
Hintergrund
Einst belächelt, heute beliebt: Die Schultüte ist definitiv in der Schweiz angekommen
von Katja Fischer
Affe, Löwe, Schmetterling, Lama – der Schreibtisch unserer Tochter verkommt zu einem wahren Zoo. Verantwortlich dafür sind die herzigen Schreibstifte von Legami, die seit einigen Jahren sehr beliebt sind.
Wie die Zeit vergeht! Da habe ich unserer Tochter doch erst noch die Windeln gewechselt – und jetzt geht sie schon in die erste Klasse. Pünktlich zum Schulstart hat Zoe natürlich eine Schultüte gekriegt. Natürlich, weil Kollegin Katja völlig recht hat: Der deutsche Schultüten-Brauch ist definitiv bei uns angekommen.
Nun ist ja nicht nur die Schultüte wichtig, sondern auch was drin steckt. Verantwortungsvolle Eltern, wie wir es manchmal meistens sind, haben wir Zoe allerlei Nützliches für ihren neuen Schulalltag reingepackt, darunter eben auch diverse Stifte von Legami.
Ich habe vorher noch nie von dieser Marke gehört. Kein Wunder, zumal Alberto Fasso Legami erst 2003 in Mailand gegründet hat. Also lange nach meiner Schulzeit, wo wir unseren Füllfederhalter noch am Tintenfass auf dem Tisch des Lehrers nachfüllen mussten.
Na jedenfalls hat Fasso mit Legami ganz offensichtlich einen guten Riecher gehabt. Denn gerade die bunten und tierischen Schreibstifte sind seit einigen Jahren sehr beliebt und schwer begehrt bei (Schul)Kindern, und zwar international. Das Sortiment erstreckt sich dabei über verschiedene Schreib- und Malstifte sowie allerlei Zubehör wie Spitzer, Etuis oder Radiergummis. Was immer gleich bleibt, sind die herzige Tierli-Optik und die Farben. Ach, und die Radiergummis sollen duften.
Ja, diese süssen Stifte seien der heisse Scheiss, lasse ich mich auch von meiner Frau belehren. Deshalb hat sie für Zoe heimlich gleich etwa ein Dutzend davon inklusive Zubehör im Legami-Laden gekauft, als sie im Sommer zu zweit ein paar Tage in Italien waren. Weil’s dort günstiger sei, meint meine Sparfüchsin. Also quasi ein Urlaub im Sinne des Familienbudgets, vorbildlich!
Ich verstehe absolut, warum Kinder die Sachen von Legami so toll finden. Sind ja auch wirklich süss, allen voran die Gelstifte. Aber haben sie über ihre Optik hinaus noch etwas zu bieten? Nun ja, du kannst mit ihnen schreiben und das Geschriebene wieder löschen (was Schulen gar nicht mal so gerne sehen). Möglich macht das die Kugel am anderen Ende der Stifte, mit der du die wärmeempfindliche Tinte problemlos entfernen kannst.
Toll ist auch, dass das Ende eines Schreibzyklus nicht zwangsläufig das Ende des Stifts bedeuten muss. Ist die Tinte trocken oder verbraucht, füllst du einfach eine Mine nach.
Dass die Legami-Stifte auch einfach herzig sind, habe ich schon erwähnt, oder?!
Angesichts dessen kann ich mir durchaus Sinnloseres vorstellen als die Freude an ein paar Stiften. Zum Beispiel der Hype ums Plastiknuggis sammeln, den auch ich in den frühen 90er-Jahren mitgemacht habe. Dass das mehr so ein Mädchending gewesen sein soll, wie die Bunte schreibt, war mir damals nicht bewusst und ist auch einfach Blödsinn. Schliesslich weiss sogar unsere Tochter, dass es sowas wie Buben- oder Mädchensachen nicht gibt!
Unsere Tochter macht gerade ihre ersten Schritte in der Schule. Unter den Kindern sind ihre Legami-Stifte noch gar kein Thema. Früher oder später wird sich das wohl ändern, und dann müssen wir uns auch mit den möglichen Schattenseiten solcher Konsumtrends auseinandersetzen.
Expertinnen und Experten zufolge werden solche Produkte mit ihren gerade noch erschwinglichen Preisen zielgerichtet an Kinder und Jugendliche verkauft. Durch limitierte Sondereditionen werden sie zum Kauf angeregt, der eine Art Dopamin-Kick auslöst. In der Folge erlernen die Kinder ein ungesundes Konsumverhalten und der soziale Druck unter ihnen, diese Produkte zu besitzen, wird gefördert, wie 20 Minuten schreibt.
Ohne das in Abrede stellen zu wollen, stehen dafür doch wir Eltern in der Verantwortung, um möglichst Gegensteuer zu halten und bei den ersten negativen Anzeichen zu reagieren.
Bis jetzt freut sich Zoe einfach über ein paar herzige Schreibstifte, die sie zu Hause benutzen darf. Ich freue mich mit ihr und benutze manchmal auch einen – wenn sie es nicht sieht.
Übrigens: Der aktuelle Labubu-Hype geht komplett an unserer Tochter vorbei. Sie findet diese Temu-Monchichis mit Fratze einfach nur hässlich. That’s my girl!
Legami oder Labubu, wie stehst du zu solchen Trends? Wie viele Tierlistifte hat dein Kind schon? Verrate es mir in den Kommentaren.
Ich bin Vollblut-Papi und -Ehemann, Teilzeit-Nerd und -Hühnerbauer, Katzenbändiger und Tierliebhaber. Ich wüsste gerne alles und weiss doch nichts. Können tue ich noch viel weniger, dafür lerne ich täglich etwas Neues dazu. Was mir liegt, ist der Umgang mit Worten, gesprochen und geschrieben. Und das darf ich hier unter Beweis stellen.