
Volkswagen will Auto-Software selbst entwickeln

Der deutsche Autohersteller tüftelt im Digital-Lab in Berlin an neuer Software. Die Eigenkreation fürs Auto soll feste Grössen wie Apple, Google und Microsoft aus den Fahrzeugen verdrängen.
VW will künftig eigene Software entwickeln und damit den Etablierten in der Branche den Kampf ansagen. Die Vorherrschaft von Apple, Google und Co. in den heutigen Autos soll mit dem Endprodukt der hauseigenen Digital-Labs angegriffen werden. Unter anderem – Volkswagen unterhält insgesamt sieben Digital-Labs – wird auch in Berlin intensiv an der Software geforscht und programmiert. Laut einem Bericht des Handelsblattes sollen die Software-Entwickler dazu beitragen, aus dem traditionsreichen Autokonzern auch ein IT-Unternehmen zu machen.
Das Navi als Problemzone
Der Hauptgrund, weshalb sich die Branchenriesen aus dem IT-Business überhaupt erst im Gärtchen der Autosoftware einnisten konnten, ist die Tatsache, dass die hauseigenen Produkte der Autohersteller meist out-of-date sind. Insbesondere das Navigationssystem, welches veraltetes Kartenmaterial verwendet, kompliziert zu bedienen ist und weniger Features bietet, macht den Autokonzernen zu schaffen. Daher greifen Autofahrer vermehrt zum Handy – auch, was die Musik im Fahrzeug betrifft. Ganz alleine stemmt VW die «eigene» Software dann doch (noch) nicht: Der Autoproduzent beabsichtigt, vorerst rund 60 Prozent aller fahrzeugbezogenen Software in-house zu entwickeln.

In der Software-Entwicklung sind die Deutschen aus Wolfsburg bislang auf wackligen Beinen unterwegs. Beispielsweise wurde die Zusammenarbeit mit Aurora, einem Spezialisten für autonomes Fahren, nach nur sechs Monaten wieder beendet. Die Software von ehemaligen Google- und Tesla-Mitarbeitern hat die Niedersachsen scheinbar nicht überzeugt. Als neuen Partner setzt Volkswagen – zusammen mit Ford – nun auf Argo AI, ein Startup, das an selbstfahrenden Fahrzeugen tüftelt.
2.6 Milliarden US-Dollar sollen bei dem Deal geflossen sein, 500 Millionen davon an Ford selbst. Eine offene Frage bleibt jedoch: Was passiert bei VW mit all dem restlichen Geld, das in die Forschung und Entwicklung fliesst? Gemäss eines Spiegel-Berichts investierte Volkswagen 2018 beinahe 16 Milliarden Dollar in ebenjene Bereiche. Der Riesenbetrag soll vor allem für künstliche Intelligenz und Industrie-4.0-Technologien verwendet worden sein. Ob das etwas bringt, ist fraglich. Denn ebenfalls laut Spiegel ist die äussere Wahrnehmung der Innovation bei VW eine ganz andere – dort ist der deutsche Autohersteller nicht in den vorderen Rängen zu finden.
Die Angst vor den Grossen
Software, Steuergeräte, Prozessoren und Minicomputer machen je länger je mehr die Steuerzentrale und somit den Hauptteil des heutigen Fahrzeugs aus. Bisher setzten die Autohersteller nur auf externen Support, wenn die Komplexität der Software die eigenen Fähigkeiten überstieg. Daher fanden Microsoft, Google und Apple den direkten Weg ins Auto relativ mühelos.

Navigationsgeräte sind nur ein Beispiel, wie sehr die Technologie von Fahrzeugherstellern derjenigen der globalen IT-Player nachhinkt. Staumeldungen oder Bauarbeiten findest du in den allerwenigsten vorinstallierten Navis – und wenn doch, dann ist eine Aktualisierung schwierig und teuer. Der Griff zum Smartphone ist nur logisch.
Volkswagen hat diesen Trend erkannt und will reagieren. Obwohl es niemand aus den VW-Werken im niedersächsischen Wolfsburg offen ausspricht: Google, Apple und Co. sollen baldmöglichst wieder aus den Autos verschwinden.


Wenn ich nicht gerade haufenweise Süsses futtere, triffst du mich in irgendeiner Turnhalle an: Ich spiele und coache leidenschaftlich gerne Unihockey. An Regentagen schraube ich an meinen selbst zusammengestellten PCs, Robotern oder sonstigem Elektro-Spielzeug, wobei die Musik mein stetiger Begleiter ist. Ohne hüglige Cyclocross-Touren und intensive Langlauf-Sessions könnte ich nur schwer leben.