Von Googles Chatbot-Fail, einem fallenden Börsenkurs und neuen KI-Features
Hintergrund

Von Googles Chatbot-Fail, einem fallenden Börsenkurs und neuen KI-Features

Martin Jud
9.2.2023

Mit einem Tweet hat Google seinen neuen KI-Chatbot Bard angeteasert. Nun hat Reuters herausgefunden, dass dieser in der Vorschau eine falsche Antwort liefert. Aufgedeckt wurde dies praktisch parallel zur Vorstellung neuer KI-Funktionen für die Suche, Maps und Lens. Der Aktienkurs fällt danach rapide.

Eigentlich hätte dies eine grosse Woche für Google werden können. Mit dem Chatbot namens Bard gibt es einen Ausblick auf die Antwort auf OpenAIs ChatGPT. Zudem hält Google mit neuen KI-Features für Google Lens, Maps und weitere Dienste dagegen. Doch dann stellt sich der Suchriese selber ein Bein. Dazu kommt, dass Microsoft dem Unternehmen mit einem eigenen Chatbot mächtig die Suppe versalzen hat.

Doch was ist genau passiert?

Am 6. Februar gab es von Google eine erste Vorschau auf Bard. Der KI-Chatbot basiert auf laMDA. Eine Frage an Bard und seine Antwort wurden in einem Tweet präsentiert. Die Frage lautete: «Welche neuen Entdeckungen des James Webb Space Telescope kann ich meinem 9-jährigen Kind erzählen?»

Dumm nur, dass eine der von Bard als Antwort aufgezählten möglichen Entdeckungen falsch ist:

Bard behauptet, dass das James Webb Space Telescope die allerersten Bilder eines Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems aufgenommen habe. Dass diese Angabe falsch ist, fiel als erstes der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch auf. Richtig ist, dass das europäische Very Large Telescope 2004 den allerersten Exoplaneten vor die Linse bekam.

Am frühen Nachmittag des 8. Februar war noch halbwegs Sonnenschein für Google angesagt. Die Präsentation mit neuen KI-Features startete pünktlich um 14:30 Uhr aus Paris. Doch während des Youtube-Streams zeichnete sich bereits ab, dass für Google nicht alles optimal läuft. Denn Neues zum heiss erwarteten und am Montag angekündigten Chatbot erzählte Google nicht. Ein Startschuss für die ChatGPT-Alternative blieb aus. Und das, nachdem Microsoft am Vortag in einer eigenen Pressekonferenz eine grosse Ankündigung getätigt hatte.

Microsoft hat einen Copiloten entwickelt, der eine verbesserte Version von ChatGPT nutzt. Der Copilot wird in die Websuche Bing und den Browser Edge integriert.

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Im Gegensatz zu Google hat Microsoft eine konkrete KI-Chatbot-Integration, die in den kommenden Wochen immer mehr User erreichen soll, auf den Tisch gelegt. Wer den Copiloten bereits ausprobieren möchte, kann sich auf bing.com/new registrieren und mit etwas Glück bereits heute der neuen Suche erste komplexe Fragen stellen.

Das alles kam bei den Aktionären von Alphabet, dem Mutterkonzern Googles, nicht gut an. Alleine am Mittwoch verlor das Unternehmen 100 Milliarden US-Dollar an Marktwert, das entspricht einem Kursverlust von neun Prozent. Der Glaube daran, dass Google in nächster Zeit einen konkurrenzfähigen KI-Chatbot auf den Markt bringen kann, schwindet.

Dass die eigentlichen Neuerungen der Präsentation von Paris in den Medien in Anbetracht des Desasters untergehen, nimmt zusätzlichen Wind aus den Segeln des Suchmaschinen-Platzhirschs. Dennoch möchte ich dir diese nicht vorenthalten.

Hier die wichtigsten drei KI-Neuerungen Googles in Kurzform:

  • Ab sofort bietet Google eine Kombisuche an, in der Text, Sprache, Bilder und mehr miteinander zu Resultaten führen. So kann das Foto eines Stoffs mit der Lens-Funktion gemeinsam mit dem Wort Kissen zu visuell übereinstimmenden Resultaten führen. Im Idealfall ein Kissen mit dem gleichen Stoffmuster.
  • Maps erhält eine Indoor Live View. Sie wird in den kommenden Monaten ausgerollt und hilft dir, dich besser in Flughäfen, Bahnhöfen oder Einkaufszentren zu orientieren. Ausserdem soll Maps in den kommenden Monaten neue Funktionen speziell für Elektrofahrzeuge erhalten. Damit zeigt die Karten-App dann beispielsweise die besten Ladestopps auf einer Route an.
  • Der Google Übersetzer soll leichter zugänglich werden. Er bietet nun mehr anpassbare Funktionen, neue kontextbezogene Übersetzungsoptionen und ein neues Design.
Titelbild: shutterstock

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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


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