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News & Trends

TCL will den OLED-Markt: Muss sich LG warm anziehen?

Luca Fontana
24.6.2020

Das chinesische Tech-Unternehmen TCL möchte den OLED-Markt erobern. Dafür spannt es mit dem Joint-Venture JOLED zusammen. Die Massenproduktion soll innerhalb der kommenden drei Jahre beginnen.

TCL, das chinesische Tech-Unternehmen, will in naher Zukunft grossflächige OLED-Panels herstellen. Dies verrät TCLs Kooperationspartner: JOLED.

JOLED Inc. [...], das OLED-Displays entwickelt, herstellt und verkauft, gibt den Abschluss einer Kapital- und Geschäftsallianz mit TCL CSOT bekannt, [...] einer Tochtergesellschaft des chinesischen High-Tech-Unternehmens TCL.
JOLED Inc., 19. Juni 2020

Besonders spannend ist dabei das neuartige Produktionsverfahren: Die OLED-Schicht soll auf eine hauchdünne Glasschicht gedruckt werden, vergleichbar mit Farbe auf Papier bei einem Tintenstrahldrucker.

Dass die Ankündigung gerade jetzt kommt, überrascht dennoch: Aktuell sorgt TCL nämlich für positive Schlagzeilen mit seiner für LCD-Fernseher bestimmten Mini-LED-Technologie. Also einer jener Technologien, die OLED dereinst ablösen soll, wenn es nach jenen Herstellern geht, die keine OLED-Fernseher verkaufen.

Aber die Mission scheint klar: TCL und JOLED wollen sich qualitativ vom OLED-Monopolisten LG Display, bei dem sämtliche OLED-TV-Hersteller ihre OLED-Panels beziehen – auch Sony, Philips und Panasonic –, abheben.

Wie bitte, ausgedruckte OLED-Fernseher?

Zunächst mal etwas Trivia, damit wir alle vom Selben sprechen: Was genau ist ein OLED-Fernseher?

Anders als herkömmliche LCD-Fernseher benötigen OLED-TVs keine Hintergrundbeleuchtung. Ihre LEDs sind nämlich so klein gebaut, dass sie nicht nur Lichtquelle, sondern gleichzeitig auch Pixel sind. Technisch gesprochen werden Kohlenstoffverbindungen mit elektrischen Impulsen zum Leuchten gebracht. Darum der Name: OLED, also «organic light emitting diode».

Ein OLED-Pixel besteht aus mehreren Subpixeln. Bei LG sind es deren vier:

  1. Ein Rotes
  2. Ein Blaues
  3. Ein Grünes
  4. Ein Weisses

Zusammen ergeben sie das Bild. Dank dem zusätzlichen weissen Subpixel erreichen LGs OLED-TVs eine gute Gesamthelligkeit. Allerdings wird bei hohen Helligkeiten das Farbvolumen eingeschränkt.

Im Gegensatz zu LGs OLED-Displays sollen die gedruckten OLED-Bildschirme aus dem Hause TCL und JOLED eine RGB-Pixelmatrix nutzen – ohne das weisse Subpixel. Die im Druckverfahren hergestellten OLED-Pixel sollen dennoch genauso hell leuchten wie LGs und gleichzeitig mehr Farbvolumen haben. Wie? Noch zappeln wir im Dunkeln; Details kennt niemand.

Apropos: JOLED ist ein Joint-Venture, zu dem bekannte Marken wie Sony, Panasonic und Japan Display gehören. Gegründet wurde es 2015, um die Produktion von OLED-Displays via Drucktechnik zu erforschen. Bisher konnte JOLED bloss in kleineren Formaten – 21.6 und 32 Zoll – gedruckte OLED-Displays produzieren. Genutzt werden sie vor allem im medizinischen Bereich.

TCL, der unbekannte chinesische TV-Riese

Mittlerweile ist TCL, gemessen an verkauften Fernsehern, der drittgröste Hersteller der Welt. Und damit die wohl am schnellsten wachsende TV-Marke. Nur Samsung und LG verkaufen aktuell mehr Fernseher pro Jahr.

TCLs grosser Stolz: Seine Vidrian Mini-LED-Technologie.

Kurz gesagt: Mini LED steht für tausende dicht nebeneinander liegende LEDs, die für das Hintergrundlicht sorgen. Der Unterschied zu Full Array Local Dimming (FALD) liegt lediglich in der Anzahl Dimmzonen: FALD-Spitzenmodelle kommen auf etwa 500 Dimmzonen. TCLs erste Generation von Mini-LED-TVs schafft etwa 1000.

Grosse Worte, TCL. Grosse Worte.

Die Überraschung, die keine ist – aber irgendwie schon

Anders als die ältere, selbstleuchtende TV-Technologie [OLED], die mit hellen Räumen und der intensiven Nutzung von Spielkonsolen Mühe hat, liefern unsere Mini-LED-Fernseher überragende Kontraste und helle Bilder für jeden Nutzungszweck.
TCL Press Release, CES 2020, Las Vegas

Dass TCL OLED als «ältere TV-Technologie» bezeichnet, ist kein Zufall. Tatsächlich habe ich vor etwa einem Jahr mit TCL-Mitarbeitern über Zukunftspläne und Strategien des Unternehmens gesprochen. Ihre Kernaussage: Die OLED-Technologie gebe es schon seit zehn Jahren und stehe darum kurz vor dem Ende seines Entwicklungszyklus’.

In Zahlen: OLED habe bisher etwa 5000 gemeldete Patente – Experten erwarten insgesamt 5500 bis 6000 Patente. Die QLED-Technologie habe erst 600 gemeldete Patente – etwa 8000 Patente werden erwartet, ehe QLED am Ende seines Zyklus’ sei. Ergo: Nicht OLED, sondern das erst noch etwa dreijährige QLED sei die TV-Technologie der Zukunft.

Jetzt das Aber: Die Mitarbeiter versicherten mir, dass TCL trotz OLED-Bedenken bei beiden Technologien – OLED und QLED – am Ball bleiben wolle. Mehr noch. TCL möchte ab 2022 gar QLED-Fernseher mit selbstleuchtenden Pixeln produzieren – also einen Hybriden aus QLED- und OLED-Technologie bauen.

Damals nannten das die TCL-Mitarbeiter noch «H-QLED». Mittlerweile vermute ich jene Technologie dahinter, an die Samsung derzeit mit Hochdruck arbeitet und die beim südkoreanischen TV-Hersteller gar das generelle Aus für LCD-Bildschirme bedeuten würde: Quantum-Dot-OLED. Kurz: «QD-OLED».

Überraschend ist also nicht, dass TCL dem anderen südkoreanischen TV-Hersteller, namentlich LG, den OLED-Markt streitig machen will. Überraschend ist das gewählte Produktionsverfahren. Eben: Das Druckverfahren JOLEDs. Niemand redet da mehr von einem QLED/OLED-Hybriden.

Es sei denn, TCL tüftelt an beiden Technologien. Und QLED. Und Mini LED. Und Micro LED.

Eine derart aggressive, weil teure Forschungs- und Entwicklungsstrategie spricht für verdammt hohe Ambitionen. TCL will Samsung wohl das oberste Treppchen in Punkto verkaufter Fernseher streitig machen – und zwar bald.

Muss sich LG jetzt warm anziehen?

Bleibt die Frage, ob LG bald in die OLED-Schranken gewiesen wird. Geschlagen in ihrem Heimstadion, sozusagen. Nun, vermutlich nicht. Sicher nicht allzu bald.


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Titelbild: Polina MB / Shutterstock.com

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Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


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