Studie zum Personalmangel in Kitas: Sicherheit der Kinder in Gefahr
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Studie zum Personalmangel in Kitas: Sicherheit der Kinder in Gefahr

Anne Fischer
28.3.2023

Eine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der Personalnotstand in deutschen Kitas die Sicherheit der dort betreuten Kinder gefährdet.

Der gemeine Anruf am Morgen: am einen Ende ein müder Elternteil, der zur Arbeit muss, am anderen Ende eine Erzieherin, umgeben von Kindergebrüll. Ob es wohl möglich sei, das Kind heute mal zu Hause zu lassen oder eine andere Betreuungsmöglichkeit wahrzunehmen?

Was nach einer absoluten Ausnahme klingt, wird immer mehr zum Regelfall in Deutschland. Eine Studie des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Personalsituation an deutschen Kitas extrem verschlechtert hat. Dazu wurden 5387 Kita-Leitungen befragt.

Fast zwei Drittel der befragten Kita-Leitungen gaben an, dass sie in den zurückliegenden zwölf Monaten in mehr als 20 Prozent der Arbeitszeit mit zu wenig Personal arbeiten mussten. Hochgerechnet heißt dies, dass in 10000 der 60000 Kitas in Deutschland mit derart starker Personalunterdeckung gearbeitet wurde, dass diese der Aufsichtspflicht nicht mehr gerecht werden konnten. «Diese Kitas konnten den Betrieb im Durchschnitt an mehr als jedem zweiten Tag nur unter Gefährdung der Sicherheit der zu betreuenden Kinder aufrechterhalten», sagte Toni Neckov, Vizepräsident des VBE, bei der Vorstellung der Studie. In 64 Prozent der Krippen mit Kindern unter drei Jahren und in 78 Prozent der Gruppen mit Kindern bis zu vier Jahren ist der Betreuungsschlüssel schlechter als wissenschaftlich empfohlen: Der legt ein Verhältnis von einem Erzieher zu drei Kleinkindern beziehungsweise zu sieben bis acht Vorschulkindern nahe.

Personalmangel gefährdet frühkindliche Bildung

Die Zahl der Einrichtungen, die eine verlässliche Betreuung zeitweise nicht mehr gewährleisten können, hat sich innerhalb eines Jahres verdoppelt. Sieben von zehn Kita-Leitungen gaben an, dass sich der Personalmangel negativ auf den Kernauftrag der Einrichtung – die frühkindliche Förderung – auswirke. Fast 90 Prozent der Befragten sagten, dass pädagogische Angebote wegen des Personalmangels entfallen mussten.

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Noch dazu seien die noch angestellten Erzieher oftmals krankgeschrieben. Und das Personal, das die Situation stemmen muss, zieht oftmals Konsequenzen: So gibt ein Viertel der befragten Kita-Leitungen an, dass es in ihren Einrichtungen verstärkt zu Kündigungen gekommen sei. «Das sind erschreckende Ergebnisse, die deutlich machen, dass die Politik ihrer gesetzlichen Verantwortung nicht gerecht wird», warnt Neckov. Die Kündigungen seien ein «eindringlicher Hilferuf und die Verpflichtung zum Handeln.»

Hohe Wertschätzung für Kita-Personal

Dennoch brachte die Studie auch Erfreuliches zutage. So stellte sich heraus, dass acht von zehn Kita-Leitungen ihren Job gerne ausüben. Denn sie und ihre Mitarbeiter erfahren im Job eine hohe Wertschätzung: Sei es durch die Eltern oder die Kinder selbst, aber beispielsweise auch durch die Träger. Die Studie offenbarte jedoch, dass sich das Kita-Personal durch die Politik kaum wertgeschätzt fühlt.

Vorletzter Platz für Kinderbetreuung in der Schweiz

Übrigens kam eine länderübergreifende Unicef-Studie aus dem Jahre 2021 zu dem Ergebnis, dass es auch in der Schweiz Aufholbedarf in puncto Kinderbetreuung gibt: Auf eine Betreuungsperson kämen demnach rund 18,2 Kinder. Inwiefern der Betreuungsschlüssel die Sicherheit der Kinder gefährdet, wurde jedoch nicht beleuchtet. Weitere Kritikpunkte waren die zum Teil sehr hohen Kosten sowie die Tatsache, dass nur ein Drittel der Eltern von Kindern mit bis zu drei Jahren das Angebot überhaupt nutzen. Im Ranking landete die Schweiz auf Platz 38 der 41 untersuchten Länder. Hingegen schnitt Deutschland vergleichsweise gut ab: Es landete nach Luxemburg, Island, Schweden und Norwegen auf Platz 5.

Titelfoto: Pexels/Oleksandr Pidvalnyi

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