
Ratgeber
Streaming-Highlights im Dezember: Diese Filme und Serien darfst du nicht verpassen
von Luca Fontana
Neuer Monat, neue Streaming-Tipps. Ob Netflix, Disney+, Apple TV+ oder Prime Video: Hier erfährst du, was diesen Dezember auf den Streaming-Diensten läuft.
Was macht ein Mathematiker beim Skifahren? Er rechnet mit Brüchen. Das war mein Dezember-Flachwitz. Weiter geht’s mit den Serien- und Film-Tipps, welche diesen Monat auf Netflix und Co. erscheinen.
«Lady Chatterley’s Lover» soll noch heisser werden als «Bridgerton», ebenfalls ein Historien-Drama, schreibt Glamour.de. Tatsächlich gilt die gleichnamige Romanvorlage aus dem Jahr 1928 als eines der ersten seriösen Werke der Weltliteratur, in denen Sex detailliert und ausdrücklich dargestellt wird. Aber nicht nur. Es geht um die unglücklich verheiratete Constance Chatterley, die mehr Selbstbestimmung will. Als ob das nicht genug wäre, stürzt sie sich auch noch in eine Affäre mit dem Wildhüter der Ländereien ihres Mannes. Damit verstiess der verruchte Liebesroman gegen jedwede Sitte und Moral der damaligen Zeit. In England wurde die Publikation sogar ganz verboten: Zu aufrührerisch, skandalös, vulgär und pornografisch, so die Behörden. Erst 1960, über 30 Jahre später, wurde das Verbot aufgehoben. Da bin ich mal auf die neue Verfilmung gespannt.
Start: 2. Dezember
Wo: Netflix
Will Smith. Schwierige Vorgeschichte. Seine Schelle an Chris Rock während der vergangenen Oscar-Verleihung wirft noch heute einen langen, dunklen Schatten auf den einst so sympathischen «Prince of Bel-Air»-Darsteller. Und «Emancipation» schreit geradezu: «Bitte, bitte, bitte gebt mir noch einen Oscar!» Der Film hat nämlich alles, was es nach dem Geschmack der oftmals politischen Academy für einen Oscar-Anwärter braucht: Schauspieler, die sich im Dreck wälzen und die Seele aus dem Leib spielen (Leonardo DiCaprio, «The Revenant»). Nur leise, und genau darum bekömmliche Sozialkritik («12 Years a Slave»). Epische Musik. Dramatische «I must get to my family»-Lines für den Trailer. Und das Wichtigste: Der Film basiert auf einer «wahren» Geschichte. Wie akkurat sie verfilmt wird, bleibt abzuwarten.
Zynismus beiseite. Der Trailer sieht vielversprechend aus, und Antoine Fuqua ist spätestens seit «Training Day» ein hoch angesehener Regisseur. Dazu kommt, dass Will Smith ein verdammt guter Schauspieler ist, der sich seinen Oscar im Tennis-Drama «King Richard» redlich verdient hat – Ohrfeige hin oder her.
Start: 9. Dezember
Wo: Apple TV+
«Kann es genug Verfilmungen des Kinderbuchs geben?», schrieb ich vergangenen September in meinen Streaming-Highlights. Ich hätte besser formulieren müssen. «Gibt es nicht schon genug Verfilmungen?», zum Beispiel. Über 30 Mal wurde Carlo Collodis «Pinocchio» aus dem Jahre 1883 bereits für die grosse Leinwand interpretiert. Mal besser, mal schlechter. Letzteres gilt vor allem für Disneys seelenloses 2022er-Remake seines eigenen Zeichentrickfilms.
Umso schöner, wenn mich der Trailer zu «Guillermo del Toro's Pinocchio» gleich von der ersten Sekunde an packt. Da ist so viel mehr Herzblut und Liebe in jedem einzelnen Frame als im Disney-Remake. Faszinierend ist auch die grosse Portion «Frankenstein», welche Guillermo del Toro – bekannt für seine Monster in Fantasy-Filmen – hat einfliessen lassen. Schliesslich erzählen beide Geschichten von einem Kind, das von einem Vater zum Leben erweckt und in die reale Welt geworfen wird, um herauszufinden, was Menschen zu Menschen macht. Ein Experiment, auf das ich mich besonders freue.
Start: 9. Dezember
Wo: Netflix
Erinnerst du dich noch an die beiden «National Treasure»-Filme mit Nicolas Cage? Der erste kam 2004 in die Kinos, also mitten in meiner Jugend. Die vielen Logiklöcher und hölzernen Dialoge waren mir damals egal. Ich war eh zu jung, um es besser zu wissen. Aber die Filme hatten viel Witz, Tempo, Action und Charme – typisch für Filme des Star-Produzenten Jerry Bruckheimer. Jetzt, 18 Jahre später, kommt also eine Disney+-Serie, welche die abenteuerliche Schnitzeljagd fortführt. Meine Erwartungen sind nicht besonders hoch. Aber wer weiss, vielleicht könnte die Serie gerade deswegen positiv überraschen.
Start: 14. Dezember
Wo: Disney+
«Tschugger», Leute! Wer die erste Staffel noch nicht gesehen hat: Nachholen. Aber pronto! Denn wenn David Constantin, Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller in einer Person, etwas bewiesen hat, dann dass die Schweiz ja doch Humor kann. Die Serie dreht sich um den Tschugger – Walliserdeutsch für Polizist – Bax (eben: David Constantin). Auf sein Konto ging anno dazumal die Verhaftung des berüchtigten Walliser Hanfbauers Bernard Rappaz (natürlich nur in der Serie). Aber seit Bax’ steilem Aufstieg herrscht Flaute im unspektakulären Wallis – bis eines Tages ein Mordversuch den halben Kanton ins Chaos stürzt.
Die erste Staffel war grandios. Auch dank der zum Schreien komischen Nebenrollen. Wie zum Beispiel die des Zürcher Praktikanten Smetterling (ohne «Sch», weil Cedric Schild ihn lispelnd spielt) oder die des ständig besorgten Pirmin (Dragan Vujic). Nicht unerwähnt bleiben darf Belinda Bencic Patty Schnyder (danke @rribolla für den Hinweis). So heisst Bax’ Pistole. «Tschugger» fühlt sich dabei wie ein billiger Mix aus 1970er-Krimi und «Magnum»-Abklatsch an – das meine ich positiv. Hast du Sky Show, kannst du die zweite Staffel bereits jetzt an einem Stück geniessen (mit Untertitel, weil das Walliserdeutsch kaum zu verstehen ist). Sky hat die Serie nämlich mitproduziert. Wer kein Abo hat, kann ab dem 18. Dezember jeden Sonntagabend auf SRF 1 reinschauen.
Start: 18. Dezember
Wo: SRF 1, 22:35 Uhr
«Jack Ryan», Tom Clancy’s Action-Spionage-Thriller-Serie (ja, es ist von allem etwas dabei) geht in die dritte Runde. Wieder mit an Bord: John Krasinski. Du kennst ihn womöglich als Jim aus «The Office». Für mich ist er vor allem der titelgebende CIA-Analyst, der sich nicht davor scheut, die Hände schmutzig zu machen. Krasinski ist aber weiss Gott nicht der erste Schauspieler, der Tom Clancy’s berühmte Romanfigur verkörpert hat.
Anno 1990 war es der blutjunge Alec Baldwin, der Ryan in «The Hunt for Red October» verkörpert hat. Später übernahm Harrison Ford in «Patriot Games» und «Clear and Present Danger» die Rolle. Anfang 2002 gebührte Ben Affleck in «The Sum Of All Fears» die Ehre – mein persönlicher Favorit unter den Jack-Ryan-Verfilmungen. But wait, there’s more. Jack Ryan wurde 2014 noch ein letztes Mal für die grosse Leinwand adaptiert – in «Jack Ryan: Shadow Recruit», mit Chris Pine. Du siehst: Die Figur des Jack Ryan ist schon fast so geschichtsträchtig wie James Bond, inklusive Romanvorlage. Und der Handlung aus dem Trailer nach vermute ich, dass ausgerechnet das Buch «The Sum Of All Fears» erneut Pate für eine Jack-Ryan-Adaption stand – geil!
Start: 21. Dezember
Wo: Amazon Prime Video
Regisseur Ryan Johnson ist ein Mann, der die Menschen durchaus spalten kann. Bestes Beispiel: «Star Wars: The Last Jedi». Während der Film bei Kritikerinnen und Kritikern für Begeisterungsstürme sorgte, wollten Fans am liebsten Mistgabel und Fackeln rausholen und Johnson aus Hollywood vertreiben. Sein «Knives Out» hingegen war ein schräg-witziger Krimi à la «Cluedo», der bei allen verdammt gut ankam – nicht zuletzt wegen Daniel Craigs untypisch witzigen und exzentrischen Meisterdetektiven Benoit Blanc. Kein Wunder, gibt’s gleich mehrere Fortsetzungen. Überraschend ist nur, dass sie nicht fürs Kino gedreht werden, sondern direkt auf Netflix landen; der Streaming-Riese hat sich die Rechte für gleich zwei Fortsetzungen gesichert. Nun, mir soll’s Recht sein. Hauptsache, wir kriegen mehr vom ungewohnt lustigen Daniel Craig zu sehen.
Start: 23. Dezember
Wo: Netflix
Kollege Phil war sich im vergangenen Podcast sicher: «Barbarian» ist ein waschechter Horror-Thriller. Ein perfekter Gruselfilm. Und je weniger man vorab über den Film weiss, desto besser. Darum möchte ich mich auch gar nicht gross über die Handlung auslassen. Nur das: Der Film ist erst ab 18 Jahren freigegeben. Ui.
Start: 28. Dezember
Wo: Disney+ (Star)
Die Gefechte waren vorbei, aber die Soldaten kämpften noch immer. Rückblenden, Albträume und Depressionen quälten sie. Einige sprachen undeutlich. Andere konnten sich nicht konzentrieren. Nervös und heimgesucht rangen die Soldaten mit den Erinnerungen des Krieges.
Kriege. Kämpfe. Hinrichtungen. Auf die Psyche des Menschen wirken solche Dinge nicht erst seit 1980, als die Diagnose PTBS zum ersten Mal gestellt wurde, verheerend, sondern seit Tausenden von Jahren. Denn wir Menschen sind von Natur aus ausgesprochen soziale und altruistische Tiere: Wir haben keine Klauen, um uns zu wehren. Keine Fangzähne, um zu jagen. Kein dickes Fell zur Verteidigung. Es ist allein die Fähigkeit zur Kollaboration – zur Zusammenarbeit, Einfühlsamkeit und Empathie –, die den Menschen die besten Überlebenschancen gab und sogar zur erfolgreichsten Spezies der Gegenwart gemacht hat.
Kriege sind darum widernatürlich. Sie werden von einigen wenigen angezettelt und fügen der Psyche Millionen von Menschen – Soldatinnen und Zivilisten gleichermassen – grossen Schaden zu. Harry Turner ist einer der Betroffenen. Als er mit schweren Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen aus Afghanistan zurückkehrt, will er im peruanischen Amazonas sein Leben beenden. Dann trifft er aber auf die Naturschützerin und Wissenschaftlerin Samantha Zwicker. Sie vertraut ihm nicht nur ein verwaister Ozelot an. Sie gibt Turner auch einen neuen Sinn im Leben. Nämlich den Ozelot – Keanu – grosszuziehen und auszuwildern. Der Trailer der abendfüllenden Doku lässt mich jetzt schon wie ein Schlosshund weinen. Must-see!
Start: 30. Dezember
Wo: Amazon Prime Video
Ich habe keinen blassen Schimmer, was in diesem Trailer vor sich geht – genau das mag ich. Regie hat der US-amerikanische Regisseur Noah Baumbach geführt. Baumbach ist vor allem für «Marriage Story» bekannt. Darin wurde Schauspieler Adam Driver für den Oscar für die beste männliche Hauptrolle nominiert. Und Adam Driver ist es auch, der in «White Noise» erneut die Hauptrolle spielt. Gute Vorzeichen.
Bei der Recherche zum Film stosse ich auf die gleichnamige Romanvorlage aus dem Jahr 1985, deren Geschichte Autor Don DeLillo im Grunde zweiteilt: Der zunächst noch in der «heilen Welt» spielende erste Teil ist geprägt von satirischer Kritik und teils absurden Szenen rund um das akademische Leben an einer provinziellen Hochschule samt harscher Medienkritik: DeLillo soll in seiner Betrachtung der Medien 1985 schon fast prophetisch die Entwicklungen und negativen Auswirkungen der Sozialen Medien vorhergesagt haben, so der Spiegel. Dann der zweite Teil: der Chemie-Unfall. Die Ereignisse überschlagen sich. Die Geschichte ist fortan deutlich düsterer und befasst sich mit der Angst vor dem Tod. Für mich steht darum fest: Dieser Film wird geguckt.
Start: 30. Dezember
Wo: Netflix
Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»