte man auch im Sucher möglichst viel Auflösung, um die Schärfe zu beurteilen.

Bei diesen Angaben handelt es sich übrigens um Subpixel. Die Pixelzahl ist nur ein Drittel so hoch. In Pixeln beträgt die Auflösung des Suchers 2048 × 1536.

Beim Bildschirm kombiniert Sony zwei verschiedene Bewegungsmechanismen. Einerseits lässt sich der Bildschirm um 180 Grad seitlich herausdrehen und dann um die eigene Achse rotieren, wie es für Videoaufnahmen beliebt ist. Gleichzeitig lässt sich der Bildschirm auch herausziehen und dann nach oben drehen, um von oben darauf zu schauen. Dieser Mechanismus ist weniger flexibel, aber schneller.

Der Bildschirm ist auf alle möglichen Arten beweglich.
Der Bildschirm ist auf alle möglichen Arten beweglich.

Autofokus wird noch ein bisschen intelligenter

Der Autofokus kann neu auch Insekten erkennen und automatisch auf diese scharf stellen. Ich finde es mit diesem neuen Feature deutlich einfacher, brauchbare Insektenfotos zu schiessen. Allerdings ist da noch Luft nach oben: die Kamera fokussiert nicht unbedingt auf die Augen des Insekts. Da im Makrobereich die Tiefenschärfe sehr gering ist, können die Augen deshalb völlig unscharf werden. Zudem erkennt der Autofokus das Insekt nicht schnell genug, um es im Flug zu fokussieren. Die Kamera ist mit zehn Bildern pro Sekunde nicht schneller geworden, hält die Geschwindigkeit aber etwas länger, nämlich für 88 statt 68 RAW-Aufnahmen.

Mit der Insektenerkennung des Autofokus ist es viel einfacher, brauchbare Resultaten zu erzielen.
Mit der Insektenerkennung des Autofokus ist es viel einfacher, brauchbare Resultaten zu erzielen.

Auch Menschen soll die A7R V noch besser erkennen: Mithilfe von künstlicher Intelligenz soll der Autofokus in der Lage sein, Bewegungen zu antizipieren. Die Erkennung von Menschen in Bewegung funktionierte im Hands-On tadellos; aber das ist bei Sony nichts Neues und ich kann nicht sagen, ob das nun noch wesentlich besser geworden ist. Die Bewegungs-Antizipation ist wie die Insektenerkennung ein Feature, das es bislang in keiner anderen Sony-Kamera gibt. Beides sind Neuerungen, die auch in anderen, schnelleren Alpha-Kameras sinnvoll wären. Gut möglich, dass Sony diese über das eine oder andere Firmware-Update nachliefert.

Im APS-C-Modus arbeitet der Autofokus ebenfalls besser. Er umfasst jetzt genau so viele Autofokus-Punkte wie im Vollformatmodus und deckt auch fast das gesamte Bildfeld ab. Im APS-C-Modus wird nur der innere Teil des Sensors genutzt – hauptsächlich, um auch Objektive verwenden zu können, die für kleinere Sensoren gebaut wurden.

Ah, da war doch noch was: Die Bildqualität

Die Empfindlichkeit bei schwachem Licht wurde irgendwie verbessert, Sony blieb da im Vorfeld aber vage. Zudem hat der Hersteller an der Farbreproduktion und am Weissabgleich geschräubelt. Es handelt sich mit Sicherheit nicht um bedeutsame Verbesserungen gegenüber dem Vorgänger.

Dieses unbearbeitete JPEG habe ich mit 25600 ISO geschossen. Unten ein kleiner Ausschnitt davon. Die RAW-Dateien der Kamera lassen sich zum Zeitpunkt dieses Hands-On noch nicht bearbeiten, weil mein RAW-Konverter das neue Format noch nicht unterstützt.

Die Sony Alpha 7R ist voraussichtlich ab Mitte November 2022 lieferbar. Erhältlich bleiben auch das Vorgängermodell IV und eine leicht aktualisierte Version des Vorvorgängers die Sony A7R III A.

Sony Alpha 7RV (61 Mpx, Vollformat)
Kamera
5119,– EUR

Sony Alpha 7RV

61 Mpx, Vollformat

Sony Alpha 7R IV Body (61 Mpx, Vollformat)
Kamera

Sony Alpha 7R IV Body

61 Mpx, Vollformat

Sony Alpha 7R III (42 Mpx, Vollformat)
Kamera

Sony Alpha 7R III

42 Mpx, Vollformat

Sony Alpha 7RV (61 Mpx, Vollformat)
5119,– EUR

Sony Alpha 7RV

61 Mpx, Vollformat

Sony Alpha 7R IV Body (61 Mpx, Vollformat)

Sony Alpha 7R IV Body

61 Mpx, Vollformat

Sony Alpha 7R III (42 Mpx, Vollformat)

Sony Alpha 7R III

42 Mpx, Vollformat

Fazit: Potenzial der Auflösung wird besser genutzt

Das Hauptmerkmal der A7R-Serie war immer die hohe Auflösung – so erscheint es zunächst widersinnig, ausgerechnet das nicht zu verbessern. Die Verbesserungen beim Autofokus hat Sony wohl auch im Hinblick auf andere Kameras gemacht. Insofern ist die neue A7R V nicht ganz das, was ich erwartet habe.

Nützlich und sinnvoll sind die Neuerungen trotzdem. Bei der Auflösung bestand nicht unbedingt Handlungsbedarf – 61 Megapixel reichen für praktisch alles aus. Wichtiger ist, dass die Auflösung voll ausgeschöpft werden kann. Dafür braucht es nicht nur hochwertige Objektive, sondern auch einen leistungsfähigen Bildstabilisator und einen präzisen Autofokus. Die A7R V bringt das alles mit.

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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