«The Mandalorian», Kapitel 20: Das Findelkind
Hintergrund

«The Mandalorian», Kapitel 20: Das Findelkind

Luca Fontana
21.3.2023

Lange mussten wir auf diesen Flashback warten. Jetzt ist er da: Endlich erfahren wir, wer Jüngling Grogu aus dem Jedi-Tempel gerettet hat. Und zwar jemand, den absolut niemand auf der Rechnung hatte: Jar Jar Binks. Kein Scheiss.

Willkommen zur neuesten Folgenanalyse, wo wir die besten WTF-Momente und wichtigsten Easter Eggs besprechen. Eines vorweg: Das ist eine Folgenbesprechung. Mit Spoilern! Schau dir also zuerst «The Mandalorian – Chapter 20: The Foundling» an, bevor du weiterliest.


Nicht allen gefiel «Chapter 19: The Convert», die vergangene Folge. Zu viel Zeit soll mit den Figuren des übergelaufenen Imperialen Dr. Pershing und der hinterhältigen Ex-Kommunikationsoffizierin Elia Kane verbracht worden sein. Ich sehe es anders: Die George Orwells’schen Einflüsse einer dystopischen Zukunft, in der ein böser Staat von einer nur milderen Version abgelöst wurde, fand ich spannend. Auch, weil der Einschub endlich die Lücke zu schliessen beginnt, die immer noch zwischen der klassischen Trilogie und der Sequel-Trilogie klafft: Was geschah, als das Imperium gestürzt wurde? Und was wurde aus der Rebellen-Allianz?

Und: Die Folge könnte das Fundament für viel Grösseres gelegt haben. Dr. Pershing ist ein Klon-Wissenschaftler. In Kapitel 3 experimentierte er mit Grogu, dem machtsensitiven Kind. In Kapitel 12 sahen wir einige seiner fehlgeschlagenen Experimente, die leblos in Bacta Tanks trieben. In Kapitel 16 sprach Pershing davon, nicht einfach nur klonen zu wollen, sondern aus verschiedenen Spender-DNAs das Beste zu nehmen und damit neues Leben zu erschaffen. Reden wir hier von der Erschaffung des Supreme Leader Snoke? Oder sogar des Imperators selbst?

  • Hintergrund

    «The Mandalorian», Kapitel 19: Der Bekehrte

    von Luca Fontana

Nun, «Chapter 20: The Foundling» lässt diese Fragen offen. Dafür beantwortet es eine andere, die wir Fans uns seit Jahren stellen: Wer rettete Grogu aus dem Jedi-Tempel?

Die Mandalorianer

«One doesn’t speak unless one knows», besagt der Kodex der Children of the Watch. Mit anderen Worten: Unterschätze niemals deinen Gegner. Genau das tut das Findelkind aus «Chapter 17: The Apostate, als ihm der kleine Grogu als Herausforderer vor die Nase gesetzt wird. Beide sind Teil des harten Trainings, das das mandalorianische Volk bereits von Kindesbeinen an zelebriert. Hat was von Spartiaten. Oder Wikingern.

Nicht grundlos. Das zeigt uns der Blick hinter die Kulissen. Der erste Mandalorianer, den wir je in «Star Wars» gesehen haben, war Boba Fett. Nur wussten wir das damals noch nicht, als er 1980 bei seinem ersten Auftritt in «The Empire Strikes Back» das Licht der Leinwand erblickte. Erst 22 Jahre später, in «Attack of the Clones», wurden wir etwas schlauer. Dann nämlich, als Jango Fett, der beste Kopfgeldjäger der Galaxis, eingeführt wurde. Jango stellte die genetische Vorlage für die Grosse Armee der Republik, die Klonkrieger. Als Bezahlung habe Jango nebst Geld nur um einen einzigen Gefallen gebeten: Einen weiteren, allerdings normal schnell alternden Klon, den er als seinen eigenen Sohn grossziehen könne – Boba Fett.

Ein junger Boba Fett (links) und sein Vater, Jango Fett (rechts).
Ein junger Boba Fett (links) und sein Vater, Jango Fett (rechts).
Quelle: Disney / Lucasfilm

Jango trug schon damals die ikonische mandalorianische Rüstung, die nach dessen Tod an Boba überging. Nur galt sie damals noch als gestohlen, und Jango (noch) nicht offiziell als Mandalorianer. Dieses Detail wurde erst vor drei Jahren in «Chapter 12: The Tragedy» nachträglich ergänzt. Demnach sei Jango Fett genau wie Din Djarin ein Findelkind gewesen, der Jahre vor dem Ausbruch der Klonkriege in den Mandalorianischen Bürgerkriegen gekämpft und sich dafür als Dank und Anerkennung seiner Loyalität die grüne, ikonische Beskar-Rüstung verdient hat.

Jango ist nicht der einzige, der zwischen «Attack of the Clones» und «The Tragedy» eine komplette Vorgeschichte spendiert bekommen hat. Zunächst war es das Videospiel «Knights of the Old Republic», das 2003 aus den Mandalorianern eines der gefährlichsten und kriegerischsten Völker der Galaxis gemacht hat, nur übertroffen von der bösen Sith-Armee, die erst vor 1000 Jahren in der siebten Schlacht von Ruusan ausgelöscht wurde. Ironischerweise sogar von einem der ihren, Darth Bane, der anschliessend die Regel der Zwei einführte – ein Meister, der die Macht verkörperte, und ein Schüler, der sie begehrte.

Es gab insgesamt sieben Schlachten auf Ruusan. Die siebte ist die berühmteste von allen.
Es gab insgesamt sieben Schlachten auf Ruusan. Die siebte ist die berühmteste von allen.
Quelle: StarWars.com

Im Jahr 2010 war es dann Dave Filoni – übrigens Co-Schöpfer von «The Mandalorian» –, der mit der «Clone Wars»-Serie immer mehr Details über die Mandalorianer preisgab. Zunächst lernten wir die Death Watch kennen, eine Gruppe religiöser Eiferer, welche die alten Kriegertraditionen fortführen wollte. Ihnen gegenüber standen die Neuen Mandalorianer, angeführt vom Herrscherhaus Kryze. Sie waren es auch, die den Bürgerkrieg letzten Endes gewannen, hierarchische Strukturen errichteten und eine Regierung mit Erbschaftsfolge einsetzten.

Filoni betonte dabei immer wieder, dass in seiner Vorstellung die alten Mandalorianer das Wikinger-Volk des «Star Wars»-Universums seien. Darum verlieh er der Death Watch und der Children of the Watch – deren Nachfolger – ein «nordisches Flair», mit traditionellem V-förmigen Brustpanzer als Grundlage aller Mandalorianer-Rüstungen und -Helmen. Und: Genau wie die alten Wikinger die Kinder ihrer Sklaven adoptierten und zu Kriegern ausbildeten, nehmen die Children of the Watch Findelkinder in ihre Stämme auf. Diese sollen dann auf den Kodex schwören und fortan als Mandalorianer leben – unabhängig davon, ob ihre ethnische Herkunft mandalorianisch ist oder nicht. Genau so wurde Jango Fett zu einem Mandalorianer. Und Din Djarin nach ihm.

Und wer weiss, Grogu vielleicht auch?

Die Entführung

Zurück zum Duell zwischen Grogu und dem Findelkind. Grogu schlägt das Findelkind mit links. Kein Wunder: Wie einst Yoda in «Attack of the Clones» wirbelt er wild umher und lässt sich nicht treffen. «Ich habe es ihm nicht beigebracht», sagt Din Djarin stolz. Und ich grinse, weil ich weiss, wen er meint: Luke Skywalker.

Lange hält die Freude über den Sieg des kleinen Grogu nicht an. Plötzlich taucht ein Jai'galaar auf – ein Kreischhals. «Kein Geräusch ist für die Kreaturen der mandalorianischen Nacht furchterregender als der durchdringende Schrei der Jai'galaar. Sie sind zwar unübertroffene Jäger, aber nie gefährlicher als bei der Verteidigung ihrer Nester», sagte einst Tor Vizla, Anführer der Death Watch zu Zeiten des mandalorianischen Bürgerkriegs, über die furchterregenden geflügelten Bestien. Und genau so ein Biest entführt das Findelkind und bringt es zu seinem Nest – ausgerechnet.

Mama Jai’Galaar und ihre drei Babys.
Mama Jai’Galaar und ihre drei Babys.
Quelle: Disney / Lucasfilm

Nun ist es an Din Djarin, Paz Vizla – ein Nachfahre von Tor Vizla – und Bo-Katan aus dem Hause Kryze, das Findelkind zu finden und vor dem Jai'galaar zu retten. Bevor’s soweit ist, kommt es aber zur grossen Enthüllung, auf die wir warten, seit vor drei Jahren in «Chapter 13: The Jedi» herauskam, dass Grogu im Jedi-Tempel auf Coruscant aufwuchs. Nämlich: Wer hat ihn damals vor Order 66 gerettet?

Die Überraschung

Es ist das schwere Stampfen von hartem Durastahl auf unnachgiebiges Beskar, das in der Schmiede der Waffenmeisterin Funken sprüht und Grogu zurück an seine Rettung denken lässt. Zunächst verschwommen. Dann immer klarer. Klonkrieger bahnen sich unerbittlich den Weg durch den Tempel der Jedi. Ihr Auftrag: Tötet jene, die Verrat gegen die Republik begangen haben – die Jedi.

Es ist der krönende Abschluss des von Kanzler Palpatines von langer Hand vorbereiteten Plans, die Jedi zu stürzen und auf deren Asche das Galaktische Imperium zu errichten. Dass die Jedi nie Verrat begangen haben, können die Klone nicht wissen. Ja, nicht mal hinterfragen: Ein Inhibitor Chip wurde ihnen vor ihrer Geburt ins Gehirn gepflanzt. Der zwingt sie zu unerschütterlichem Gehorsam dem Kanzler gegenüber, der sich schon bald als Darth Sidious zu erkennen geben wird – nach der Vernichtung der Jedi. Und mittendrin: Grogu.

Klonkrieger stürmen den Jedi-Tempel, um Order 66 auszuführen.
Klonkrieger stürmen den Jedi-Tempel, um Order 66 auszuführen.
Quelle: Disney / Lucasfilm

Lange war nicht bekannt, wie Grogu aus dem Jedi-Tempel entkam. Wir wussten nur: Jemand muss ihn gerettet haben. Schliesslich ist Grogu zu dem Zeitpunkt etwa 22-jährig. In seiner Spezies, zu der auch Meister Yoda gehört, zählt das immer noch zum Säuglingsalter. Nur: Wer könnte ihn gerettet haben? Theorien wurden viele gesponnen. Von der siebten Schwester aus «Star Wars: Rebels» über Padawan Reva aus der «Obi-Wan Kenobi»-Serie bis hin zu Meisterin Yaddle aus «Tales of the Jedi» und Jedi-Ritterin Barriss Offee aus «The Clone Wars» wurden so ziemlich alle Namen in den Raum geworfen. Alle. Nur einer nicht.

Kelleran Beq.

Kelleran… wer!?

Der Retter

Okay. Die Enthüllung hat etwas Antiklimatiktisches. Kelleran ist kein grosser Name, der die Fan-Herzen höher schlagen lässt. Kelleran ist ein Jedi-Meister, der vor ein paar Jahren für eine Kinder-Gameshow erfunden wurde: «Star Wars: Jedi Temple Challenge». Darin müssen Kinder in 2er-Teams gegeneinander antreten und allerlei Prüfungen bestehen. Und jetzt halt dich fest: Kelleran Beq wird darin von Schauspieler Ahmed Best verkörpert, der zuvor niemand geringeres als – okay, einatmen, tief einatmen – Jar Jar Binks gespielt hat!

Also gut. Grogu wurde von Jar Jar Binks, Pardon, Jedi-Meister Kelleran Beq gerettet. Abgesehen vom etwas unterwältigenden Namen ist der Angriff auf den Tempel und die anschliessende Verfolgungsjagd quer durch Coruscant mal wieder grandios inszeniert, vor allem für eine TV-Serie. Hut ab. Star-Wars-Action at its finest. Und es kommt später sogar noch mehr. Aber vorher: Was wissen wir denn über Kelleran Beq, abgesehen von seiner Gameshow-Herkunft?

Kelleran war ein Jedi-Meister, der äusserst geschickt im Umgang mit Lichtschwertern war. So geschickt gar, dass er bereits zu Padawan-Zeiten den Spitznamen «sabered hand» bekam. Später wurde er selbst zum Jedi-Lehrmeister, der Padawane während ihrer Jedi-Prüfungen beaufsichtigte. Laut Schauspieler Best soll Kelleran gar der erste Jedi gewesen sein, der sich ausschliesslich dem Lehren widmete – wie eine Art «Dekan» für Jedi-Schülerinnen und -Schüler. Und: Kelleran liess sich stark von Obi-Wan Kenobis und Yodas fürsorglicher Art der Mentorschaft inspirieren. Kellerans Kampfstil hingegen guckte sich Best von den Shaolin-Mönchen ab, die er als Kind in seinen Lieblings-Kung-Fu-Filmen sah.

Ob Kelleran Beq lebt? Darüber wissen wir nichts. Wir wissen nur – dank Grogus Flashback – dass sie gemeinsam mit Hilfe sympathisierender Mitglieder der Königlichen Naboo-Sicherheitskräfte aus dem Tempel entkommen und von Coruscant fliehen konnten.

Der Kodex

Den Schlusspunkt der Folge setzt die Rettung des Findelkindes. Bo-Katan wird dabei tiefer in die Traditionen der Kinder der Watch eingeführt. Ironisch: Je mehr Zeit sie mit ihnen verbringt, desto mehr scheint sie sich zu ihrem altertümlichen Kodex hingezogen. Dabei standen sie und die Watch einst auf gegensätzlichen Seiten – zuerst während des mandalorianischen Bürgerkriegs, dann während der Belagerung von Mandalore, ehe die Klonkriege endeten.

Letztlich glückt die Rettung. Und auch hier gab’s wieder grossartige Star-Wars-Action. Was wir dabei erfahren: Das Findelkind ist der Sohn des Paz Vizla, selbiger Paz Vizla stellt sich bei der Rettung reichlich blöd an und Bo-Katans Schiff hat offenbar genug Platz für einen ganzen Trupp Mandalorianer samt drei Baby-Jai'galaar, die nunmehr mutterlos sind. Aber wie sagt der Kodex der Children of the Watch? Findelkinder zu retten, ist die höchste aller Ehren. Selbst wenn es sich um wilde Kreaturen handelt – Kreaturen, die eines Tages im Kampf geritten werden können. Bedenken wir, wie gefährlich ein ausgewachsener Jai'galaar alleine ist, dann will ich gar nicht wissen, wie gefährlich es wird, wenn er von einem kriegerischen Mandalorianer geritten wird.

Und hey – Mandalorianer scheinen es im Blut zu haben, gefährliche Bestien zu reiten. Boba Fett ritt in «The Book of Boba Fett» einen ausgewachsenen Rancor. Der Grosse Mand’alor sogar einen Mythosaurier, ehe diese Wesen vor Tausenden von Jahren scheinbar ausstarben.

Wieder zurück im Versteck wird Bo-Katan von der Waffenmeisterin gefragt, ob sie auf ihr neues Beskar-Rüstungsstück das Symbol der Nite Owls will. Das war einst die meist weibliche Eliteeinheit der Mandalorianer, die vor langer Zeit von Bo-Katan angeführt wurde. Als Bo-Katan sich während des mandalorianischen Bürgerkriegs der Death Watch anschloss, stellten sich die Nite Owls ebenfalls auf die Seite der extremistischen Gruppe. Nachdem aber der böse Darth Maul die Death Watch von Innen korrumpierte und sich selbst zum neuen Anführer ernannte, spalteten sich die meisten Nite Owls wieder ab – und wurden fortan Teil des Widerstands, der Maul und sein Schattenkollektiv bis zur Belagerung von Mandalore bekämpfte.

Bo-Katan Kryze (links) zu Zeiten der Belagerung von Mandalore.
Bo-Katan Kryze (links) zu Zeiten der Belagerung von Mandalore.
Quelle: Disney / Lucasfilm

Zum Schluss packt dann aber auch Bo-Katan aus. Sie teilt der Waffenmeisterin mit, einen lebendigen Mythosaurier in den Lebenden Wassern unterhalb der Minen Mandalores gesehen zu haben. Die Waffenmeisterin gratuliert ihr zunächst zu dieser Vision – Mythosaurier sind zwar das Symbol aller Mandalorianer, aber nunmehr Mythos. Bo-Katan hält aber daran fest, dass der Mythosaurier echt war. Und die Waffenmeisterin? Sie lässt sich nichts anmerken.

«This is the Way», sagt sie nur, ganz gemäss dem Kodex.


Wie hat euch der Start gefallen? Gibt’s noch Easter Eggs, die mir entgangen sind? Schreibt es in die Kommentare. Nächsten Mittwoch (spätestens Donnerstag) mache ich mit der Folgenbesprechung von «Chapter 21» weiter.

Titelfoto: Disney / Lucasfilm

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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